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08:40 Uhr - 13.02.2018

Short-Vola-Produkte mit Rekordzufluss

Es scheint, als hätten Investoren nichts gelernt. Trotz des Absturzes vor Wochenfrist erfreuen sich Produkte, die auf sinkende Volatilität setzen, ungebremster Nachfrage. Doch etwas ist anders.

Auf sinkende Volatilität zu setzen, war 2017 nicht nur eine beliebte Strategie, sondern auch eine äusserst erfolgreiche. Mit dem ETF des amerikanischen Anbieters ProShares haben Investoren in Jahresfrist ihren Einsatz verdreifacht.

Am 6. Februar kam dann das böse Erwachen. Der Volatilitätsindex Vix, der die erwartete Schwankungsbreite des S&P 500 (SP500 2656 1.39%) zeigt, schoss am Vortag in die Höhe.

Als Konsequenz stürzten die Short-Vola-Produkte ab. In einem Tag verlor das Produkt von ProShares 83% an Wert. Noch schlimmer traf es Anleger, die auf das Pendant der Credit Suisse (CSGN 16.485 1.1%) gesetzt hatten. Es brach 93% ein. Der Gewinn des Vorjahres war weg. Und nicht nur das.

Credit Suisse zog darauf das Zertifikat aus dem Verkehr. Auch die japanische Bank Nomura kündigte eines ihrer Zertifikate vorzeitig. ProShares hielt hingegen an ihrem Short-Vola-Produkt fest. Zu Recht.

Zufluss von 850 Mio. $

Denn der Absturz hat Investoren nicht davon abgehalten, wieder auf sinkende Volatilität zu setzen. Im Gegenteil: In der vergangenen Woche sind bis Donnerstagabend gemäss einer Analyse der Grossbank J.P. Morgan 850 Mio. $ in solche Instrumente geflossen. Primär in das von ProShares, wie Bill Speth, Leiter Research der Chicagoer Börse CBOE, die auch den Vix kalkuliert, der FuW bestätigt hat.

Für Pravit Chintawongvanich, Leiter Derivatives Strategy von Macro Risk Advisors, ist das keine Überraschung. «Vor dem Absturz war das Risiko-Rendite-Profil nicht attraktiv», erklärt er, «nun ist das Risiko moderat, die Rendite hingegen hoch.» Eine Verdoppelung des Vix beim aktuellen Wert von 26 ist unwahrscheinlicher als beim Stand von 17 vor der Korrektur. Zudem sei die Strategie nach der Korrektur weniger liquide geworden.

Fidelity Investments sieht das anders. Der Finanzdienstleister aus Boston hat es den eigenen Kunden verboten, Short-Vola-Produkte zu kaufen. Damit will das Unternehmen «während des aktuellen Marktumfelds Kunden vor übergrossen Risiken schützen», wie es in einer Pressemitteilung schreibt.

Primär institutionelle Anleger

An der Nachfrage nach den Short-Vola-Produkten dürfte das aber nicht viel ändern. Laut Speth waren vor dem Absturz vier von fünf Investoren in Short-Vola-Produkten institutionelle Anleger, und sie sind es nun auch, die wieder zugreifen: «Der Grossteil der Zuflüsse kommt von professionellen Investoren», erklärt er.

Institutionelle Investoren haben auch am stärksten unter dem Einbruch vor Wochenfrist gelitten. So verzeichnete beispielsweise LJM Partners, ein Hedge Fund aus Chicago, einen Verlust von 82% in einem ihrer Produkte.

Auf der anderen Seite gab es aber auch Gewinner. Ein Hedge Fund aus Denver namens Ibex Investors setzte auf den Absturz des Short-Vola-Produkts von ProShares und erzielte mit einem Einsatz von 200’000 $ einen Gewinn von 17,5 Mio. $.

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