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14:54 Uhr - 11.10.2019

«Luxus ist nicht gleich Luxus»

Bei Credit Suisse musste Pierre-Olivier Bouée wegen der Beschattung von Ex-Manager Iqbal Khan gehen. Bei der Schweizer Börsenbetreiberin bleibt er hingegen als CS-Vertreter im Verwaltungsrat.

Bei Credit Suisse (CSGN 11.99 3.27%) (CS) wurde Pierre-Olivier Bouée vergangene Woche per sofort gegangen. Bei der Schweizer Börsenbetreiberin SIX sitzt der ehemalige operative Leiter (Chief Operating Officer, COO) der Grossbank aber weiterhin im Verwaltungsrat (VR). Und das soll nach Informationen von «Finanz und Wirtschaft» auch noch bis zur SIX-Generalversammlung (GV) 2020 so bleiben.

SIX teilt auf Anfrage mit, die jetzige Besetzung des Gremiums habe weiter Gültigkeit. Der VR hegt offenbar nicht die Absicht, Bouée von seiner Funktion zu entbinden. CS kommentiert die Angelegenheit nicht. Die Grossbank könnte Bouée allerdings zum Rücktritt aus dem VR auffordern, wie sie es bereits vergangene Woche aus der CS-Geschäftsleitung getan hat. Sein Nachfolger als COO, James Walker, wird ihn aber wohl erst nächstes Jahr im SIX-VR ersetzen.

Zuletzt könnte noch die Finanzmarktaufsicht (Finma) eingreifen und die Absetzung von VR-Mitgliedern fordern, falls sie sie für nicht mehr geeignet hält. Ob ein solches Gewährverfahren gegen Bouée läuft, verrät die Finma nicht. Bouée ist erst dieses Jahr ins Gremium gewählt worden. Neben UBS (UBSG 11.095 3.5%) ist CS die grösste SIX-Aktionärin.

Bouée ist ein enger Vertrauter von CS-CEO Tidjane Thiam, kam mit ihm zusammen 2015 vom britischen Versicherungsriesen Prudential (PRU 15.905 2.91%), wo er unter anderem Stabschef seines französischen Landsmannes war. Vorvergangenen Dienstag teilte CS VR-Präsident Urs Rohner vor den Medien mit: Bouée habe die Bank per sofort verlassen. Er habe eigenmächtig und ohne Wissen von Geschäftsleitung und VR die Beschattung von Ex-Manager Iqbal Khan angeordnet, der Anfang Oktober zur Konkurrentin UBS gewechselt ist.

Rohner und der CS-VR stützen sich dabei auf eine interne Untersuchung durch die Kanzlei Homburger. Der Bericht dazu lässt allerdings auch einige Fragen offen, die die Bank nicht beantwortet. Rohner entschuldigte sich jedoch für den Vorfall bei Khan, Bankmitarbeitern und -kunden sowie Aktionären. Bankchef Thiam schweigt hingegen zum Fehlverhalten seines geschassten Intimus.

Über Bouées ausstehende Gehälter und Boni bei CS werde der Vergütungsausschuss entscheiden, sagte Rohner. Gemäss dem Präsidenten wird Bouée sicher keine Abgangsentschädigung erhalten. Es ist eine beträchtliche Summe, auf die er jetzt verzichten muss. Für 2018 erhielten die elf Geschäftsleitungsmitglieder der CS (ohne CEO) im Schnitt über 7 Mio. Fr. Gesamtvergütung. Bankchef Thiam bekam insgesamt 12,7 Mio. Fr.

Bei der SIX, wo der Ex-CS-Mitarbeiter Bouée bis zur GV 2020 Einsitz haben wird, kassiert er dagegen weiterhin – als CS-Vertreter, mit dem CS nichts mehr zu tun haben will. Was ein einzelner Verwaltungsrat der SIX verdient, sagt die Börsenbetreiberin allerdings nicht. Den Transparenzregeln, die für die Gesellschaften gelten, die an der Schweizer Börse kotiert sind, unterwirft sich das  Privatunternehmen SIX selbst nicht. In globo haben VR und die Konzernleitung 2018 zusammen 13,5 Mio. Fr. verdient – etwas mehr als der CS-CEO allein.

Mit Thiam-Freund Bouée scheidet 2020 übrigens auch SIX-Präsident Romeo Lacher aus dem Gremium. Lacher, der ebenfalls einst bei CS angestellt war und pikanterweise eng mit Bouées Beschattungsopfer Khan zusammenarbeitete, ist seit diesem Jahr Präsident der Privatbank Julius Bär (BAER 44.01 4.19%). Dem Vernehmen nach ist die Suche nach einem neuen SIX-VR-Präsidenten in vollem Gange, in- und externe Kandidaten sollen geprüft werden. Zumindest einer wird es wohl nicht werden: Pierre-Olivier Bouée.

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