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07:27 Uhr - 16.02.2017

Clariant blickt zuversichtlich nach vorn

Der Spezialchemiekonzern berichtet von weiteren Fortschritten in der Profitabilität und im Cashflow. Der Umsatz zeigt wieder leicht steigende Tendenz. Die Dividende wird deutlich erhöht.

Clariant (CLN 18.73 -0.69%) darf mit dem Geschäftsjahr 2016 zufrieden sein. Immerhin hat das Spezialchemieunternehmen die höchste Profitabilität seit der Neuausrichtung des Portfolios realisiert – trotz eines herausforderungsreichen Umfelds. Zum siebten Mal in Folge ist es gelungen, die am Ebitda, am Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisation, gemessene Marge vor Einmaleffekten zu erhöhen.

zoom«Wir kommen unseren mittelfristigen Rentabilitätszielen näher», freute sich CEO Hariolf Kottmann an der heutigen Bilanzmedienkonferenz. Dank geringerer Währungseinflüsse und zweier Übernahmen im Geschäft mit Ölfeldchemikalien zeigt auch der Umsatz wieder leicht steigende Tendenz. Der Dividendenvorschlag von 0.45 Fr. liegt ein Achtel über Vorjahr, und auch der Ausblick für das laufende Jahr stimmt zuversichtlich.

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Nicht nur der Ausblick freut

Für 2017 erwartet das Management wiederum Wachstum in lokalen Währungen, weitere Fortschritte im operativen Cashflow sowie eine weitere Steigerung des Ebitda und der Ebitda-Marge, beides vor Einmaleffekten.

Stichwort Einmaleffekte: Sie waren auch im vergangenen Jahr hoch. Der tatsächliche Betriebsgewinn (Ebit) erreicht nur 82% des bereinigten, und der tatsächliche Gewinn je Aktie beträgt nur 70% des adjustierten Werts. Beide Quoten entsprechen in etwa dem Vorjahresniveau.

Doch Hariolf Kottmann stellt, darauf angesprochen, in diesem leidigen Punkt Besserung in Aussicht.

Nichtsdestotrotz hat sich auch die Ertragslage nach Einmaleinflüssen verbessert. Der Betriebsgewinn nahm überproportional zum Umsatz 3% zu, der Gewinn sogar 16%, vor allem dank niedrigerer Finanzierungskosten und einer günstigeren Steuerquote, wie Finanzchef Patrick Jany erklärte.

Kein Margendruck erwartet

Die Umsatzanalyse ergibt allerdings ein durchwachsenes Bild: Das Mengenwachstum – die von der Bedeutung her wichtigste Komponente – konnte das Niveau vom ersten Halbjahr (+3%) nicht aufrechterhalten. Im Schlussquartal resultierte trotz anziehender Nachfrage in China ein Nullwachstum.

Gründe sind die hohe Vergleichsbasis des Vorjahres und unter geografischen Gesichtspunkten die Marktschwäche in Lateinamerika (–17%), namentlich in dem für Clariant wichtigen Markt Brasilien.

Die Absatzpreise konnten im Berichtsjahr trotz über weite Strecken sinkender Rohstoffpreise stabil gehalten werden. Wie Ems-Chemie (EMSN 573 -0.09%) registriert aber auch Clariant in den Rohstoffpreisen eine Trendumkehr. Finanzchef Jany spricht in dem Zusammenhang allerdings von einer langsamen Erhöhung, wogegen sich die beiden wichtigsten Rohstoffe von Ems erheblich verteuert haben.

Jany erwartet deshalb wegen der höheren Rohstoffpreise keinen Margendruck. Er ist zuversichtlich, die höheren Kosten mit geringer Verzögerung weitergeben zu können.

Der Cashflow setzt ein Highlight

Die Bilanz von Clariant ist zwar kein Vorzeigebeispiel, Anlass zur Sorge gibt sie aber in keiner Weise. Etwas mehr Solidität würde jedoch nicht schaden.

Ein Lichtblick im Abschluss 2016 ist der operative Cashflow. Lange ein Sorgenkind, hat er im vergangenen Jahr nun aber 29% zugenommen. Eine Eintagsfliege ist das nicht, sondern das Resultat zahlreicher Massnahmen. Finanzchef Jany betont denn auch, die Steigerung sei breit abgestützt.

zoomOperativ habe in erster Linie das Segment Plastics & Coatings dazu beigetragen. Es hat sich im Berichtsjahr deutlich gesteigert. Zusammen mit dem Segment Care Chemicals war es der wesentliche Treiber hinter der ansprechenden Leistung des vergangenen Jahres.

Hinter der Steigerung von Plastics & Coatings stehen auch strukturelle Veränderungen. Das für den Cashflow des Konzerns wichtige Segment war per Anfang 2016 rechtlich verselbständigt worden, um es seinen besonderen Bedürfnissen entsprechend gezielt steuern zu können.

Das hat sich ausgezahlt, das Segment hat sich durch diese «Befreiung» auf ein höheres Niveau gehievt. Von da aus dürfte es in Zukunft aber wieder zäher werden.

Demgegenüber hat sich das margenstarke Segment Catalysis 2016 schwergetan. Die Nachfrage in Asien und Nordamerika war insgesamt rückläufig. Doch Besserung ist in Sicht. Der Zyklus dreht. Das laufende Jahr dürfte noch schwierig werden, doch für 2018/19 wird mit hohem Wachstum gerechnet; das sei bereits recht gut absehbar.

Fokus auf China

In der FuW-Schätzung für 2017 resultieren nach der Publikation der Zahlen für das vergangene Jahr keine nennenswerten Änderungen. Die Umsatzerwartung von 6,15 Mrd. Fr. bleibt bestehen, während die Schätzung für den Gewinn je Aktie leicht auf 1.22 Fr. vor Einmaleffekten erhöht wird. Die heute von Bloomberg bereits erfassten Neuschätzungen reichen von 1.18 bis 1.39 Fr.

Auf Basis der FuW-Schätzung resultiert für das laufende Jahr ein Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktien Clariant von 15. Im Branchenvergleich ist das massvoll. Zusammen mit dem besonderen Augenmerk, das Clariant dem wichtigen chinesischen Markt widmet, und den sich aufhellenden Perspektiven für das Katalysatorengeschäft ergibt das ein Argument für dosierte Zukäufe.

Apropos China. Das Land steht für rund 40% der globalen Chemienachfrage und soll bis 2020 etwa 60% zum Wachstum der Gesamtbranche beitragen. China hat für Clariant hohe Priorität – auch weil das Spezialchemieunternehmen dort unterrepräsentiert ist und 2016 nur 8% seines Umsatzes erzielt hat.

Vom Rand ins Zentrum, lautet das Motto für China. Der chinesische Markt braucht gemäss CEO Kottmann eine komplett andere Art der Marktbearbeitung. Darauf abzielende Massnahmen sind bereits in der Umsetzung, weitere sollen folgen. «Wir wollen in China ein Insider werden», sagt Kottmann.

Die komplette Historie zu Clariant finden Sie hier. »

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