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02:48 Uhr - 06.03.2015

Grossbanken bestehen die erste Runde des US-Stresstests

Erstmals seit der Finanzkrise weisen alle geprüften Institute einen genügend grossen Kapitalpuffer aus. Im Fall von Goldman Sachs und Morgan Stanley ist das Polster jedoch relativ dünn.

Die erste Hürde ist genommen. Alle 31 Grossbanken, die das Federal Reserve in den vergangenen Wochen auf Herz und Nieren geprüft hat, haben die Anforderungen des Stresstests erfüllt. Seit das jährliche Prozedere 2009 eingeführt wurde, ist es das erste Mal, dass sämtliche Institute gemäss dem Fed über ausreichende Kapitalmittel verfügen, um in einer schweren Rezession nicht zu einem Risiko für die Steuerzahler zu werden.

«Mit einem höheren Kapitalniveau bei grossen Banken wächst die Widerstandsfähigkeit unseres Finanzsystems», äusserte sich Fed-Gouverneur  Daniel Tarullo zum ersten Zwischenergebnis des zweiteiligen Verfahrens. «Unsere Stresstests sind ausgerichtet, um sicherzustellen, dass diese Banken genug Kapitalmittel halten, um selbst in einem hartem Wirtschaftsabschwung weiterhin Kredite an amerikanische Unternehmen und Haushalte sprechen zu können», fügte er hinzu.

Unter Prüfungsdruck

Um den Test zu bestehen, mussten sich die grössten Finanzkolosse wie J.P. Morgan Chase, Bank of America und Goldman Sachs in einem besonders schwierigen Umfeld behaupten. Dazu zählte ein Anstieg der Arbeitslosenrate von aktuell 5,7 auf über 10%, ein Einbruch der Häuserpreise um 25%, ein Börsencrash von 60% sowie eine massive Zunahme von Kursschwankungen. Ein Schlüsselkriterium war dabei, dass die Quote des harten Kernkapitals (Tier 1 common ratio) 5% nicht unterschreiten darf.

Gemessen an dieser Kennzahl schnitten Morgan Stanley (6,2%) und Goldman Sachs (6,3%) unter den grössten sechs US-Banken am schwächsten ab. Auch J.P. Morgan Chase (6,5%) erzielte nur ein knappes Resultat. Etwas besser hielten sich Bank of America (7,1%), Wells Fargo (7,5%) und Citigroup (8,2%). Doch auch ihr Kapitalpolster war im Ernstfall nur unterdurchschnittlich.

Quelle: Federal Reserve

Die Ergebnisse geben einen ersten Hinweis auf die zweite Runde des Stresstests, deren Resultate am kommenden Mittwoch nach Börsenschluss veröffentlicht werden. Sie ist für Investoren entscheidend, weil sie die Pläne der Banken für Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe miteinbezieht.  Zudem spielen qualitative Kriterien eine wichtige Rolle wie die Unternehemnskultur, der Führungsstil und die Fähigkeit externe sowie interne Risiken rechtzeitig zu erkennen.

Dividendennachzügler Citigroup

Citigroup wurde das letztes Jahr zum Verhängnis. Das Wallstreethaus fiel im März 2014 bereits zum zweiten Mal durch den Stresstest und darf seit seiner Rettung durch den Staat nur eine symbolische Dividende von 1 Cent pro Aktie und Quartal zahlen. Auch Konkurrenten wie Bank of America und Morgan Stanley hinken in Sachen Ausschüttungen nach wie vor hinterher.

Quelle: Nasdaq

Das Federal Reserve teilte den Banken am Donnerstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit, ob es ihren Ausschüttungsplänen nächste Woche zustimmen wird. Den Kandidaten, die sich zu ehrgeizige Ziele gesteckt haben, gibt das eine letzte Gelegenheit, nochmals nachzubessern. So mussten Bank of America und Goldman Sachs letztes Jahre Abstriche machen. Gemäss dem «Wall Street Journal» könnte das Fed mit Blick auf die qualitativen Kriterien dieses Jahr bei US-Tochtergesellschaften der Deutschen Bank und Banco Santander das Veto einlegen.

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