Volvo setzt als erster herkömmlicher Autobauer auf eine ölfreie Zukunft. Das rückt Metalle wie Lithium, Kobalt und Mangan in den Fokus.
Volvo (VOLV A 146.8 0.82%) plant für eine Zukunft ohne Öl: Ab 2019 will sich der schwedisch-chinesische Autobauer voll der Entwicklung von strombetriebenen Fahrzeugen widmen, wie er am Mittwoch bekannt gab. Damit wäre er der erste herkömmliche Hersteller, der den Schritt hin zur Produktion von Elektrofahrzeugen wagt.
Die Pläne sind ambitioniert. Bereits 2021 sollen fünf Elektroautomodelle auf dem Markt sein. Zwei könnten nach den Plänen von Volvo mit ihren starken Motoren Branchenpionier Tesla Konkurrenz machen. Experten schreiben von einer kleinen Revolution in der Autoindustrie – mit Auswirkungen für die ganze Industrie und vor allem auch für die Produktion.
In den vergangenen Jahren hat das Industrieunternehmen mit Hauptsitz in Göteborg für eine ölfreie Zukunft aufgerüstet. Seit der Übernahme durch den chinesischen Autobauer Geely setzt Volvo auf Innovation. Der neue Besitzer treibt die Entwicklung von günstigen Elektro- und Hybridmotoren für den wachsenden Markt in Asien voran.
Auswirkungen auf die Rohstoffnachfrage
Doch der Umfang der jüngsten Pläne übertrifft die Erwartungen. Die Auswirkungen dürften sich nicht nur in der Autoindustrie, sondern insbesondere auch bei den Rohstoffen bemerkbar machen.
Denn der Boom bei den Elektrofahrzeugen beflügelt die Nachfrage nach Lithium, Kobalt und Mangan. Gemäss Schätzungen der Deutschen Bank werden Batterien im Jahr 2025 nahezu 70% der weltweiten Lithiumnachfrage ausmachen. Heute liegt der Anteil bei rund einem Drittel.
Auch wenn sich der Abbau gerade bei Lithium in den vergangenen Jahren ebenfalls vervielfacht hat, resultiert bereits heute ein Angebotsdefizit. Der Preis für eine Tonne ist nach Angaben des Branchenverbands CRU auf über 20’000 $ gestiegen. Genauere Angaben sind schwierig, da es keinen transparenten Markt gibt.
Risiken sind hoch
Von der Entwicklung bei den Batterien dürfte das Metall auch weiterhin profitieren. Es gilt aber, mehrere Risiken zu beachten. Erstens wird der Preis für Lithium nicht an einem liquiden Markt bestimmt, sondern in individuellen Verträgen festgelegt. Die Preisbildung ist damit sehr intransparent.
Zweitens sind in den Lithiumnotierungen bereits heute grosse Erwartungen eingepreist, wie das Beispiel von Volvo zeigt. Verfehlt die Nachfrage die aktuellen Prognosen, könnte die Enttäuschung zu einem deutlichen Preisrückgang führen. Drittens hängt die Nachfrage – anders als viele glauben – auch bei Lithium von China ab, denn dort dürfte der Markt für Elektroautos am schnellsten wachsen.
Zuletzt wird die Konzentration auf der Lieferseite sowie geopolitische Herausforderungen den Markt für Lithium, Kobalt und Mangan verstärkt in den Fokus rücken, glaubt James Butterfill vom ETF-Anbieter ETF Securities.
«Gleichzeitig dürfte sich der thermische Wirkungsgrad von Verbrennungsmotoren bis ins Jahr 2025 knapp verdoppeln. Da besteht also noch viel Verbesserungspotenzial, das den Angriff der Elektroautos verlangsamen wird», warnt Butterfill. Dem Hype bei Lithium und anderen Metallen sollten Anleger daher mit Vorsicht begegnen.
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