Monatliche Zinsprognose Schweiz: Solange die EZB ihr Kaufprogramm ausübt, sind der SNB die Hände gebunden.
Im zweiten Halbjahr 2018 – frühestens Ende 2017 – könnten die Schweizer Zinsen steigen, meinen die von FuW befragten Bankökonomen von UBS (UBSG 13.06 -2.83%), Credit Suisse (CSGN 12.8 -2.51%) (CS) Zürcher Kantonalbank (ZKB), Bank Bär, Raiffeisen und St. Galler Kantonalbank (SGKN 385.75 1.25%) (SGKB). Voraussetzung ist, dass die Europäische Zentralbank (EZB) zuvor ihr Anleihenkaufprogramm beendet.
Für UBS-Ökonom Alessandro Bee steigen die Leitzinsen in der Schweiz in den nächsten zwölf Monaten nicht. Dies bestätige auch die SNB-Lagebeurteilung. Eine erste Anhebung dürfte es frühestens Ende 2017 geben. Der Zeitplan hänge von der EZB ab. Die SNB (SNBN 1755 0.29%) könne erst an eine Leitzinsanhebung denken, wenn die EZB ihr Kaufprogramm beendet habe.
CS-Zinsstratege Karsten Linowsky hält an seiner Prognose fest. «Die mit Spannung erwarteten Notenbanktreffen in Japan und den USA liegen hinter uns, und trotz interessanter Entwicklungen ändern wir für die Schweizer Zinsen nichts», fasst er zusammen. Die Schweiz hänge sehr von der Entwicklung der Eurozone ab.
Auch David Marmet, Leiter Volkswirtschaft der ZKB, lässt die Prognose des Dreimonats-Libor unverändert. Die EZB habe signalisiert, dass «weitere expansive Schritte vorerst nicht mehr in der Kadenz der Vergangenheit erfolgen werden». Damit könne auch die SNB ihre Geldpolitik fortsetzen. Das Zögern der EZB, expansiver zu werden, die Bestrebungen der Bank von Japan, die Zinskurve steiler zu machen, und «die hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Fed den Leitzins im Dezember anheben wird, geben auch den Renditen in der Schweiz ein klein wenig Auftrieb», sagt Marmet. So habe man die Renditeprognose für die zehnjährigen «Eidgenossen» auf Sicht von drei Monaten leicht angehoben.
Für Susan Joho, Ökonomin bei Bank Bär, hat sich am kurzen Ende ebenfalls nichts geändert. Die SNB dürfte 2017 «ihre so weit ganz erfolgreiche Strategie mit den Minuszinsen um –0,75% herum» fortsetzen. Die Zurückhaltung der EZB, weiter zu lockern, dürfte der SNB «Erleichterung» beschert haben. Dazu komme, dass die nächste US-Zinserhöhung «Luft schaffen wird», sodass die SNB ihre Strategie beibehalten könne, ergänzt Joho. Die Zinsen am langen Ende dürften nun ihr Tief erreicht haben. Diese Erwartung sei auch in die Prognosen für die zehnjährigen «Eidgenossen» eingeflossen, die geringfügig angehoben wurden.
Gemäss Roland Kläger, Finanzmarktstratege bei Raiffeisen, hat sich die US-Notenbank «alle Optionen offengehalten, ohne die Tür für einen Zinsschritt im Dezember zu weit aufzustossen». Das Fed werde sich 2016 nicht mehr zu einem Zinsschritt durchringen. «Die SNB orientiert sich weiter an der Geldpolitik der Eurozone, um eine Aufwertung des Frankens zu verhindern», sagt SGKB-Strategieanalyst Patrick Häfeli. Deshalb werde sie ihren Leitzins wie gehabt so festlegen, «dass eine genügend grosse negative Zinsdifferenz zum Euroraum bestehen bleibt». Eine erste Leitzinserhöhung der SNB sieht er «frühestens» im zweiten Halbjahr 2018.
«Die expansive Geldpolitik der SNB und der EZB sowie die immer wieder aufgeschobene US-Zinserhöhung halten die Schweizer Zinsen auch in den nächsten Monaten tief.» Von besseren Konjunktur- und Inflationsaussichten und der US-Leitzinsanhebung, die Häfeli für Dezember erwartet, gehe nur geringer Aufwärtsdruck auf die Schweizer Zinsen aus.
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