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02:12 Uhr - 24.10.2014

Tops und Flops im IT-Sektor

Amazon strapaziert mit tiefroten Quartalszahlen die Geduld der Investoren. Microsoft hingegen erntet für robustes Wachstum und Kostendisziplin Applaus.

Amazon wird keinen Gewinn machen, dafür aber alles Geld bis zum letzten Cent in Wachstum investieren: Das ist das Grundversprechen, das Konzernchef Jeff Bezos den Aktionären des Online-Riesen gegeben hat.

Entsprechend harsch fiel am Donnerstag die Reaktion auf den Leistungsausweis zum dritten Quartal aus. Gemessen an der Vorjahresperiode nahmen die Einnahmen zwar satte 20% auf 20,6 Mrd. $ zu. Für Amazon ist das aber nicht gut genug, hatten Analysten doch mit 22% Verbesserung gerechnet.

Ausblick enttäuscht

Auch mit dem Ausblick für den laufenden Berichtszeitraum blieb der Internet-Versandhändler hinter den Erwartungen zurück:  Er stellt 7 bis 18% Wachstum auf 27,3 bis 30,3 Mrd.$ in Aussicht, wogegen Analysten bislang ein Plus von 21% prognostiziert hatten.

Auf der Kostenseite hat sich Amazon – wie gewohnt – kaum zurückgehalten. Im Gegenteil: Massive Investitionen in Dienste wie einen Online-Buchverleih oder in neue Produkte wie das Fire Phone resultierten in tiefroten Zahlen.

Verglichen mit der Vorjahresperiode hat sich der Verlust von 41 auf 427 Mio. $ oder 95 Cent pro Aktie ausgeweitet.  Darin enthalten ist ein Abschreiber von 170 Mio. $ im Zusammenhang mit dem Fire Phone. Im Fall der 32-Gigabyte-Version musste der Verkaufspreis nur zwei Monate nach der Lancierung von 199 $ auf 99 Cent reduziert werden.

Aktien werden abgestraft

Ob sich die Profitabilität im aktuellen Quartal verbessern wird, ist weitgehend ungewiss. Gemäss der Prognose des Unternehmens ist auf operativer Stufe von 430 Mio. $ Gewinn bis 570 Mio. $ Verlust alles möglich.

Die Aktien Amazon büssten nach der Resultatpublikation am frühen Donnerstagabend nachbörslich mehr als 10% ein. Bereits nach den Zahlen der beiden vorangegangenen Quartale wurden sie hart abgestraft und notieren seit Anfang Jahr mehr als 20% im Minus.

Investoren haben die mageren Margen und die unzuverlässige Gewinnentwicklung lange toleriert. Es fragt sich aber, ob sie mit dem an der Börse zu rund 140 Mrd. $ bewerteten Konzern nun allmählich die Geduld verlieren.

Microsoft verdaut Nokia-Übernahme

In auffälligem Kontrast steht die Reaktion auf die Zahlen von Microsoft. Robustes Wachstum im Cloud-Bereich und Fortschritte bei der Integration des von Nokia übernommenen Mobilfunkgeschäfts überraschten Investoren angenehm.

Der Softwareriese weist für das vergangene Quartal einen Gewinn von 4,5 Mrd. $ oder 54 Cent pro Aktie aus. Der Umsatz verbesserte sich 25% auf 23,2 Mrd. $. Analysten hatten ein Ergebnis von 49 Cent pro Titel und Einnahmen von 22 Mrd. $ erwartet.

Microsoft-Chef Satya Nadella hat nach der Nokia-Akquisition ein rigoroses Sparprogramm gestartet, das den Abbau von 18’000 Stellen oder rund 14% der gesamten Belegschaft vorsieht. Es ist damit die grösste Entlassungsrunde in der Konzerngeschichte.

Entlassungsrunde belastet Gewinn

Kosten in diesem Zusammenhang haben den Gewinn mit 11 Cent pro Aktie belastet. Derweil hat das Mobilfunkgeschäft 2,6 Mrd. $ zum Umsatz beigetragen, was die Prognosen von 2,1 Mrd. $ übetraf. Gut abgeschnitten hat ebenso der Verkauf der Spielkonsole Xbox, deren Absatz sich verdoppelt hat.

Die Aktien Microsoft avancierten im nachbörslichen Handel am Donnerstag fast 4%. Seit Anfang Jahr notieren sie gut 20% im Plus.

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