Zurück zur Übersicht
07:32 Uhr - 19.10.2015

Chinas Wachstum überraschend robust

Das Wachstum der chinesischen Wirtschaft hat sich im dritten Quartal verlangsamt. Der robuste Privatkonsum und steigende Investitionen verhinderten eine stärkere Abschwächung.

Die weltweit zweitgrösste Volkswirtschaft bleibt auf Expansionskurs, doch hat sie in den vergangenen drei Monaten das schwächste Resultat seit 2009 vorgelegt. Das folgt einem Crash der lokalen Börsen, einer unerwarteten Abwertung der Landeswährung Yuan im August wie auch einem anhaltenden Abfluss von Kapital ins Ausland. Nach Angaben des nationalen statistischen Amtes Chinas lag das Bruttoinlandprodukt (BIP) im dritten Quartal 6,9% höher als im Vorjahreszeitraum. In der ersten Jahreshälfte belief sich die Wachstumsrate auf 7%.

Weiterhin auf Kurs

Die weltweit zweitgrösste Volkswirtschaft ist weiterhin auf gutem Weg, die von Premierminister Li Keqiang für 2015 vorgegebene Zielmarke von rund 7% zu erreichen. Das findet allerdings vor dem Hintergrund einer nach wie vor schwachen Weltwirtschaft wie auch von Verwerfungen auf dem Binnenmarkt statt. «In den ersten drei Quartalen erholte sich die globale Ökonomie langsamer von ihrer Schwäche, als erwartet worden ist, was ein gewichtiger Bremsfaktor für die Binnenwirtschaft war», liess das statistische Amt verlauten. Nach wie vor hemmt auch die schwache Nachfrage auf dem heimischen Immobilienmarkt die Konjunkturentwicklung.

Wachstumsstützende Massnahmen

Die Regierung und die ihr direkt unterstellte Notenbank haben in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe von Massnahmen zur Stützung des Wachstums ergriffen. So wurden unter anderem Infrastrukturprojekte früher als geplant in Angriff genommen und der Leitzins seit November 2014 in fünf aufeinanderfolgenden Schritten auf ein Rekordtief gesenkt. Nicht zuletzt wurde zur Vermeidung von Liquiditätsengpässen auch der Mindestreservesatz der Geschäftsbanken herabgesetzt. Allgemein wird erwartet, dass der Staat in den kommenden Monaten eine ganze Reihe von weiteren prozyklischen Massnahmen ankündigen wird.

Ein zunehmend wichtiger Wachstumsmotor bleibt der von steigenden Löhnen angetriebene Privatkonsum. Dank ihm konnten die Folgen der fallenden Exporte und der Schwäche auf dem Immobilienmarkt sowie in der Schwerindustrie zumindest teilweise ausgeglichen werden. Der Einzelhandel lag im September 10,9% über dem Stand des Vorjahreszeitraums, während die Industrieproduktion lediglich 5,7% gestiegen ist.

Erhebliche Risiken bleiben

Louis Kuijs, Chinaökonom von Oxford Economics in Hongkong, geht davon aus, dass die chinesische Wirtschaft im laufenden Jahr 6,9% und 2016 nur noch 6,3% wachsen wird. Er spricht von anhaltend substanziellen Risiken, die etwa vom schwachen Welthandel, von Zinserhöhungen in den USA oder auch allfälligen Turbulenzen auf dem globalen Devisenmarkt ausgehen. Etwas nachgelassen habe hingegen das Risiko einer Krise des chinesischen Immobilienmarktes. «Jedoch steigt die Gefahr, dass die schwache Industrieproduktion auf den chinesischen Arbeitsmarkt und damit auch den Privatkonsum  überschwappt.»

Der breite CSI-300-Index der Börsen Schanghai und Shenzhen legte in der Morgensitzung 0,6% zu, während der Hongkonger Aktienmarkt im selben Zeitraum 0,2% nachgab.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.