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18:50 Uhr - 12.04.2016

Fronten um Sika bleiben verhärtet

Die GV des Bauzulieferers bringt nichts Neues, operativ ist er aber auf Rekordkurs.

Sika: Schwungvoller Start ins JahrDer Bauzulieferer hat im ersten Quartal trotz Übernahmekampf einen Umsatzrekord erzielt und bestätigt das Jahresziel. Saint-Gobain wirbt vor der heutigen GV um die Gunst der Mitarbeiter.
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Fronten in der Auseinandersetzung um den Verkauf der Stimmenmehrheit an Sika (SIK 3866 -0.1%) durch die Familie Burkard bzw. die Schenker-Winkler Holding (SWH) an die französische Saint-Gobain (SGO 38.73 0.26%) (SGO) sind und bleiben verhärtet. Eine einvernehmliche Lösung des seit sechzehn Monaten schwelenden Konfliktes erscheint praktisch ausgeschlossen. Präsident Paul Hälg unterstrich an der Generalversammlung (GV) am Dienstag erneut die ablehnende Haltung von Verwaltungsrat (VR) und Geschäftsleitung zu dem Deal.

Er wiederholte die Argumentation, wonach der Transaktion jede industrielle Logik abgehe. Er erhielt dafür lautstarke Unterstützung seitens der im Saal anwesenden Minderheitsaktionäre sowie auch fast aller Grossanleger und Vermögensverwalter. Sie sehen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, die Lage gleich und setzen sich gegen die Übernahme durch SGO zur Wehr. Mit seiner Aussage, «Sika braucht SGO heute nicht und auch in fünf bis zehn Jahren nicht», erntete Hälg stehenden Applaus.

Emotional und pathetisch

Der Vertreter der verkaufenden Familie Burkard, Urs Burkard, VR-Mitglied von Sika, zeigte sich unnachgiebig und hielt an der Position der Familie fest. Ebenso unnachgiebig ist SGO. In einem in verschiedenen Tageszeitungen auf dem Inserateweg publizierten offenen Brief an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sika bestätigte Pierre-André de Chalendar, VR-Präsident von SGO, seinen Willen zur Übernahme der Stimmenmehrheit.

Er verzichtete jedoch darauf, Neues zu sagen und blieb bei pauschalen, nicht überprüfbaren Aussagen, die umstrittenen Synergien betreffend. Er schloss sein Schreiben mit etlichem Pathos: «Heute reichen wir Ihnen die Hand, damit wir gemeinsam zu einer neuen, grossen industriellen Reise aufbrechen können.» Man darf gespannt sein.

Nach stundenlangen, emotionalen Debatten wurden die Jahresrechnung sowie der Dividendenantrag des VR genehmigt. Im Sinne einer Machtdemonstration verweigerte die SWH, die voll stimmen konnte, den unabhängigen VR-Mitgliedern die Entlastung. Unter dem umstrittenen Regime der Vinkulierung wurden hingegen alle VR-Mitglieder wieder gewählt. Nicht gewählt wurde der von der SWH vorgeschlagene Jacques Bischoff. Die GV war bei Redaktionsschluss noch in Gang.

Trotz der langen Debatten ist festzuhalten, dass der Konflikt nicht an einer GV entschieden wird, sondern durch die Gerichte. Es geht darum, ob es zulässig ist, dass der VR von Sika die SWH in den entscheidenden Abstimmungen der Vinkulierung von 5% unterwirft. Ein erstinstanzlicher Entscheid durch das Kantonsgericht Zug ist im zweiten Semester zu erwarten. Da er wohl weitergezogen werden dürfte, könnte es bis zu einem definitiven Entscheid durch das Bundesgericht noch bis zu zwei Jahre dauern. Der Ausgang ist offen.

Gute Quartalszahlen

Hinter den epischen Debatten der GV verblassten die gleichentags am frühen Morgen publizierten Zahlen zum ersten Quartal – zu Unrecht. Sika befindet sich weiter auf Rekordkurs. Noch nie wurde in den ersten drei Monaten eines Jahres so viel Umsatz generiert wie 2016. Er erreichte knapp 1,3 Mrd. Fr., 6,6% mehr als vor Jahresfrist. In Lokalwährungen betrug das Wachstum gar 8,3%.

Sika hält an der Zielsetzung fest, 2016 sechs bis acht neue Fabriken zu eröffnen und drei bis vier neue Ländergesellschaften zu gründen. Die Zielsetzungen eines Umsatzwachstums von sechs bis acht Prozent und einer überproportionalen Steigerung der Margen bleiben bestehen. «Finanz und Wirtschaft» hält an der Schätzung eines um 9% erhöhten Gewinns (200 Fr. je Inhaber) fest. Sika wären für den Aktionär attraktiv, wäre da nicht der Übernahmekampf mit SGO. Er macht Sika zu einem Investment mit überdurchschnittlichem Risiko.

Die komplette Historie zu Sika finden Sie hier. »

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