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16:00 Uhr - 21.07.2017

SFS wird die Goodwill-Bürde los

Der Metallverarbeiter wechselt die Rechnungslegung von IFRS auf Swiss Gaap Fer. Die hohe Ertragskraft wird offensichtlich.

Mehr und mehr kleine und mittelgrosse Schweizer Unternehmen stellen die Rechnung auf Swiss Gaap Fer um. Seit 2005 hat sich etwa ein Fünftel der kotierten Gesellschaften zu diesem Schritt entschlossen. Zuletzt kündigte Komax (KOMN 277.75 -0.89%) den Wechsel an, nun SFS (SFSN 109.5 -4.37%).

Ein vernünftiger Entscheid: SFS-Finanzchef Rolf Frei begründete ihn mit der wachsenden Komplexität der international anerkannten IFRS-Normen. Diese führen zu höheren Kosten und grösseren Schwankungen im Ergebnis.

Namentlich die Vorsorgeverpflichtungen und der Goodwill werden mit Swiss Gaap Fer anders behandelt. Für den Hersteller von Präzisionsformteilen hat der Wechsel beträchtliche Auswirkungen auf das ausgewiesene Eigenkapital und den ausgewiesenen Gewinn.

Es wird einfacher

Als Folge der Grossakquisition von Unisteel 2012 in Asien hat SFS einen riesigen Goodwill (Differenz zwischen Eigenkapital und Unternehmenswert) in den Büchern. Mit der Umstellung der Rechnungslegung kann dieser mit dem Eigenkapital verrechnet werden. Auch nachher hat das Unternehmen eine komfortable Eigenmittelquote von 67%.

Die Folgen für die Erfolgsrechnung sind noch einschneidender. Die regelmässige Amortisation des Goodwills schmälerte die IFRS-Gewinnzahlen um nicht weniger als ein Drittel. Mit Swiss Gaap Fer sind für 2018 ein 67 Mio. Fr. höheres Betriebsergebnis (Ebit) und ein 57 Mio. Fr. höherer Gewinn zu erwarten. Die Ebit-Marge wird prozentual deutlich zweistellig.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt nicht mehr abschreckend hohe 30, sondern durchschnittliche 20. Die Bewertung lässt sich fortan direkt und ohne viel Rechnerei mit Bossard (BOSN 202.8 -1.41%), Dätwyler (DAE 161.6 -0.98%), Georg Fischer (FI-N 1081 -1.73%) und anderen Industrie-Midcaps vergleichen.

Erwartungen nur knapp erfüllt

Nicht auf einhelligen Zuspruch stiess hingegen der Halbjahresbericht von SFS. Die Profitabilität und der Gewinn erreichten die (hohen) Erwartungen der Finanzanalysten nicht ganz. Die Aktien gaben am Freitag deutlich nach.

Ein Teil der Einbusse dürfte mit Gewinnmitnahmen zu erklären sein. Die Valoren hatten seit Jahresbeginn mehr als ein Drittel an Wert gewonnen, seit Anfang November war es nur noch aufwärtsgegangen.

An der Umsatzentwicklung gibt es nichts zu mäkeln. Das ambitionierte Ziel eines organischen Wachstums von 5 bis 7% wurde erstmals seit geraumer Zeit übertroffen. Etwa die Hälfte der ausgewiesenen Zunahme von 13% stammte aus Akquisitionen.

Auch die Profitabilität verbesserte sich. Der Gewinn stieg ein Fünftel. Schon jetzt können die Aktionäre im kommenden Frühjahr mit einer höheren Dividende rechnen.

Deutlich höhere Investitionen

Das gute Wachstum aus eigener Kraft ist auch das Resultat einer Investitionsoffensive. Die Investitionen wurden in den ersten sechs Monaten 60% auf 48 Mio. Fr. erhöht. Das sind 6,2% des Umsatzes.

Bis Ende Jahr sollen es mehr als 8,5% werden, deutlich mehr als der Durchschnitt von  6,5% im Zeitraum 2013 bis 2016. Trotzdem rechnet der Finanzchef per Ende Jahr mit einem freien Cashflow von mindestens 70 Mio. Fr.

Seit Monaten laufen die Produktionswerke teilweise an der Kapazitätsgrenze. Der Finanzchef stellte in Aussicht, dass auch in den beiden kommenden Jahren mindestens so viel in Prozent des Umsatzes wie 2017 investiert wird.

Auch nach Übernahmen hält das Unternehmen weiterhin Ausschau. Im Vordergrund stehen die anspruchsvollen Branchen Medizinaltechnik und Luftfahrt.

Weniger abhängig vom Franken

Die Aussichten von SFS bleiben solid. CEO Jens Breu hielt an der Jahresprognose fest. Demnach soll der Umsatz 8 bis 10% und die Ebita-Marge auf etwa 15% steigen. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen 14,4% erwirtschaftet.

SFS wurde durch den Frankenschock Anfang 2015 überdurchschnittlich getroffen. Mittlerweile wirft er keine Schatten mehr. Das Unternehmen hat Kosten gesenkt und die Abhängigkeit von der einheimischen Währung weiter reduziert, unter anderem durch Zukäufe im Ausland.

Per Mitte Jahr wurden noch 21% des Umsatzes in der Schweiz erwirtschaftet, während hier 40% der Gesamtkosten anfielen. 2014 waren es noch 24% beziehungsweise 49% gewesen.

SFS sind der Kategorie qualitativ überdurchschnittlicher Industrie-Aktien zuzuordnen. Kurse unter 110 Fr. sollten auf jeden Fall zu Käufen genutzt werden.

Die komplette Historie zu SFS finden Sie hier. »

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