EZB-Direktorin Isabel Schnabel warnt, dass die Preise und die Löhne noch mehr steigen werden. Sie hält eine erste Zinserhöhung im Juli für möglich.
EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat sich angesichts der hohen Inflation im Euro-Raum dafür ausgesprochen, den geldpolitischen Kurs anzupassen. «Jetzt reicht es nicht mehr zu reden, wir müssen handeln», sagte sie dem «Handelsblatt» (Mittwochausgabe) einem Vorabbericht zufolge. «Aus heutiger Sicht halte ich eine Zinserhöhung im Juli für möglich.» Zuvor sollten die Nettozukäufe von Anleihen eingestellt werden, voraussichtlich Ende Juni. Der Preisanstieg beschränke sich nicht nur auf Energie und Lebensmittel. Es stehe ausser Zweifel, dass höhere Lohnforderungen kommen würden, sollte die Inflation längere Zeit hoch bleiben. Noch würden sich Löhne und Preise jedoch nicht gegenseitig hochschaukeln. Geldpolitik müsse aber vorausschauend handeln. «Wir dürfen nicht erst reagieren, wenn eine Lohn-Preis-Spirale bereits in Gang gekommen ist.»
Die Inflation in der Euro-Zone ist im April auf ein neues Rekordhoch von 7,5% gestiegen und setzt die Währungshüter zusehends unter Zugzwang. Investoren an den Finanzmärkten rechnen für dieses Jahr bereits mit drei bis vier Zinsschritten nach oben. Zurzeit liegt der geldpolitische Schlüsselsatz bei 0,0%. Zugleich müssen Banken Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank horten. Dieser sogenannte Einlagesatz ist aktuell bei minus 0,5%. Sollten die Investoren mit ihren Erwartungen richtig liegen, könnte er dieses Jahr erstmals seit 2014 wieder den positiven Bereich erreichen. In anderen Ländern wie den USA oder Grossbritannien haben die Notenbanken die Zinsen in diesem Jahr bereits erhöht.
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