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14:20 Uhr - 08.02.2021

Weniger regulatorische Risiken um Bitcoin

Ein Tweet von Elon Musk gab dem Bitcoin Impulse. Doch auch andere Entwicklungen sprechen für einen höheren Preis.

Es mag pathetisch klingen, aber die letzten Wochen werden in die Geschichtsbücher für die Finanz- und die Kryptomärkte eingehen: Elon Musk hat seine Twitter-Biografie auf #Bitcoin (Bitcoin 44'555.00 +17.69%) geändert. Der Zahlungsgigant Visa (V 208.77 -0.23%) will seinem Händlernetzwerk den Handel mit Kryptos via API ermöglichen. Ray Dalio hat sich seine Prinzipien zu Herzen genommen und ändert seine bislang kritische Meinung über Bitcoin zu «one hell of an invention». Bitcoinexpertin und Senatorin Cynthia Lummis wurde dem Bankenausschuss des Senats zugewiesen und sollte sicherstellen, dass die Regulierung rund um Digital Assets und Kryptos Innovation fördert, statt zu ersticken. Ohne zu übertreiben, kann man feststellen, dass wir gerade erleben, wie sich das regulatorische Risiko rund um Bitcoin in Echtzeit verringert.

Im Januar wurde die höchste Anzahl an aktiven Bitcoinadressen gemessen. Über 22 Mio. Adressen waren aktiv und übertrafen damit das Allzeithoch von Dezember 2017. Bitcoin scheint heute viel robuster zu sein als vor drei Jahren.

Nur kurze Zeit ängstlich

Der Fear & Greed Index, der die Emotionen am Kryptomarkt misst, fiel in der Berichtsperiode weiter, und der Markt schien für einen Moment ängstlicher als in den letzten Monaten. Die Nervosität war jedoch nur von kurzer Dauer – die Stimmung ist bereits wieder im Terrain von extremer Gier. Das signalisiert, dass der Markt optimistisch für die Zukunft ist. Angesichts der positiven Faktoren für Kryptos ist das verständlich.

Der Tweet von Elon Musk führte fast zu Rekordvolumen an Kryptobörsen – über 19 Mrd. $ wechselten die Hand, was das zweithöchste gemessene Tagesvolumen war. Das wöchentliche Handelsvolumen im bisherigen Jahresverlauf hat sich gegenüber 2020 gesteigert, es beläuft sich auf durchschnittlich knapp 8 Mrd. $. Musks Tweet erfreute zwar Bitcoinanleger, aber versetzte Leute, die auf einen tieferen Bitcoinpreis gesetzt hatten, in Angst und Schrecken. Der Bitcoinpreis stieg innerhalb einer Stunde um 6000 $ und führte zu einer Liquidation von Short-Positionen im Umfang von über 600 Mio. $. Das entspricht dem grössten Short Squeeze seit Bitcoin im Dezember 2017 ein Allzeithoch erzielte.

Bitcoin dominiert den Markt

Die Gesamtmarktkapitalisierung von Kryptos stieg erneut über die Marke von 1 Bio. $. Bitcoin ist mit einem Anteil von 62% an der Kryptomarktkapitalisierung die dominante Währung und hat dabei das interessanteste Rendite-Risiko-Profil. Smart-Contract-Platformen vereinen knapp 20% des Marktes, davon macht Ethereum als die dominante Plattform für Blockchain-Applikationen fast 80% aus. DeFi verkörpert etwa 5% der Marktkapitalisierung – was einem Total (FP 35.11 +0.52%) Value Locked (TVL) von 35 Mrd. $ entspricht.

Bedenkt man, dass dieser Wert in DeFi gelagert vor einem Jahr noch bei knapp 1 Mrd. $ lag, darf von einer sehr schnell wachsenden Industrie gesprochen werden. Abzuwarten bleiben die Folgen durch den Vertrauensverlust in der Saga um Robinhood und GameStop, wo während des Spieles die Regeln durch die Institutionen geändert wurden. Gerade DeFi präsentiert mathematisch garantierte Spielregeln, was möglicherweise überzeugender ist als die sich oft als leer erweisenden Versprechen gewisser Institutionen.

Blockchain, nicht Bitcoin?

Bitcoin ist als Open-Source-Projekt für jedermann frei zugänglich und transparent. Jeder hat die Möglichkeit, an Bitcoin zu kommen – sei es via schürfen, kaufen oder Esoterisches wie AirDrops – was einige Industrien vor die Herausforderungen gestellt hat, wie sie damit Geld verdienen können. Geboren waren die privaten Blockchains. Ein Stück Software, was zur Lösung für jedes Problem eines Unternehmens wurde. Teure Berater wurden eingestellt, aber scheinbar niemand stellte sich die Frage, ob diese Blockchains das spezifische Problem ebenso elegant löst wie Bitcoin – als digitales Gold (Gold 1'828.35 +0.78%) oder erstes staatsunabhängiges monetäres System.

Wie bei der ICO-Mania von 2017 braucht es ein Weilchen, bis sich der Rauch legt und die Sicht klar wird. Genauso verhält es sich bei Blockchain. Coindesk hat erst kürzlich verkündet, dass das gross angekündigte IBM-Blockchain-Team nur noch ein Schatten seines selbst ist. Die Blockchain ist ein interessanter Koordinationsmechanismus für ein offenes Ökosystem mit einer Vielzahl an Stakeholdern, aber für ein geschlossenes System überwiegen die Vorteile anderer Arten von Datenbanken. Die Bitcoin-Blockchain ist die passende Antwort auf ein sehr spezifisches Problem.

Positive Stimmen aus dem Finanzsektor

Der Chefökonom der CME Group, Bluford Putnam, sieht Bitcoin als aufstrebenden Wettbewerber von Gold und weisst zugleich auf die höhere Produktion des Edelmetalls für das Jahr 2021 im Vergleich zum fixierten Angebot von Bitcoin hin. In einer zunehmend digitalen Welt wird die digitale Rarität immer wertvoller.

Die Bank of Singapore sieht eine teilweise Substitution von Gold durch Bitcoin unter der Prämisse der besseren Werterhaltung, wenn Hürden wie hohe Volatilität, regulatorische Sicherheit und Reputationsrisiken genommen werden.

Nach Paul Tudor Jones, Alan Howard und Stanley Druckenmiller schliesst sich mit Ray Dalio nun eine weitere Investorenlegende der Bitcoinparty an und zieht Bitcoin als Investition für seine Fonds in Betracht – als Schutz vor der Abwertung von Fiatgeld. Die Welt wird sich der Vorteile des mathematisch fundierten Geldes in Form von Bitcoin gewahr.

Retail ist zurück

Die Retail-Bullen sind zurück im Rennen, was sich aus höheren Futures-Prämien auf den Retail-Plattformen äussert. Was der Fear & Greed Index angedeutet hat, äussert sich nun auch in den Finanzkontrakten am Markt, wo sich Anleger für einen höheren Bitcoinkurs in Zukunft positionieren. Die Investoren auf den institutionellen Plattformen scheinen noch verhaltener zu sein, da sich die Prämien dort noch im üblichen Schnitt halten. Auch bei Bitcoin-Swaps ist die Finanzierungsrate am Steigen, was oftmals höhere Preise in Zukunft signalisiert.

Die Meinung des Autors muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.

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