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15:56 Uhr - 16.07.2015

Hohe Erwartungen an Julius Bär

Noch vor UBS und CS präsentiert Julius Bär am Montag den Halbjahresbericht. Die angekündigte Rückstellung für den US-Steuerstreit wird den Gewinn stark belasten.

Julius Bär (BAER 54.25 1.12%) veröffentlicht keine Quartalszahlen, gibt jedoch jeweils Mitte Mai bekannt, wie es in den ersten vier Monaten lief. Am Anfang  des Jahres lief es an den Märkten rund. Kunden waren, auch vor dem Hintergrund des Frankenschocks, wieder aktiver. Das wirkte sich bis Ende April positiv auf die Vermögen unter Verwaltung aus. Zudem konnte Julius Bär weiterhin einen Nettoneugeldzufluss verzeichnen.

Schwächeres Umfeld

Das Umfeld hat sich im Mai und Juni verschlechtert. Dollar, Euro und asiatische Währungen schwächten sich gegenüber dem Franken ab, was Spuren in den Vermögen unter Verwaltung hinterlassen hat. Es muss damit gerechnet werden, dass diese von 289 Mrd. Fr. per Ende April auf vielleicht 285 Mrd. Fr. per Ende Juni gefallen sind.

Die Bruttomarge hatte sich in den ersten vier Monaten «leicht unter» 100 Basispunkten bewegt. Analysten gehen davon aus, dass dieser Wert in der gesamten ersten Jahreshälfte erreicht wurde, woraus sich ein Betriebsertrag von rund 1400 Mio. Fr. errechnet. Gegenüber der Vorjahresperiode entspricht das einem Plus von 10 bis 15%. Eine tiefere Vermögensbasis und eine kleinere Bruttomarge reduzieren den Betrag entsprechend.

Kosten im Griff

Nach dem Frankenschock leitete Julius-Bär-CEO Boris Collardi ein Kostensenkungsprogramm ein, was sich auf das Kosten-Ertrags-Verhältnis auswirken sollte. Hier hat Julius Bär ein Zielband von 65 bis 70% gesetzt und es in den ersten vier Monaten unterschritten. Für die erste Jahreshälfte darf ein Wert am unteren Ende des Bandes erwartet werden.

Eine Steigerung von 10 bis 15% läge beim Gewinn drin – wären da nicht die Rückstellungen von 350 Mio. $ für den US-Steuerstreit. Als Folge dieser Rückstellung wird der Vermögensverwalter wohl nur einen zweistelligen Gewinn ausweisen können.

Kapital investieren oder den Aktionären geben

Trotzdem wird mit Spannung erwartet, ob es an der Halbjahrespressekonferenz weitere News oder Kommentare zum Steuerstreit gibt. Dass im Zusammenhang mit den Halbjahreszahlen bereits über eine Einigung mit dem amerikanischen Justizdepartement DoJ informiert wird, ist aus heutiger Sicht unwahrscheinlich. Das US-Justizdepartement bestimmt den Fahrplan. Es wird kaum Rücksicht auf den Unternehmenskalender von Julius  Bär nehmen.

Die Höhe der Busse im US-Steuerstreit hat aber grossen Einfluss darauf, wie viele Mittel Julius Bär für allfällige Aktienrückkäufe und Akquisitionen zur Verfügung stehen. Hier kann man von der Bär-Führung Informationen erwarten. CEO Boris Collardi hatte in der FuW Anfang Jahr angekündigt, in der zweiten Jahreshälfte würden Akquisitionen wieder zu einem Thema. Was Aktienrückkäufe und Sonderdividenden betrifft, so verweisen Analysten auf den guten Track Record von Julius Bär.

Es würde nicht überraschen, wenn Julius Bär die nach dem Vergleich verfügbaren Mittel sehr schnell in eine Akquisition investieren oder in geeigneter  Form an die Aktionäre  zurückgeben würde. Denn die Aktionäre wollen nicht, dass das Unternehmen diese Mittel vor sich herschiebt. Das Überschusskapital erhöht die Gefahr einer Übernahme von Julius Bär. Und im Gegensatz beispielswiese zu den Genfer Privatbanken könnte Julius Bär im Bedarfsfall sehr schnell frisches Kapital am Markt aufnehmen.

Die komplette Historie zur Julius Bär finden Sie hier. »

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