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16:07 Uhr - 02.06.2016

Pictet setzt auf Dividendenpapiere

Die Genfer Privatbank Pictet hält die negativen Erwartungen der Anleger für übertrieben und hält 2016 an Aktien fest. Staatsanleihen dienten dagegen nur zur Stabilisierung des Portfolios.

Die Lage der Weltwirtschaft sei besser als die Stimmung am Markt vermuten lasse, erklärte Pictet-Chefanalyst Alfred Roelli zum Auftakt der diesjährigen Präsentation zum Anlageausblick 2016. Zwar seien vorübergehende Korrekturen am Aktienmarkt möglich, der langfristige Aufwärtstrend bleibe aber intakt.

Die negativen Erwartungen vieler Anleger hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung hält Pictet für übertrieben. Das Wachstum in den wichtigsten Volkswirtschaften China und USA sei nachhaltig und in Europa erwartet Chefanalyst Roelli ebenfalls eine Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds. «Aber auch die Schweiz muss sich nicht verstecken», sagte Roelli mit Blick auf die inländische Konjunktur.

Weiterhin kritisch betrachtet Pictet das sehr tiefe Zinsniveau weltweit. In diesem Umfeld blieben Aktien – insbesondere solche mit hoher Dividendenrendite – attraktiv, während Festverzinsliche auch künftig kaum rentierten.

Zu pessimistische Gewinnerwartungen

Pictet setzt daher trotz Schwankungen am Markt weiterhin auf Aktien. Dabei seien europäische Titel mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2016 von 14,5 zwar höher bewertet als im langjährigen Schnitt (12,3) aber noch immer attraktiv. In den USA resultiert ein etwas höheres KGV von 16,4 (langjähriger Schnitt bei 14), die Gewinnschätzungen der Analysten für 2016 hält Roelli aber für zu pessimistisch. Die Aktien seien daher ebenfalls nicht überbewertet.

Seit Anfang Jahr haben die Analysten ihre Erwartungen für Europa hinsichtlich des laufenden Geschäftsjahres stetig nach oben revidiert. Zurzeit liege der Konsens etwa bei realistischen 4 bis 5% Gewinnwachstum, meint Roelli. Demgegenüber hätten sich die Schätzungen für die USA kaum bewegt und betragen im Schnitt gut 1%.

Dividenden im Fokus

Ein besonderes Augenmerk richtet Pictet auf Aktien mit einer hohen Dividendenrendite. Erhebungen am japanischen Aktienmarkt zeigten, dass der Gesamtertrag von Dividendenpapieren den Gesamtmarkt in den vergangenen zwanzig Jahren um mehr als das Vierfache übertroffen habe. Roelli ortet weltweit vielerorts attraktive Dividenden.

Vorne mit dabei seien Schweizer Aktien mit einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 3%. Aber auch Deutschland und die USA wiesen durchschnittliche Renditen von mehr als 2% auf.

Die Ausschüttungen dürften laut Pictet auch in Zukunft hoch bleiben. Die anhaltend tiefen Zinsen ermöglichten es den Unternehmen günstig Kapital aufzunehmen um die Dividendenrendite zu sichern.

Staatsanleihen als Anker

Festverzinsliche Papiere hält Pictet im gegenwärtigen Nullzinsumfeld dagegen weiterhin nur als Absicherung im Portfolio. Nachdem Staatsanleihen bereits negativ rentieren, führt die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) durch den Ankauf von Unternehmensanleihen auch zu einem deutlichen Renditerückgang bei den Unternehmensanleihen. «Rund ein Drittel sämtlicher Unternehmensanleihen mit Investment Grade wird auf einer Renditebasis von unter 0,5% gehandelt», hält Roelli fest.

Die höhere Sparneigung senkt die realen Zinsen und setzt die Renditen bei den Festverzinslichen unter Druck. Die strukturellen Ersparnisse werden im laufenden Jahr noch zunehmen. Grund dafür ist neben der höheren Lebenserwartung und der hohen Verschuldung die Nullzinspolitik der Notenbanken, die laut Roelli zu einer «partiellen Enteignung» der Sparer führe. Um dem entgegenzuwirken werde noch mehr gespart. Gegenüber Aktien hätten Festverzinsliche damit auch in Zukunft nur wenig Potenzial.

Pictet: "Erwarten Eurokurs von 1,13 Franken bis Ende Jahr" AWP/Andreas Hohn

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