Das US-Bruttoinlandprodukt hat im zweiten Quartal 4% zugenommen. Wie gut die Konjunktur aber tatsächlich läuft, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen.
Die amerikanische Wirtschaft ist nach der Winterstarre aufgeblüht. Das bestätigen die am Mittwoch veröffentlichen Daten zum Bruttoinlandprodukt (BIP). Dank einem Aufbau der Lager und erhöhten Konsumausgaben ist der wichtigste Konjunkturindikator im zweiten Quartal 4% gestiegen, wie das Commerce Department mitteilt. Ökonomen hatten im Vorfeld eine Zunahme von 3% erwartet.
Der Wachstumsschub folgt auf den Einbruch im ersten Quartal, in dem das BIP nach den neusten Berechnungen um 2,1% geschrumpft ist. Das ist zwar etwas weniger drastisch als das Minus von 2,9% der letzten Lesung. Doch auch nach der Revision ist es immer noch das schwächste Quartal seit dem Ende der Rezession im Sommer 2009. Insgesamt ist die US-Wirtschaft im ersten Halbjahr damit lediglich rund 1% expandiert.
Ungewisser Ausblick auf das zweite Semester
Das ist ein frappanter Gegensatz im Vergleich zum zweiten Semester 2013. Gemäss den revidierten Daten ist das BIP in diesem Zeitraum um 4% gestiegen. Das entspricht der kräftigsten Expansion innerhalb von sechs Monaten seit 2004. Diese starken Schwankungen erschweren es, klare Rückschlüsse auf die tatsächliche Verfassung der Konjunktur zu ziehen. So variieren die BIP-Prognosen der Ökonomen für das zweite Halbjahr gemäss dem Datendienst Bloomberg von 1,9 bis 5,2%.
Wie es um Amerika wirklich steht, wird sich damit erst im Verlauf der kommenden Monate zeigen, wenn die Bremswirkung durch den aussergewöhnlich harten Winter und der nachfolgende Kompensationseffekt abgeklungen sind. Am Kurs der US-Notenbank wird sich kurzfristig daher wenig ändern. Nach einer zweitägigen Sitzung wird sie um 14 Uhr Lokalzeit (20 Uhr Schweizer Zeit) ihren Zinsentscheid bekannt geben. Investoren erwarten, dass die US-Währungshüter das Stimulusprogramm QE3 um weitere 10 auf 25 Mrd.$ kürzen werden.
Konsum zieht an
Ein genauerer Blick auf die BIP-Zahlen zeigt, dass der Wachstumsschub im zweiten Quartal verhältnismässig breit abgestützt war. Die Konsumausgaben nahmen 2,5% zu (nach 1,2% im ersten Quartal), die Investitionen der Unternehmen stiegen 5,5% (1,6%), und im Wohnbereich wurde 7,5% (–5,3%) mehr investiert. Im öffentlichen Sektor erhöhten sich die Ausgaben um 1,6% (–0,8%). Die Nettoexporte bremsten das Wachstum um 0,6 Prozentpunkte, während die Aufstockung der Lager 1,7 Prozentpunkte zur Expansion beitrugen.
An Wallstreet wurden die Nachrichten freundlich aufgenommen. Der US-Leitindex S&P 500 notierte im frühen Handel 0,4% im Plus. Die Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen nahm 6 Basispunkte auf 2,52% zu. Der Dollar tendierte gemessen an einem Korb der wichtigsten Währungen klar fester.
Arbeitsmarkt rückt ins Zentrum
Der Fokus der Investoren wird sich gegen Wochenschluss auf den Arbeitsmarkt verlagern. Etwas schwächer als erwartet fielen dazu bereits am Mittwoch die von ADP erhobenen Daten aus. Gemäss dem IT-Dienstleister hat die amerikanische Privatwirtschaft im Juli 218‘000 Stellen geschaffen. Ökonomen hatten mit 230‘000 gerechnet. Der Zuwachs basiert vor allem auf dem Dienstleistungssektor, wo 202’000 Jobs hinzu gekommen sind.
Die Aussagekraft der ADP-Zahlen ist limitiert. Entscheidend sind die offiziellen Angaben des Statistikamts BLS (BLSN 0.7 -2.78%), das am Freitag die Daten für den vergangenen Monat präsentiert. An Wallstreet wird erwartet, dass im Juli in den USA insgesamt 231‘000 Arbeitsplätze entstanden sind, nachdem es im Juni 288‘000 waren. Für die Arbeitslosenrate wird eine Stagnation auf 6,1% prognostiziert. Die Daten von ADP ändern an diesen Schätzungen kaum etwas.
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