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16:20 Uhr - 20.10.2015

Actelion gibt vor Tracleer-Patentablauf nochmals richtig Gas

Das neue Medikament Opsumit verkauft sich besser als erwartet. Die Biotech-Gesellschaft erhöht die Zielvorgaben für 2015. Keine Eile beim Aktienkauf.

Das Biotech-Unternehmen Actelion (ATLN 130.1 3.91%) macht kurz vor dem Ablauf des Patents seines bisher einzigen Blockbusters, des Medikaments Tracleer, nochmals kräftig Werbung für sich selbst. Bereits zum zweiten Mal in Folge hat es die Zielvorgaben für das laufende Geschäftsjahr erhöht. Wie Actelion an der Präsentation der Neunmonatszahlen bekanntgab, soll der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn (Kernbetriebsgewinn) 2015 zu konstanten Wechselkursen nun mehr als 20% zum Vorjahr steigen. Anfang 2015 rechnete das Unternehmen noch mit einem Plus im tiefen zweistelligen Prozentbereich. Im Juli erhöhte es die Ertragsprognose auf 15 bis 19%.

Grund für Actelions Optimismus ist der Quartal für Quartal anziehende Absatz von Opsumit, dem Ende 2013 in den USA und Europa zugelassenen Nachfolger von Tracleer. Opsumit, das wie Tracleer gegen Bluthochdruck in der Lungenarterie (pulmonal-arterielle Hypertonie, PAH) hilft und wie Tracleer zu Spitzenzeiten mehr als 1 Mrd. Fr. Umsatz erwirtschaften soll, erfreut sich bei Ärzten und Patienten bis anhin grosser Beliebtheit.

Insgesamt erzielte Actelion von Januar bis September einen 2% höheren Umsatz von 1,5 Mrd. Fr. Der Kernbetriebsgewinn legte 16% auf 651 Mio. Fr. zu, der Kerngewinn betrug 560 Mio. Fr. (+1%). Um negative Wechselkurseffekte bereinigt, hätte der Erlös 5%, der Kernbetriebsgewinn 20% und der Kerngewinn 5% zugelegt.

2016 wird wegweisend

Die aktuell hohen Wachstumsraten dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Actelion in einer Übergangsphase befindet. Tracleer verliert Ende 2015 den Patentschutz in den USA. Für nächstes Jahr werden erste Generika erwartet. Ab dann wird sich zeigen, ob genügend Ärzte und Patienten, die bisher Tracleer genutzt haben, gewillt sind, für Opsumit einen Aufpreis gegenüber den neuen Nachahmern zu zahlen.
So oder so fordert die Ablösung von Tracleer durch Opsumit ihren Tribut. 2016 wird wohl zu einem Jahr mit bescheidenem Gewinnwachstum werden. Daran dürfte auch die bevorstehende Zulassung von Uptravi, dem potenziell dritten PAH-Medikament mit Umsatzspitzenschätzungen von über 1 Mrd. Fr., nichts ändern. Auch wenn dem Markteintritt nur noch wenig im Weg steht – die Gesundheitsbehörden in den USA und Europa entscheiden über die Zulassung voraussichtlich noch in diesem Jahr –, wird  Actelion wie bei Opsumit ihre Zeit brauchen, bis das ganze Umsatzpotenzial ausgeschöpft werden kann. Erst 2017 dürfte deshalb das Wachstum wieder anziehen.

Stattlich bewertet

Anleger können sich darum mit einer Investition in Actelion Zeit lassen. Die Titel sind auf Basis der Gewinnschätzungen von «Finanz und Wirtschaft» für 2015 und 2016 zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 22 bewertet. Im Vergleich zu  den Valoren anderer Biotech-Unternehmen wie Celgene (KGV 2016 von 20) oder Gilead (GILD 103.46 -0.14%) (KGV 9), denen in den nächsten drei Jahren mehr Wachstum als Actelion zugetraut wird, sind sie eher teuer.

Für eine Neueinschätzung der Aktien müssen Erfolge mit neuen Wirkstoffen aus der Pipeline folgen. Actelion will neben den PAH-Medikamenten ein zweites Standbein aufbauen. In der Entwicklung am weitesten fortgeschritten ist sie mit einem Wirkstoff gegen Multiple Sklerose sowie mit einem Antibiotikum gegen die Darmbakterien Clostridien. Beide Behandlungsgebiete sind jedoch umkämpft, und Actelion hinkt der Konkurrenz in der Entwicklung neuer Präparate hinterher.

Offenbar ist selbst das Management nicht vollends von der Pipeline überzeugt. Wie CFO André Muller an der Telefonkonferenz zum Neunmonatsergebnis durchblicken liess, ist Actelion mit acht verschiedenen Gesellschaften im Gespräch über Übernahmen oder Lizenzvereinbarungen. Wie Actelion bereits im September bestätigt hat, ist eine davon die Biotech-Gesellschaft ZS Pharma aus Amerika. Sie hat in den USA ein Medikament gegen Hyperkalämie im Zulassungsverfahren. Wie die Gespräche mit ihr voranschreiten, dazu wollten sich die Verantwortlichen von Actelion nicht äussern.

Jean-Paul Clozel: "Mit Uptravi wird sich Actelion verwandeln" AWP/Andreas Hohn

Die komplette Historie zu Actelion finden Sie hier.»

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