UBS-Schreck Knight Vinke sagt, das Übernahmeangebot für den Stromversorger sei viel zu niedrig, und will die Dekotierung verhindern.
Der aktivistische Investor Knight Vinke ist zurück in der Schweiz. Sein neues Ziel: Alpiq (ALPH 70.1 -0.14%). Mit einem Anteil von 1,3% am Stromversorger versucht er die Minderheitsaktionäre gegen das Übernahmeangebot des Kernaktionärs CSA Energie-Infrastruktur Schweiz aufzustacheln.
Der Chef von Knight Vinke, Eric Knight, versuchte bis 2015 als UBS-Minderheitsaktionär die Grossbank dazu zu bringen, ihre Investmentbank abzuspalten. Das Management blieb hart, Knight zog sich nach eigenen Worten zumindest mit einem Gewinn aus dem Investment zurück.
Nun fordert Knight im Vorfeld der ausserordentlichen Generalversammlung vom morgigen Mittwoch in einem Brief an den Alpiq-Verwaltungsrat (VR), der «Finanz und Wirtschaft» vorliegt: Der Plan, die Kleinaktionäre möglicherweise aus dem Aktionariat zu drängen (Squeeze-out) und Alpiq von der Börse zu nehmen, müsse «sofort aufgegeben» werden.
Neue unabhängige Bewertung
Eine neue unabhängige Bewertung (Fairness Opinion) des Übernahmeangebots ist laut Knight angebracht. Und die unabhängigen Mitglieder des VR sollen einen Sonderausschuss zur Verteidigung der Interessen der Minderheitsaktionäre von Alpiq bilden, beraten von unabhängigen Experten.
CSA, eine Tochtergesellschaft der Credit Suisse (CSGN 11.145 -0.49%), kontrolliert zusammen mit kooperierenden Aktionärsgruppen rund 88% an Alpiq und bietet für die restlichen Aktien 70 Fr. je Titel. Auf dem Höhepunkt der Energiepreise kosteten die Valoren einst 550 Fr.
Die Übernahme soll voraussichtlich am 9. Oktober abgeschlossen sein, anschliessend sollen die Aktien von der Börse genommen werden. Ab der Schwelle von 98% kann ein Aktionär ein Squeeze-out vollziehen und die restlichen Aktionäre zum vorgeschlagenen Preis gegen ihren Willen aus dem Aktionariat drängen. Ab 90%, besteht bereits die Möglichkeit einer Abfindungsfusion (Squeeze-out-Merger), der für CSA nach eigenem Bekunden eine Option ist.
Angebot «massiv unterbewertet»
Knight schreibt, er «und andere Investoren» wollten nicht von der Möglichkeit ausgeschlossen werden, als langfristige Investoren am Potenzial Alpiqs teilzuhaben. Dagegen betont Knight, er wolle keineswegs das Vorhaben von CSA, Alpiq zu kaufen, stoppen.
Er teile die Strategie des neuen Hauptaktionärs, Alpiq auf die Schweizer Wasserkraft zu fokussieren. Allerdings: «Wir und andere Investoren glauben, dass das Angebot das Unternehmen massiv unterbewertet, und werden deshalb unsere Aktien nicht andienen.»
Mit einer neuen unabhängigen Beurteilung des CSA-Angebots sollen die Alpiq-Aktien neu bewertet werden. Denn zum einen sei die Fairness Opinion der Beratergesellschaft PwC «ernsthaft fehlerhaft». Zum anderen habe PwC Interessenkonflikte, da sie als Prüfgesellschaft für Credit Suisse agiere.
Vorwürfe an PwC
Zusammen mit dem Brief schickt Knight eine Überprüfung der PwC-Bewertung, zusammengestellt durch die Gesellschaft Oxera Consulting. Daraus geht hervor, PwC habe die durchschnittlich gewichteten Kapitalkosten (WACC) zu hoch angesetzt, was im Endeffekt einen zu geringen Wert der Gesellschaft ergeben würde.
Konkret kritisiert Knight die Aufschläge von PwC für ein Länderrisiko und ein kleinkapitalisiertes Unternehmen. Knight argumentiert, ein Länderrisiko würde für die Schweiz praktisch nicht existieren, und über Aufschläge für kleinkapitalisierte Unternehmen gebe es keinesfalls einen akademischen Konsens.
«Wir glauben, dass PwC möglicherweise eine Reihe von methodischen Fehlern begangen hat», schreibt Knight. «Die Korrektur dieser Fehler würde dazu führen, dass die Bewertung von Alpiq durch PwC um 50 bis 75% steigt.» Der Preis pro Aktie würde damit also nicht bei 70 Fr., sondern bei 105 bis 123 Fr. liegen.
«Mangel an Vision»
Um sich in Zukunft weiterzuentwickeln, brauche Alpiq laut Knight Kapital. In diesem Kontext seien die Pläne, das Unternehmen von der Börse zu nehmen und die Publikumsaktionäre mit einem Abschlag zum Buchwert abzuspeisen, «opportunistisch» und offenbarten einen «Mangel an Vision».
Der VR würde dem Ruf der Gesellschaft innerhalb der Investorengemeinde «irreparablen Schaden» zufügen, die Tür für eine erneute Kotierung verschliessen und die Gesellschaft von einer Hauptquelle für Kapital abschneiden. Dabei wäre es möglich, substanzielle Nachfrage von institutionellen Investoren in der Schweiz anzuziehen, gibt sich Knight überzeugt.
Auch die gute Unternehmensführung (Corporate Governance) bei Alpiq sei «stossend». Zwölf der dreizehn VR-Mitglieder seien aufgrund von Verbindungen zu CSA in den Ausstand getreten. Zwischen ihnen und den mit ihnen verbundenen Aktionären auf der einen sowie den Minderheitsaktionären auf der anderen Seite herrsche nicht nur eine krasse Informationsasymmetrie, sondern auch der VR-Präsident als einziges unabhängiges Mitglied habe sich «entschieden, die Aktionäre nicht über die finanzielle Angemessenheit des CSA-Angebots zu beraten».
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.