Zurück zur Übersicht
16:21 Uhr - 22.03.2019

Jörg Gasser: Kämpfer für den Finanzplatz

Er war als Staatssekretär am Puls der internationalen Finanzfragen und wird sich weiter mit viel Herzblut für den Finanzplatz Schweiz einsetzen.

Dieser Mann ist für Überraschungen gut: Zunächst verblüffte er im vergangenen Oktober mit der Ankündigung, nach nur knapp drei Jahren den Dienst als Staatssekretär für internationale Finanzfragen zu quittieren. Das nächste Staunen folgte vor wenigen Tagen: Jörg Gasser wird neuer CEO der Schweizerischen Bankiervereinigung. Zwischen den zwei Überraschungen besteht offenbar kein Zusammenhang, die neue Stelle war im vergangenen Oktober noch kein Thema.

Gasser hat einen grossen internationalen Erfahrungsschatz, er tritt sympathisch und glaubwürdig auf. Er war als Staatssekretär am Puls der internationalen Finanzfragen und begleitete alle Geschäfte eng. Das Wichtigste war wohl die Einführung des automatischen Informationsaustauschs in Steuerfragen. Zudem, und das war ihm ein besonderes Anliegen, war Gasser öfters gleichsam auf Promotionsreise für den Finanzplatz Schweiz. Diese Vorzüge machen offenbar den Mangel an Erfahrung in der Privatwirtschaft wett.

Der aus dem Kanton Obwalden stammende Gasser ist fünfzig Jahre alt, verheiratet und Vater eines Kindes. Er studierte an der Universität Zürich Volkswirtschaft sowie Internationale Beziehungen und schloss das Studium 1996 ab. Danach heuerte er als Delegierter beim Internationalen Komitee des Roten Kreuzes an. Vier Jahre arbeitete er in verschiedenen Ländern im Nahen Osten. Nach einem Abstecher in die Bundesverwaltung stiess Gasser 2004 erneut zum IKRK, wo er 2007/08 zum Sektionschef avancierte.

Darauf wechselte er in das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement und wurde ein enger Vertrauter der damaligen Vorsteherin Eveline Widmer-Schlumpf. 2009 führte Gasser interimistisch das Staatssekretariat für Migration. Widmer-Schlumpf ernannte ihn 2010 zum Generalsekretär des Departements. Er wechselte danach mit seiner Chefin ins Finanzdepartement und übernahm die gleiche Charge. Gasser behielt das Amt auch unter dem neuen Finanzminister und Nachfolger von Widmer-Schlumpf, Ueli Maurer.

Er machte als Generalsekretär offenbar einen derart guten Job, dass ihn Maurer 2016 zum Staatssekretär und Chef des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen ernannte. Dies, obwohl Gasser kein Diplomat ist. Er ersetzte dort den in den Ruhestand tretenden Jacques de Watteville.

Auch in der Bankiervereinigung warten wichtige und heikle Aufgaben auf Gasser. Die Banken haben seit der Finanzkrise vor zehn Jahren markant an Bedeutung und auch Reputation eingebüsst. An diesem Thema hat er schon als Staatssekretär gearbeitet.

Zudem gilt es, verbandsintern sehr  unterschiedlich ausgerichtete Institute unter einen Hut zu bringen: Die Grossbanken, die Kantonal- und Regionalbanken sowie die Privatbanken zeichnen sich durch je eigene Interessen aus. Da wird sein Verhandlungsgeschick gefragt sein. Weiter stellen sich neue Themen wie Cybersicherheit oder Fintech – auch damit hat sich Gasser schon beschäftigt.

Jörg Gasser wird sich weiter mit viel Herzblut für den Finanzplatz Schweiz einsetzen. Die Bankervereinigung hat mit diesem Personalentscheid wohl eine glückliche Hand gehabt.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.