Das Biotech-Unternehmen ObsEva (OBSV 5.4 22.17%) hat mit seinem Produktkandidaten Linzagolix die Ziele in der Phase-III-Studie Primrose 2 erreicht. Die auf Frauenheilkunde spezialisierte Gesellschaft aus Genf teilte am Montag mit, dass die einmal tägliche Einnahme des Produktkandidaten bei Frauen wirksam gewesen sei, die wegen Uterusfibroiden an schweren menstruellen Blutungen (HMB) leiden.
Dabei habe sich Linzagolix in beiden Dosierungen (100 mg und 200 mg), die getestet wurden, als wirksam erwiesen. 535 Frauen hatten an verschiedenen Standorten in den USA und Europa am Programm teilgenommen.
Das Hauptziel der Studie war es, die Blutungen zu reduzieren. Nach 24 Wochen sei der menstruelle Blutverlust denn auch um 50% oder mehr gesunken, hiess es in der Mitteilung.
Möglicherweise «Best in Class»
Bemerkenswert ist vor allem die hohe Ansprechrate von 93,9% bei der höheren Dosierung von 200 mg, die zusammen mit einer Hormonbehandlung verabreicht wurde, um Osteoporose vorzubeugen. Damit könne Linzagolix möglicherweise als bestes Medikament seiner Klasse auf den Markt kommen, liess sich CEO und Mitgründer Ernest Loumaye zitieren.
Als Vorteil des Mittels wurde bisher auch seine knochenschonende Eigenschaft gesehen. Auch sie konnte in der Studie bestätigt werden. Die Ansprechrate in der tieferen Dosierung von 100 mg ohne die sogenannte Ad-Back-Therapie zur Osteoporoseprophylaxe wies mit knapp 57% allerdings eine tiefere Ansprechrate auf.
Alternative ohne Hormonbehandlung
Die tiefere Dosierung biete eine Alternative für Frauen, die die hormonelle Behandlung nicht vertragen oder sie vermeiden wollen. Auch wenn Linzagolix erst als drittes Medikament seiner Klasse auf den Markt kommt, dürfte es zumindest bei diesen Patientinnen zum Einsatz gelangen.
Linzagolix hat in der Studie auch die sekundären Ziele erreicht. So blieben die Blutungen jeweils bei einer signifikanten Zahl von Frauen ganz aus, sie hatten deutlich weniger Schmerzen, wiesen verbesserte Hämoglobinwerte auf und berichteten von einer besseren Lebensqualität.
Die Resultate der zweiten laufenden Phase-III-Studie, Primrose 1, werden für das zweite Quartal 2020 erwartet. Bestätigen sie die positiven Daten von Primrose 2, plant ObsEva, Ende des kommenden Jahres einen Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittelbehörde einzureichen. Anfang 2021 würde ein Antrag in den USA folgen.
Unerwarteter Rückschlag mit In-vitro-Mittel
Erst Anfang November hatte das Fruchtbarkeitsmittel Nolasiban in der zulassungsrelevanten Studie Implant 4 überraschend den primären Endpunkt nicht erreicht. Der Wirkstoff zeigte in der zweiten Phase-III-Studie keine statistisch relevante Verbesserung der Schwangerschaftsrate bei In-vitro-Befruchtungen.
ObsEva stellte darauf die Entwicklung des Hoffnungsträgers ein. Die Aktien verloren mehr als die Hälfte ihres Werts und fielen von rund 8 auf 2.5 Fr. Danach erholte sich der Kurs. Am vergangenen Freitag schlossen die Papiere bei 4.42 Fr. Heute kletterten sie zum Handelsstart um mehr als 17% auf 5.20 Fr.
Aktie wieder interessant
Gemäss Bloomberg rechnen Analysten im Schnitt mit einem anziehenden Umsatz ab 2022. Bis 2027 könnte ObsEva, die seit Anfang 2017 am Nasdaq und seit Mitte 2018 auch an der SIX kotiert ist, demnach Einnahmen von 1 Mrd. $ verbuchen.
«Finanz und Wirtschaft» hatte die Aktien vor dem Rückschlag mit Nolasiban zum Kauf empfohlen. Auch wenn sie nun weniger Potenzial zu einem späteren Zeitpunkt bieten, sind sie auf dem aktuellen Niveau für Investoren eine Überlegung wert, die im schlimmsten Fall einen Totalverlust verkraften können.