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16:23 Uhr - 06.10.2015

Der IWF senkt seine Wachstumsprognose

Fallende Rohstoffpreise, versiegende Kapitalflüsse in aufstrebende Volkswirtschaften und schwache Schwellenländerwährungen erhöhen die Konjunkturrisiken.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkt in seinem neuesten «World Economic Outlook» die Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft für das Jahr 2015 von 3,3% im Juli auf nunmehr 3,1%. Im Vergleich zu 2014 handelt es sich um einen Rückgang von 0,3 Prozentpunkten.

Auch für das kommende Jahr ist der IWF weniger zuversichtlich geworden: anstatt auf 3,8% dürfte sich das reale globale Wachstum 2016 auf lediglich 3,6% belaufen. Immerhin würde damit die Weltwirtschaft im Jahresvergleich wieder kräftiger wachsen. Die Anpassungen nach unten sind breitgefasst – sowohl für die Industrie- als auch für die Schwellenländer ist der Währungsfonds insgesamt pessimistischer geworden.

Allerdings fallen die Revisionen für die entwickelten Länder moderater aus. Für sie wird im laufenden Jahr mit einem Wachstum von 2% (im Juli 2,1%) gerechnet, was einer Beschleunigung zum Vorjahreswachstum von 1,8% entspricht.

Spuren des Frankenschocks

Einzelne Lichtblicke sind auszumachen. Die Vereinigten Staaten werden 2015 voraussichtlich um 2,6% anstatt um 2,5% zulegen – nach 2,4% im Vorjahr. Insgesamt zeigt Europa den grössten positiven Beitrag – von 0,9% im Jahr 2014 auf 1,5% im laufenden Jahr. Besonders erfreulich ist die Rückkehr der Peripherie auf den Wachstumspfad. Mit einem Wachstum von 3,1% (2014: 1,4%) gehört Spanien zu den am stärksten wachsenden Industrienationen. Italien findet 2015 endlich aus der Rezession und wird 0,8% wachsen. Als eines der wenigen Länder passte der IWF die Wachstumsprognosen sowohl in diesem (0,8% statt 0,7%) als auch im nächsten Jahr (1,3% statt 1,2%) leicht nach oben an.

Die Schweiz dürfte 2015 immerhin 1% zulegen – trotz Frankenschock. Für das kommende Jahr sehen die IWF-Ökonomen eine Wachstumsbeschleunigung auf 1,3%. Im Vergleich zu 2014, als die hiesige Wirtschaft um 1,9% wuchs, hinterlässt die starke Währung zwar deutliche Bremsspuren. Die Konjunkturprognosen fallen angesichts der heftigen Frankenaufwertung jedoch verhältnismässig robust aus.

Schwellenländer bremsen

Für die Schwellenländer erfolgt eine Anpassung von 4,2% auf 4%. «Diese Wachstumsrate ist viel niedriger, als wir während der Erholung nach der globalen Finanzkrise vermutet haben», sagte Maurice Obstfeld, seit kurzem der neue Chefökonom des IWF, an der Presserkonferenz in Lima, Peru. Damit dürfte gemäss den Ökonomen des IWF die Wachstumsdynamik in den aufstrebenden Volkswirtschaften im fünften Jahr in Folge abnehmen. Die Baisse bei den Rohstoffpreisen spielen eine wichtige Rolle, aber nicht nur. Politische Instabilität, Schuldenüberhänge und Investitionsexzesse zu Beginn der Dekade tragen ebenfalls zur aktuellen Wachstumsschwäche in vielen Schwellenländern bei.

Nicht nur haben sich die konjunkturellen Aussichten eingetrübt, die Abwärtsrisiken haben gleichzeitig zugenommen. Fallende Rohstoffpreise, abnehmende Kapitalflüsse in Schwellenländer und schwächere Währungen und erhöhte Schwankungen an den Finanzmärkten werden als Gründe genannt. Dabei werden die Risiken für die Schwellenländer als grösser eingestuft als für den Westen. «Der heilige Gral einer robusten und synchronen globalen Expansion bleibt schwer erreichbar», so Maurice Obstfeld.

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