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11:52 Uhr - 19.08.2014

Credit Suisse gibt dem Finanzplatz 14 Empfehlungen

VR-Präsident Urs Rohner fordert in der neusten Studie der Grossbank gemeinsame Anstrengungen der Schweizer Banken, von Regierung und Parlament sowie der Aufsichtsbehörden.

Gemäss ihrer neuesten Studie hat der Finanzplatz Schweiz in den letzten Jahren an Stabilität gewonnen, sehe sich aber einem noch intensiveren internationalen Wettbewerb ausgesetzt. «Für den Erhalt zukünftiger Wachstumschancen muss heute gehandelt werden», fordert die Credit Suisse (CSGN 25.58 1.11%).

«Der Finanzplatz Schweiz darf nicht stehen bleiben und muss sich laufend an die neuen Rahmenbedingungen anpassen», lässt sich CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner im Vorwort der Studie «Finanzplatz Schweiz» zitieren. Es gelte, «zwingend eine Lösung für Steuerfragen der Vergangenheit» und die Festlegung zwischenstaatlicher Regeln bezüglich des Informationsaustauschs zu finden.

Zugang zu Drittmärkten

Zentral sind für ihn zudem der Zugang zu Drittmärkten für die Schweizer Finanzinstitute, Investitionen in zukunftsgerichtete Bereiche wie Financial Services Technology, qualitativ hochstehende Infrastrukturen und der Erhalt wirtschaftspolitischer Standortvorteile. «Dazu bedarf es gemeinsamer Anstrengungen der Schweizer Banken, von Regierung und Parlament sowie der Aufsichtsbehörden», ist Rohner überzeugt.

In der Studie der CS werden vierzehn Handlungsempfehlungen für den Finanzplatz Schweiz formuliert:

- Für den Finanzplatz Schweiz müsse ein «zukunftsgerichtetes Wertversprechen» formuliert werden.

- Die steigenden Kundenanforderungen im Vermögensverwaltungsgeschäft müssen adressiert werden.

- Der Zugang zu höchstqualifizierten Fachkräften ist sicherzustellen.

- Der Asset-Management-Standort Schweiz muss international positionieren werden.

- Das Firmenkundengeschäft muss als zentraler Pfeiler der exportorientierten Schweizer Volkswirtschaft gestärkt werden.

- Innovation im FinTech-Bereich muss gezielt gefördert werden.

- Datensicherheit und Stabilität der Infrastruktur sind zu garantieren.

- Das allgemeine Finanz- beziehungsweise Wirtschaftswissen muss gefördert werden.

- Die Koordination der Promotion des Finanzplatzes im Ausland muss verstärkt werden.

- Die Beziehungen zu Europa sind langfristig stabilisieren und der globale Marktzutritt zu sichern.

- Internationale Standards unter Sicherstellung der Äquivalenz zügig, aber pragmatisch umsetzen.

- Attraktives steuerliches Umfeld für Finanz- und Werkplatz schaffen.

- Rechtssicherheit und Berechenbarkeit ist zu gewährleisten.

- Der Finanzplatz ist gezielt auf Veränderungen in den weltweiten Handelsströmen ausrichten.

Ausserdem hält die Studie fest, dass der Finanzplatz Schweiz eine Strategie der Spezialisierung verfolgen müsse, um weiterhin erfolgreich zu sein. «Dabei wird zum Beispiel zu evaluieren sein, in welchen Bereichen der institutionellen Vermögensverwaltung nachhaltiges Wachstum und Renditen erzielt werden können. Dies gilt auch für diverse Bereiche des Kapital- und Devisenmarkts. Generell muss auch hier analysiert werden, wo – gerade in der Verbindung mit dem Kerngeschäft Private Banking – Skaleneffekte zu erzielen sind.»

Verschiebung der Kräfteverhältnisse

Die Schweiz und besonders ihr international ausgerichteter Finanzplatz müssen sich gemäss Credit Suisse ausserdem strategisch sowohl auf die Verlagerung des weltwirtschaftlichen Gravitationszentrums hin zu den aufstrebenden Volkswirtschaften im Süden und Osten als auch auf die verstärkte Digitalisierung des Vermögensverwaltungsgeschäfts einstellen. Betreffend Regulierung müsse die Herstellung eines internationalen «Level Playing Field» Priorität geniessen. Zudem müsse der von der Schweiz eingeschlagene Weg der steuerkonformen internationalen Vermögensverwaltung konsequent zu Ende geführt werden.

Wichtig ist für die Credit Suisse generell ein «pragmatischer Umgang der Schweizer Behörden mit dem zunehmenden Regulierungsdruck und de dem wieder erstarkten Protektionismus.» International tätige Banken müssten heute Regelwerke mehrerer Jurisdiktionen umsetzen, was die Geschäftskosten steigere, ohne klar ersichtliche Stabilitätsgewinne zu bringen.

Mehr Hürden

Gemäss Credit Suisse hat sich über die vergangenen zwei Jahre seit Publikation der letzten Studie tendenziell der Zutritt der Schweizer Banken zu den umliegenden Finanzmärkten verschlechtert. So bleibe es vielfach nicht möglich, Kunden in bestimmten EU-Staaten von der Schweiz aus aktiv zu bedienen.

Während etwa mit Deutschland im Rahmen von bilateralen Vereinbarungen der Marktzutritt teilweise verbessert werden konnte, steht eine solche Übereinkunft mit anderen wichtigen Ländern (z.B. Frankreich, Italien) bislang noch aus. Gleichzeitig sei festzustellen, dass die EU vermehrt sogenannte Drittstaatenregeln erlässt, die den Marktzugang von einer gleichwertigen Regulierung und Aufsicht im Heimatstaat eines Finanzdienstleistersaus einem Drittstaat abhängig macht.

 

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