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18:42 Uhr - 04.11.2016

Sandoz muss der US-Justiz Auskunft geben

Das US-Justizministerium untersucht mögliche Preisabsprachen unter Generikaherstellern.

Generikahersteller und ihre Preispolitik sind Gegenstand einer kartellrechtlichen Untersuchung in den USA. Betroffen ist auch die Novartis-Tochter Sandoz. Sie habe eine Vorladung der Anti-Trust-Abteilung des US-Justizministeriums (Department of Justice, DoJ) erhalten, erklärte ein Sprecher am Freitag auf Anfrage von FuW. «Es werden Dokumente im Zusammenhang mit der Vermarktung und der Preisgestaltung generischer pharmazeutischer Produkte und von damit in Zusammenhang stehender Kommunikation mit Konkurrenten seit Januar 2012 verlangt», sagte der Sprecher. Weitere Angaben wollte Novartis (NOVN 68.15 -1.16%) nicht machen.

Gemäss einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg stehen mehr als ein Dutzend Generikahersteller und rund zwei Dutzend Medikamente im Fokus der US-Kartellwächter. Der Vorwurf lautet, Unternehmen hätten Preiserhöhungen koordiniert. Gemäss mit dem Vorgang vertrauter Personen haben unter anderem auch die Branchengrössen Mylan und Teva Pharmaceutical Vorladungen erhalten. Zahlreiche Aktien von Generikaherstellern gerieten in der Folge unter Druck, Mylan verloren am Donnerstag 7% und Teva 10%. Die Titel kleinerer Branchenvertreter wie Impax (–20%) und Lannett (–27%) verloren noch stärker und erholten sich am Freitag nur teilweise. Novartis gaben am Freitag in einem schwachen Markt 1,2% nach.

Die Untersuchung läuft gemäss Bloomberg seit zwei Jahren, erste Klagen könnten bereits Ende Jahr kommen. «Damit dürfte der Druck auf Pharmaunternehmen steigen, sich mit dem US-Justizministerium zu vergleichen», sagt Marcel Meinhardt, Anwalt und Partner bei der Zürcher Kanzlei Lenz & Staehelin.

Die Höhe möglicher Vergleichszahlungen oder Bussen ist schwer zu beziffern. Es könnte aber um Milliarden gehen. Der Markt für Generika ist riesig, die Zahl der in die Untersuchung involvierten Unternehmen ist gross. Zudem haben amerikanische Behörden in jüngster Zeit hohe Bussen  in anderen Fällen ausgesprochen – vor allem gegen Banken.

Doch es könnte für die Generikahersteller noch ungemütlicher werden. «Im Zuge  kartellrechtlicher Anklagen werden regelmässig auch zivilrechtliche Sammelklagen bei US-Gerichten erhoben. Diese sind für die betroffenen Unternehmen häufig das noch grössere finanzielle Risiko», erklärt Anwalt Meinhardt.

Die Pharmabranche steht in den USA, dem lukrativsten aller westlichen Arzneimittelmärkte, wegen Medikamentenpreisen bereits im politischen Fokus. Es ist auch eine Folge des Präsidentschaftswahlkampfs. Bisher lag die Aufmerksamkeit allerdings auf patentgeschützten Originalpräparaten. Nun ist die Vermarktung von Nachahmerprodukten zum Stein des Anstosses geworden.

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