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14:46 Uhr - 19.10.2015

Dividendenwachstum in den USA verlangsamt sich

Die Dividenden der US-Aktien steigen so langsam wie zuletzt 2010. Abnehmende Gewinne und Umsätze haben Folgen für die Dividendenpolitik.

(Bloomberg) Für das vierte Quartal wird ein Plus von nur noch 5% bei den Unternehmen im S&P-500-Index erwartet. So niedrig fiel der Anstieg zuletzt im Nachgang der Finanzkrise 2008 aus, ergibt sich aus Daten, die Bloomberg und S&P Dow Jones (Dow Jones 17215.97 0.43%) Indizes zusammengestellt haben. Angesichts abnehmender Gewinne und Umsätze kürzen die Vorstandschefs die Ausschüttungen – ein entscheidender Anreiz für Aktien, was die Kurse in den vergangenen sechs Jahren gestützt hat.

Die Abschwächung gibt den Sorgen amerikanischer Anleger weiteren Auftrieb. Dazu zählen die Leitzinspolitik der US-Notenbank Fed und eine Verlangsamung des weltweiten Wirtschaftswachstums. Die Anleger hatten zuletzt auf Aktien gesetzt, angesichts von Anleiherenditen nahe am Allzeittief. Zwar bieten Aktien unter Renditeaspekten immer noch einen Vorteil gegenüber zehnjährigen US-Treasuries. Diesen zu halten wird aber schwieriger, nach einer sechs Jahre dauernden Aufwärtsentwicklung, die zu Ende geht.

«Das Wachstum, das man vertrauensvoll hinter den Dividendenanstieg setzen kann, gibt es einfach nicht», sagte Chris Bouffard, leitender Investmentstratege bei Mutual Fund Store in Overland Park, Kansas. «Viele Leute haben ihre Erwartungen am Kapitalmarkt zurechtgestutzt. Dass die Dividenden nicht mehr so stark zulegen, ist ein Faktor.»

Der S&P-500-Index stieg in der Vorwoche 0,9%, der dritte Anstieg auf Wochenbasis in Folge. Damit reduziert sich der Ausverkauf in der Grössenordnung von 11%, der am 17. August eingesetzt hatte, auf 3,3%. Nach Angaben von Bouffard hat seine Gesellschaft bei den jüngsten Kursrückgängen Bestände ausgebaut, die Positionierung neutral bei Aktien aber beibehalten.

Das Wachstum der Dividendenausschüttungen verlangsamt sich auf weniger als die Hälfte der letzten fünf Jahre. Die Kürzungen erfassen nach Rohstoffkonzernen auch Industrieunternehmen. Etwa 98 Mrd. $ sind im vierten Quartal für Dividenden vorgesehen. Das belegen Bloomberg Dividendenprognosen, auf Basis von Optionspreisen, Ausblick der Unternehmen und Branchentrends. Das ist zwar etwa 5% mehr als vor einem Jahr, aber unter der durchschnittlichen Zuwachsrate von 12% seit 2010. Den Prognosen zufolge wird die Gesamtzahl der Unternehmen, die 2015 Dividendenerhöhungen vornehmen, im laufenden Jahr 356 erreichen, nach 375 im Vorjahr.

Dieses Jahr dürfte das erste seit 2008 werden, in dem Unternehmen mehr aufwenden für Dividenden und Aktienrückkäufe als sie an Erträgen erzielen. Sollten die Aktienrückkäufe gegenüber dem Vorjahr ihr Tempo beibehalten, würden S&P-500-Gesellschaften den Aktionären 935 Mrd. $ überweisen, verglichen mit Analystenprognosen, die 914 Mrd. $ an Gewinn in Aussicht stellen.

Gleichzeitig werden Risse in der Unternehmensfinanzierung sichtbar. Die Finanzierungslücke, die sich zwischen der Finanzierung von Ausrüstungs- und Kapitalinvestitionen und den dazu verfügbaren Mitteln aus Rücklagen und Cash Flow ergibt, hat nach Angaben der Fed im zweiten Quartal den grössten Wert in fast sieben Jahren erreicht, bezogen auf Unternehmen, die nicht dem Finanzsektor zuzurechnen sind.

Das Interesse von Investoren an Aktien mit hoher Dividendenrendite lässt nach. Seit Mitte Juni verzeichnen Fonds mit entsprechendem Schwerpunkt fast jede Woche Mittelabflüsse, der längste Zeitraum mit entsprechender Entwicklung, wie Daten von EPFR Global zeigen.

«Es besteht kein Zweifel: Für den Fall, dass Cash Flows abnehmen oder weniger üppig als in der Vergangenheit ausfallen, wird sich der Umfang an Aktienrückkäufen und Dividendenzahlungen verringern», sagte Joseph Veranth, leitender Investmentstratege bei Dana Investment Advisors in Brookfield, Wisconsin, am Telefon. «Ich würde erwarten, dass die Verlangsamung weiter geht, zumindest beim Dividendenwachstum, es sei denn, wir bewegen uns erneut in eine erheblichere Expansionsphase.»

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