Marc Bürki, Gründer und CEO der Onlinebank Swissquote, über Kunden der Roboterberatung, was sie suchen und wie profitabel das Angebot ist.
Als noch niemand von Robo Advisory sprach, lancierte Swissquote (SQN 38.15 -0.26%) 2010 ihr E-Private-Banking. Das Unternehmen gilt damit als Pionier der Bankendigitalisierung.
Herr Bürki, Ihr Robo Advisor ist seit sieben Jahren in Betrieb, dennoch sind die betreuten Vermögen gering. Was sind die Gründe dafür?
Kunden haben immer noch Berührungsängste. Der Grund ist: Wer mithilfe eines Robo Advisor investiert, ist allein. Davor schrecken Kunden noch zurück.
Was tun Sie, um diese Ängste zu zerstreuen?
Wir führen unsere Kunden an die Roboterlösung heran, beispielsweise mit einem Webinar. In diesen Internetkonferenzen zeigen wir den Kunden die ersten Schritte und nehmen ihnen die Angst. Eine Anlageberatung im herkömmlichen Sinn findet aber nicht statt.
Wodurch zeichnet sich der typische Robo-Advisor-Kunde aus?
Es sind keine Spekulanten. Im Gegenteil, ihr Anlageverhalten ist rational. Zudem sind sie sehr technologieaffin. Es sind Leute, die möglichst alles über das Internet beziehen möchten.
Gibt es weitere Merkmale dieser Kunden?
Ja. Sie wollen selbst die Kontrolle über ihr Vermögen. Oft sind sie mit ihren anderen Banklösungen nicht zufrieden. Gründe sind in der Regel eine schwache Performance und immer weniger Kontakt mit dem Berater. Das Alter ist hingegen kein Grund.
Trotz einer bislang verhaltenen Entwicklung rechnen Sie für 2018 mit einem markanten Anstieg der Kundengelder bei Ihrer Robo-Advisor-Lösung. Warum?
Die Akzeptanz von Roboterlösungen hat allgemein zugenommen. Zudem überzeugt die Performance. Da unsere Lösung schon seit 2010 online ist, können wir einen längeren Leistungsausweis zeigen.
Im Schnitt ist das mit E-Private-Banking verwaltete Vermögen im ersten Semester 2017 von 66 000 auf 100 000 Fr. gestiegen. Weshalb?
Die Kunden sind grösser geworden, haben Vertrauen gefasst und ihre Konti zum Teil massiv aufgestockt. Mittlerweile verwalten einige Kunden bei uns Millionen.
Ist das Geschäft mit dem Robo Advisor für Swissquote schon profitabel?
Nein. Die laufenden Kosten werden mittlerweile zwar gedeckt, aber die Entwicklungskosten waren deutlich höher. Aber das Geschäft ist skalierbar, das heisst, der Ertrag steigt, verglichen mit den Kosten, überdurchschnittlich. Brutto verdienen wir etwa 1% auf den Kundengeldern.
Wie viel Geld wollen Sie mit Ihrem Robo Advisor künftig verwalten?
Ende 2017 dürften es etwas mehr als 200 Mio. Fr. sein. Aber das ist erst der Anfang. Im Jahr 2020 wollen wir 1 Mrd. Fr. Kundengelder mit unserer E-Private-Banking-Applikation verwalten.
Gibt es weitere Einsatzmöglichkeiten für Ihren Robo Advisor?
Ja, das Lizenzgeschäft und das Geschäft mit den unabhängigen Vermögensverwaltern.
Was heisst das?
Es lässt sich unsere Lösung unter einem Namen des Kunden einsetzen. Die Swissquote-Lösung ist im Ausland bei zwei Kunden im Einsatz. Eine andere Möglichkeit ist eine Art virtuelle Beratung. Dabei schickt der Kunde uns seine Portfoliodaten, sie werden von unseren Algorithmen optimiert, und der Kunde erhält pro Portfolio Anlagevorschläge.
Und für unabhängige Vermögensverwalter?
Da fungiert Swissquote als Buchungsplattform, und der Robo Advisor übernimmt die laufende Überwachung der Portfolios. Da dies aufgrund der zunehmenden Regulierung für unabhängige Vermögensverwalter immer teurer wird, sehen wir Wachstumschancen. Die Lösung ermöglicht es externen Vermögensverwaltern, ihren Kunden eine moderne Alternative zum klassischen Mandat anzubieten.
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