Der Life-Science-Inkubator hat eine unabhängige Bewertung seiner Beteiligungen vornehmen lassen. Diese sollen Schritt um Schritt Cash generieren.
Erstmals hat Xlife Sciences (XLS 36.40 -9.00%) am Montag einen Valuation Report vorgelegt. Das Consultingunternehmen Cylad hat den Wert von 20 der insgesamt 23 Projektgesellschaften zu ermitteln gesucht. Drei neue Gesellschaften werden im nächsten Report analysiert, der nun jährlich erscheinen soll.
Per Ende 2021 hatten die untersuchten Projekte demnach einen Wert zwischen 574 und 702 Mio. Fr. Das ist rund dreimal mehr als der aktuelle Börsenwert von Xlife. Cylad hat den Gegenwartswert der Beteiligungen, die von rund 5 bis 100% reichen, anhand der in der Biotech-Branche üblichen Methode mit Erfolgswahrscheinlichkeiten der einzelnen Entwicklungsprojekte und mit Diskontierungssätzen ermittelt.
Wie zutreffend diese Schätzungen sind, wird sich zeigen. Xlife sieht sich als Inkubator und Beschleuniger von Life-Science-Projekten in der frühen Phase. Sie erwirbt diese in der Regel von Universitäten und führt Machbarkeitsstudien durch.
Wie der Valuation Report ebenfalls zeigt, befindet sich aber ein gutes Fünftel des Portfolios in den klinischen Phasen I bis III, 15% machen zugelassene Produkte aus. Biotech und andere Therapien tragen zwei Drittel zum Portfolio bei, Technologieplattformen ein Fünftel, Medtech und Diagnostik stehen für 11% und künstliche Intelligenz für 4%.
Unter Letzteres fällt die FUSE-AI GmbH, die Software zur Verbesserung der Diagnosen in der Radiologie entwickelt. Xlife hält einen Anteil von 35%, der knapp 30 Mio. Fr. wert sein soll. FUSE-AI gehört damit zu den zehn wertvollsten Beteiligungen, die zusammen 90% des Gesamtwerts ausmachen.
Ein Viertel, oder 146 bis 178 Mio. Fr., bringt alleine Alytas Therapeutics auf die Waage. Das Biotechunternehmen arbeitet mit präklinischen Versuchen an einem Antikörper, der zum Fettabbau eingesetzt werden könnte. «Wir entwickeln ihn zurzeit für zwei grosse Indikationen», erklärt Xlife-CEO Oliver Baumann im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft». «Es geht aber nicht um den Einsatz im Lifestyle-Bereich», präzisiert Baumann. Zumindest noch nicht: «Wir hoffen, der Antikörper hilft Patienten, die für einen operativen Eingriff zur Fettreduktion zu übergewichtig sind.»
Das zweite Einsatzgebiet könnte der Bereich Seneszenz bei älteren Patienten sein. Durch den verlangsamten Stoffwechsel kann es zur Ansammlung von toxischen Nebenprodukten kommen. Diese führen wiederum zu entzündlichen Prozessen und einem erhöhten Krebsrisiko. «Dieses toxische Material soll kontrolliert abgebaut werden», erklärt Baumann.
Da es weltweit mehr als zwei Milliarden übergewichtige Menschen gibt, winkt im Erfolgsfall ein Milliardenmarkt. Deshalb resultiert heute gemäss Cylad bereits ein hoher Wert für Alytas, obschon die Autoren des Reports die Wahrscheinlichkeit, dass der Antikörper am Ende zugelassen wird, auf lediglich 5,6% veranschlagen. Ausserdem fliessen die potenziellen Einnahmen wohl erst ab 2030. Sie wurden zur Ermittlung eines heutigen Werts mit jährlich 22,5% stark abdiskontiert. Für Baumann haben die Studienautoren damit eine «konservative» Bewertungsmethode gewählt.
Der Antikörper zum Fettabbau stellt ein grosses Klumpenrisiko dar. Baumann will das Risiko weiter streuen: «In den nächsten 24 Monaten streben wir die Gründung von fünf bis sechs weiterer Projektgesellschaften an.» Im selben Zeitraum will er auch drei bis vier cashwirksame Exits erreichen. Das können Lizenzvereinbarungen, Unternehmensverkäufe oder Börsengänge sein. Bei Letzteren muss aber das Börsenumfeld stimmen, was zurzeit nicht der Fall ist.
Baumann ist sich bewusst, dass im aktuellen Umfeld kleine Unternehmen wie Xlife, die noch kaum Cashflows vorzuweisen haben, abgestraft werden. Die Börse hat auch den Value Report ungnädig aufgenommen und Xlife mehr als 10% bachab geschickt.
«Wir rechnen damit, dass unsere Aktien noch eine Weile mit einem Discount gehandelt werden, arbeiten aber daran, dass sich der Börsenwert mit der Zeit dem von Cylad ermittelten Wert annähert», sagt Bauman. Xlife fokussiere nun voll aufs Partnering. «Entscheidend sind cashrelevante Ereignisse.» Treffen sie ein, beabsichtige das Unternehmen die Ausschüttung einer Dividende.
Xlife hat für 2021 einen Aufwertungsgewinn von 57 Mio. Fr. ausgewiesen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis wäre demnach mit 4 sehr bescheiden, die Aktien auch aus dieser Perspektive günstig. Sie sind aber riskant – auch das hat der Valuation Report gezeigt.
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