Der Anbieter von Kabelverarbeitungsmaschinen wächst kräftig. Aber die Marge zu steigern, ist eine Herausforderung.
Ist die Luft draussen? Nach einer enormen Kurshausse seit 2012 haben die Komax-Aktien am Dienstag als Reaktion auf den Geschäftsabschluss nachgegeben. Der weltweit mit Abstand grösste Hersteller von Maschinen und Anlagen zur Kabelverarbeitung hat die Erwartungen «bloss» erfüllt. Die Versuchung für Investoren, Gewinn mitzunehmen, war gross.
Komax (KOMN 264.75 -1.94%) hat ein sehr intensives Jahr hinter sich. Es markierte das Ende einer ein Jahrzehnt dauernden, letztlich wenig erfolgreichen Ära der Diversifikation. Im Frühling gelang der seit längerem angestrebte Verkauf der Medizinaltechnikaktivitäten; der Ausstieg aus dem Solargeschäft geschah schon im Herbst 2014.
Auf der anderen Seite kaufte Komax im angestammten Geschäft der Kabelverarbeitung 2016 zu wie schon lange nicht mehr. Vier Akquisitionen erhöhten den Umsatz 9%. Das Wachstum aus eigener Kraft war ebenso hoch. Insgesamt wuchs das Unternehmen fast ein Fünftel.
Klecks im Reinheft
Die Profitabilität hielt nicht Schritt. Restrukturierungskosten und diverse als einmalig bezeichnete Sonderaufwendungen belasteten die Erfolgsrechnung mit 6,4 Mio. Fr.
Auch ohne diese Faktoren nahm die operative Betriebsgewinnmarge 0,5 Prozentpunkte auf 15,3% ab. Vom ersten zum zweiten Semester fiel sie von 16,2 auf 14,4%. Teilweise musste Kunden Volumenrabatt gewährt werden. Ausserdem lag die Marge der akquirierten Unternehmen unter der von Komax.
Knapp 70% des ausgewiesenen Gewinns werden ausgeschüttet. Mit 6.50 Fr. (im Vorjahr 6 Fr.) Dividende rentieren die Aktien aktuell 2,5%, was unter dem Durchschnitt des SPI (SXGE 9624.35 -0.16%) von 3% liegt.
Kein GV-Antrag von Veraison
An der Generalversammlung werden die Aktionäre auch über einen neuen Verwaltungsrat abzustimmen haben: Als sechstes Mitglied zur Wahl vorgeschlagen ist ETH-Elektroingenieur Andreas Häberli, Konzernleitungsmitglied von Dormakaba (DOKA 798.5 -0.31%) und dort zuständig für die digitale Transformation des Sicherheitstechnikers. Anders als im Vorjahr hat die Investmentgesellschaft Veraison, mit knapp 6% Kapitalanteil grösster Einzelaktionär, kein Traktandierungsbegehren gestellt.
Komax kann auf finanziell solidem Fundament in die Zukunft blicken. Auch nach der Anfang 2017 geschehenen Umstellung der Rechnungslegung von IFRS auf Swiss Gap FER und der Verrechnung des Goodwills mit dem Eigenkapital bleibt dessen Anteil an der Bilanzsumme bei deutlich über 60%. Zudem verfügt Komax über Nettoliquidität sowie maximal 140 Mio. Fr. Kreditlinien.
Zentral für Komax ist und bleibt die Entwicklung der Automobilbranche. Mit ihr erwirtschaftet das Unternehmen mehr als 80% des Umsatzes. Dem permanenten Margendruck von Kunden muss Komax mit innovativen Produkten begegnen; mit 7 bis 8% des Umsatzes leitet das Unternehmen etwa das Doppelte des Durchschnittswerts der Schweizer Industrie in Forschung und Entwicklung. Damit sollte es gelingen, die Marktanteile auch in Zukunft mindestens zu halten.
«Wirklich gut gestartet»
Die langfristigen Trends im Automobilsektor sind intakt. Die globale Nachfrage steigt jährlich 2 bis 3%. Der Bedarf an Elektrokabeln und damit das potenzielle Marktvolumen für Komax nimmt seit Jahren doppelt so rasch zu.
CEO Matijas Meyer sagte es an der Jahrespräsentation so: «Das Nervensystem im Auto wird ständig grösser und komplexer.» Elektroautos und noch mehr das autonome Fahren dürften in einigen Jahren die Nachfrage nach Kabeln antreiben – für Aktionäre mit Geduld triftige Gründe, dabeizubleiben.
Für 2017 ist Meyer zuversichtlich: «Wir sind wirklich gut ins Jahr gestartet und gehen davon aus, dass die Dynamik in der Automobilindustrie hoch bleibt.» Spezifischer wollte er sich noch nicht zu den kurzfristigen Aussichten äussern.
Im laufenden Jahr steht nicht zuletzt die Integration der vier übernommenen Gesellschaften im Vordergrund. Die operative Marge sollte wieder steigen, sonst käme das Management langsam in einen Erklärungsnotstand – und Veraison würde wieder mehr Dampf machen.
Die komplette Historie zu Komax finden Sie hier. »
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