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11:10 Uhr - 02.11.2015

Ein nicht ganz typischer Manager

Der Aufstieg von Dion Weisler bei Hewlett-Packard war kometenhaft. Nun steht er an der Spitze der neuen HP Inc. – und damit vor seiner schwersten Aufgabe.

Dion Weisler versprüht Zuversicht – in schwerer Zeit. Der 48-Jährige leitet HP Inc., die Privatkundensparte von Hewlett-Packard (HPQ 26.96 -1.5%), und damit ein Unternehmen mit einem Umsatz von 57 Mrd. $. Im vergangenen Jahr hat Hewlett-Packard-CEO Meg Whitman entschieden, dass sich der Traditionskonzern diesen November aufspaltet. «Wir sind jeden Tag mehr überzeugt, dass das genau die richtige Entscheidung war, weil sich die Märkte ändern, weil sich die Bedürfnisse der Kunden ändern», sagte Weisler vor der Aufspaltung. Und, so hätte er hinzufügen müssen, weil es dem IT-Konzern Hewlett-Packard zuletzt nicht mehr gelang, sich zu ändern.

Die HP Inc. wird sich unter Weisler mit dem Verkauf von Computern sowie Druckern in erster Linie an Endkonsumenten beschäftigen. Die neue Hewlett Packard Enterprises auf der anderen Seite kommt auf einen Umsatz in fast gleicher Höhe von 58 Mrd. $. Unter CEO Whitman wird sich dieses Unternehmen um die Belange von Geschäftskunden kümmern: um Server, Massenspeicher, Netzzubehör, Dienstleistungen sowie Software. Mit einem Betriebsgewinn von 6,1 Mrd. $ ist die Profisparte aktuell das lukrativere Geschäft. Weisler verbucht mit 5,5 Mrd. $ etwas weniger.

Dass Weisler den Job bekommt, hat selbst Branchenkenner überrascht. Der Australier wechselte erst vor vier Jahren zu Hewlett-Packard. Anderthalb Jahre nach seinem Start bekam er von Whitman bereits die Verantwortung für die Gruppe Printing & Personal Systems, die nun in HP Inc. aufgeht. Des Rätsels Lösung: Weislers Vorgänger Todd Bradley war bei der Hewlett-Packard-Chefin in Ungnade gefallen, nachdem der PC-Umsatz des Konzerns 20% abgesackt war. Die Kunden kaufen lieber ein Smartphone oder ein Tablet als einen Personal Computer oder ein Notebook. Unter Bradley hat Hewlett-Packard diesen Sinneswandel verschlafen.

Weisler setzt im PC-Bereich verstärkt auf Computer für Profis, erklärt er in einem seiner wenigen Interviews, erschienen im US-Wirtschaftsmagazin «Forbes». Im Druckbereich sollen 3-D-Drucker künftig für Wachstum sorgen. Er spricht in einem Blogbeitrag von «drei Wellen», den Konzern voranzubringen. Er will auf dem aufbauen, was HP zu bieten hat, besser voraussehen, was die Kunden in Zukunft wünschen und HP wieder kreativer machen. Diese Innovationskraft ging unter CEO Meg Whitman verloren.

Obschon Weisler nicht zum Hewlett-Packard-Urgestein gehört, wird ihm einiges zugetraut. Sein grösster Vorteil: Er entspräche eben nicht dem Bild des «typischen» Hewlett-Packard-Managers, so heisst es. Er sei bereit, auch einmal aus der Rolle zu fallen. Wenn etwas nicht richtig laufe, teile er seine Bedenken schnell und konkret mit, sagt ein Microsoft-Manager, der mit ihm arbeitet. Schliesslich kennt Weisler die Bereiche, in denen HP Inc. unterwegs ist, wie seine eigene Westentasche.

Der HP-Inc.-CEO studierte an der Monash University in Melbourne Computerwissenschaften. Nach seinem Abschluss 1990 begann er seine Karriere bei Acer (AC5G 1.78 0%). Er arbeitete sich dort zum Leiter des Grossbritanniengeschäfts hinauf und verliess das Unternehmen 2001. Nach einem kurzen Ausflug zu einem Telekonferenz- und einem Mobilfunkunternehmen kehrte er 2007 zurück in die PC-Branche.

Er wechselte zu Lenovo, dem chinesischen Anbieter, der Hewlett-Packard am meisten zusetzt – erstmals vor drei Jahren weltweit mehr Computer verkaufte als die Amerikaner. Dort blieb er nur bis 2011 und ging dann zu Hewlett-Packard, zunächst als Verantwortlicher für das Asiengeschäft der PC- und Druckersparte, bevor er aufstieg. Weisler hat gegenüber Hewlett-Packard-Gewächsen noch einen Vorteil: Er kennt die wichtigsten Rivalen von innen. Ob ihm das nützt? Weisler wird bei HP Inc. der Wind in jedem Fall schärfer ins Gesicht blasen als Whitman bei Hewlett Packard Enterprises.

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