Der zunehmende Protektionismus ist Gift für die meisten Vermögenswerte.
Die Wahl Donald Trumps und die Brexit-Abstimmung zeigen: Nach den Jahren der Hyperglobalisierung, die mit dem Fall der Berliner Mauer begann und mit dem Eintritt Chinas in die Welthandelsorganisation WTO zusätzlich an Schwung gewann, ist die Euphorie inzwischen verflogen.
Vor allem in den Industrieländern wächst die Skepsis gegenüber einer weiteren Handelsliberalisierung und dem freien Personenverkehr. Dennoch nimmt neben der Kapital- auch die globale Personenfreizügigkeit immer noch zu – obschon sich erst noch weisen muss, welche Nachwirkungen vom Brexit und der Verschärfung in der US-Migrationspolitik ausgehen werden.
Das Sorgenkind bleibt der internationale Handel: Seit dem Einbruch in der Finanzkrise von 2008 hat dieser nie zur alten Stärke zurückgefunden – was Analysten bereits dazu bewogen hat, das Phänomen des Peak Trade auszurufen.
Noch lässt sich nicht abschliessend beurteilen, ob es sich um ein zyklisches oder strukturelles Phänomen handelt. Klar ist, dass die Rückkehr protektionistischer Massnahmen zur aktuellen Schwäche beigetragen hat: Während die Handelsaktivität in den Jahren der Hyperglobalisierung von einer verstärkten Liberalisierung profitierte, scheint das Pendel inzwischen in die Gegenrichtung zu schwingen.
Falls es sich bei dieser Entwicklung nicht bloss um eine vorübergehende Phase, sondern um eine Trendwende handelt, wird ein grosser Teil der Wirtschaft darunter leiden. Verschärfter Protektionismus dürfte vor allem die Gewinne multinationaler Unternehmen schmälern, die am meisten von der internationalen Arbeitsteilung profitierten und ihre Wertschöpfungsketten entsprechend ausgerichtet haben. Obschon gegenwärtig vor allem die USA mit protektionistischer Rhetorik auffallen, dürfen paradoxerweise amerikanische Aktien im Quervergleich glimpflich davonkommen. Im Gegensatz zu ihren Konkurrenten aus Europa und Japan sind US-Konzerne stärker auf den Heimmarkt fokussiert. Eine weitere Konsequenz der Entglobalisierung dürfte ein stärkerer Anstieg der Inflation sein – damit droht den Besitzern von Anleihen ein Kaufkraftverlust.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.