Zurück zur Übersicht
02:19 Uhr - 29.07.2021

Das Tapering rückt näher

Die amerikanische Zentralbank bereitet sich auf das Ende der lockeren Geldpolitik vor. Der Anfang vom Ende des Anleihenkaufprogramms naht.

Bald ist die Zeit reif für eine straffere Geldpolitik. Das gab die US-Notenbank am Mittwochnachmittag nach der Sitzung des Offenmarktausschusses zu verstehen.

Zwar beliess das Federal Reserve den US-Leitzins im Band von 0 bis 0,25% und hält am Anleihenkaufprogramm über monatlich mindestens 80 Mrd. $ an Treasuries und 40 Mrd. $ an hypothekengesicherten Wertpapieren fest. Ein Satz in der Medienmitteilung deutet aber darauf hin, dass sich das demnächst ändern wird.

Bis die Währungshüter das Anleihenkaufprogramm reduzieren und damit das Tapering einläuten, muss die Wirtschaft «wesentliche weitere Fortschritte bei der Erreichung der Ziele der Vollbeschäftigung und der Preisstabilität realisieren», wie die Währungshüterin festhalten. Neu ist, dass die «Wirtschaft auf dem Weg dahin Fortschritte gemacht hat.» Ein Hinweis auf die kommende Veränderung.

Der Arbeitsmarkt bestimmt

Obwohl die Wirtschaft auf dem Weg zu wesentlichen Fortschritten Fortschritte gemacht hat, sind die Fortschritte noch nicht wesentlich genug. Das zeigt laut Fed-Chef Powell der Arbeitsmarkt. «Es ist ungewöhnlich dass es so viele offene Stellen gibt während die Arbeitslosigkeit so hoch ist», sagte Powell an der anschliessenden Medienkonferenz. Für viele gehe es aber nicht darum, in den alten Job zurückzukehren, sondern darum, einen neuen Job zu finden, das brauche Zeit. «Der Arbeitsmarkt ist noch ein gutes Stück von der Vollbeschäftigung entfernt.»

«Ich möchte ein paar starke Arbeitsmarktberichte sehen», sagte Powell. Einen spezifischen Indikator vor Augen haben die Währungshüter beim Arbeitsmarkt aber nicht. «Es gibt eine Reihe von Indikatoren die wir beobachten. Dazu gehören die Arbeitslosenquoten, die Beschäftigungsraten sowie das Lohnwachstum.»

Anders sieht es hingegen bei der Preisstabilität aus. Hier hat das Fed eine konkrete Zahl im Visier. Die Inflationsrate soll durchschnittlich 2% betragen. Derzeit liegt sie mit 5,4% gemessen am Konsumentenpreisindex deutlich darüber. Für Powell ist das aber kein Grund zur Sorge.

«Der Anstieg der Inflationsrate ist auf eine Handvoll von Kategorien zurückzuführen. Dazu gehören Neuwagen, Mietautos, Hotels und Flugtickets», erklärt Powell. All diese Kategorien hängen laut dem Fed-Chef mit der Wiedereröffnung der Wirtschaft zusammen. Teils handle es sich auch um die Gegenbewegung zum Preisrückgang vom vergangenen Jahr.

Die Wiedereröffnung der Wirtschaft werde gemäss Powell noch einige Zeit beanspruchen und zudem ungleichmässig verlaufen, sehr lange werde es aber nicht dauern. «Die Inflation dürfte mit der Zeit zurückgehen. Kurzfristig gibt es aber sicher ein Risiko dass sie noch mehr steigt», erklärte Powell. Mittelfristig habe er aber eine gewisse Zuversicht, dass sie wieder sinken werde.

Powell betonte wiederholt, dass es beim Anstieg der Inflationsrate um einmalige Preisanpassungen handelt und nicht um eine beginnende Inflationsspirale. «Die Inflationserwartungen wurden dadurch nicht beeinflusst», erklärte er. Sie seien weiterhin verankert.

Dennoch verfolgen die Währungshüter die Inflationsentwicklung genau. «Befände sich die Inflationsrate beharrlich über unserem Zielwert und die Inflationserwartungen steigen an, würden wir reagieren und die Geldpolitik anpassen», betonte Powell.

Ebenso wenig sieht er eine Lohn-Preis-Spirale. «Der Lohnanstieg wird grösstenteils durch Neueinstellungen und Niedriglohnsektoren bestimmt. Wir sehen nicht, dass dies die allgemeinen Arbeitskosten in die Höhe treibt.» Steigen die Löhne im Einklang mit der Produktivität und der Inflation, ist es laut Powell eine gute Sache.

Eine Frage von Monaten

Wann genau das Ende des Anleihenkaufprogramms eingeläutet wird, konnte der Fed-Chef nicht sagen. «Das hängt von den wirtschaftlichen Daten ab.» Laut Powell wird das Fed aber früh genug informieren, bevor das Programm reduziert wird, damit Marktteilnehmer genug Zeit haben, die Erwartungen anzupassen.

Offen ist zudem wie das Tapering aussehen wird. «Eine Reihe von Teilnehmern warf auf der heutigen Sitzung die Frage auf, ob wir den Kauf von hypothekengesicherten Wertpapiere zuerst reduzieren sollten.» Einige Mitglieder des Offenmarktausschusses ziehen das vor. Nicht hingegen der Fed-Chef. «Ich denke, dass Treasuries und hypothekengesicherte Wertpapiere die Finanzmärkte in ähnlicher Weise beeinflussen.

Noch in weiter Ferne ist eine Zinserhöhung. Dafür müssen laut den Währungshütern nicht nur wesentliche Fortschritte auf dem Weg zur Vollbeschäftigung und der Preisstabilität erreicht werden, sondern das Ziel der Vollbeschäftigung und der Preisstabilität muss erreicht werden. Zudem muss die Inflationsrate auf dem Weg ist, für einige Zeit über 2% zu notieren. Damit rechnen die meisten Währungshüter erst 2023.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.