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09:51 Uhr - 14.07.2016

Der offensive Verteidiger

Stefan Scheiber ist seit 1. Juli Chef des Ostschweizer Industriekonzerns Bühler. Er rennt am Morgen auch schon mal elf Kilometer ins Büro

Ob das Müesli am Morgen, der Teller Pasta am Mittag oder das Bier zum Feierabend – Bühler war wohl involviert. Maschinen des Konzerns mahlen zwei Drittel des globalen Weizens, stellen einen Drittel der Teigwaren und der Frühstücksflocken her und produzieren drei Viertel des Malzes für Bier.

Trotz der führenden Position ist das Unternehmen nur wenigen ein Begriff. Denn Bühler ist nicht kotiert, sondern seit 156 Jahren im Familienbesitz. Stefan Scheiber – der seit Juli den Konzern leitet – ist erst der zweite Chef, der nicht aus der Familie stammt. Dennoch gehört er dazu. Der Fünfzigjährige hat nach seinem Studium in St. Gallen nur für dieses Unternehmen gearbeitet.

«Als ich 1988 bei Bühler anfing, hätte ich mir nicht vorstellen können, zehn Jahre beim gleichen Unternehmen zu sein», sagt Scheiber. Konkret wurden seine Wechselabsichten dann aber doch nicht. «Meine Karriere verlief unheimlich dynamisch», sagt er. 15 Jahre war er im Ausland: Kenia, Südafrika, Deutschland und Osteuropa. Er bezeichnet seinen Aufstieg aber nicht als Bilderbuchkarriere. Auch operativ habe es schwierige Zeiten gegeben, erklärt der Betriebswirt, der seit 2005 in der Konzernleitung sitzt. In Südafrika sei wegen politischer Unsicherheiten zeitweise sehr wenig investiert worden, Restrukturierungen wurden nötig.

Scheiber hat Bühler von unten nach oben und von aussen nach innen kennengelernt. Dabei hatte er immer den Kunden im Fokus. Den direkten Kontakt will er auch als CEO pflegen. «Mein Vorgänger ist mein Vorbild», sagt er. Calvin Grieder habe pro Jahr rund 100 direkte Kundenkontakte gehabt. In die Schweiz kommen jährlich Tausende von Kundendelegationen. Es geht um die Steuerung und die Weiterentwicklung der Maschinen. Die ständig wachsende Regulierung hierzulande erschwere die Schulung von ausländischen Fachkräften in der Schweiz, stellt Scheiber fest. Der Standort stehe aber nicht zur Debatte. «Die Schweiz ist der Kern von Bühler», sagt der gebürtige Wiler. In den vergangenen 10 bis 15 Jahren habe Bühler viel im Ausland investiert. «Jetzt gilt es, dem Standort Schweiz einen neuen Innovationsschub zu geben», erklärt er.

Um das Miteinander und den kulturellen Austausch zu fördern, hat Scheiber auf jeder seiner Stationen im Ausland Fussball gespielt. «In Südafrika hatten wir eine tolle Mannschaft. Dank dem Fussball bin ich an Orte gelangt, an die ich sonst nie gekommen wäre», erklärt der offensive Verteidiger. Bisher trainiert er auch Junioren vom FC Wil. «Das wird nun schwieriger», sagt er. Um als Chef zu funktionieren, brauche er Sport als Ausgleich. «Ich mache Bergtouren und laufe Marathons», ergänzt der Grossgewachsene. Aus dem Marathon ist unterdessen ein Halbmarathon geworden.

«Ich bin auch schon ins Büro gerannt», sagt er. Für die 11 Kilometer brauchte er 55 Minuten. Das ging nicht ohne Hindernisse. «Da ich falsch abgebogen war, musste ich beim Fussballplatz über einen Zaun springen», erzählt er. Scheiber definiert sich nicht nur über seine Funktion und seinen Beruf, wichtig ist ihm auch die Familie. Seine Frau hat ihn auf vielen Stationen begleitet, und sein Sohn ist im Ausland auf die Welt gekommen. Auch sie gehören unterdessen zur Bühler-Familie.

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