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16:14 Uhr - 03.08.2016

Rochus Mommartz: Der Brückenbauer

Seit Januar steht Rochus Mommartz an der Spitze des Schweizer Vermögensverwalters responsAbility. Gutes in der Welt zu bewirken, ist seine Leidenschaft.

Es ist nie einfach, einen Unternehmensgründer abzulösen. Erst recht nicht, wenn er sein «Baby» jahrelang mit so viel Herzblut geführt hat wie Klaus Tischhauser. «Das Gute ist ja: Ich muss nicht so sein wie Klaus», meint Rochus Mommartz schmunzelnd – seit Januar neuer CEO von reponsAbility, einem der weltgrössten, auf entwicklungsrelevante Investitionen (Development Investments) spezialisierten Vermögensverwalter.

Während sich Tischhauser nun den Traum einer Weltumsegelung erfüllt, dürfte Mommartz genügend Chancen erhalten, responsAbility seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Allein über die vergangenen fünf Jahre ist die Belegschaft von achtzig auf zweihundertvierzig gestiegen, während sich die verwalteten Assets von 1 auf 3 Mrd. $ verdreifacht haben. «Das Unternehmen ist grösser geworden und muss strukturierter geführt werden», sagt Mommartz.

Bedenken, dass er dabei vom Macher zum Verwalter verkommt, hat der vierundfünfzigjährige Deutsche nicht. Zu verschieden sei der Reifegrad der Tätigkeitsbereiche, in denen sich responsAbility bewegt. Abhängig von Sektor, Land und Finanzierungsform reiche das Spektrum von Start-up bis weit fortgeschritten. «Die unterschiedlichen Kulturen unter einen Hut zu bringen, gehört definitiv zu den grössten Herausforderungen, denen ich mich stellen muss.»

Reicher Erfahrungsschatz 

Mommartz kann dabei auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen: Bereits dreissig Jahre ist er darin aktiv, Investoren und Investitionsmöglichkeiten in Entwicklungsländern zusammenzuführen. «Es mag abgedroschen klingen. Aber nicht ich habe das Thema gesucht. Es hat mich gefunden.»

Erstmals sei er während seines Volkswirtschaftsstudiums an der Universität Frankfurt mit entwicklungsrelevanten Investitionen in Berührung gekommen – als Assistent eines Professors, der in diesem Segment als Berater tätig war.

Gerne denkt Mommartz an seinen ersten Einsatz in Costa Rica zurück, weil die Erkenntnisse daraus nach wie vor ihre Gültigkeit bewahrt hätten. In den Armenquartieren von San José habe er diverse Kleinstunternehmer nach ihren Problemen und Wünschen befragt. Die überwältigende Antwort: Als Wirtschaftssubjekt ernst genommen werden, möglichst die gleichen Opportunitäten erhalten.

«Aus der Perspektive der lokalen Bevölkerung kann selbst ein rudimentäres Angebot an Finanzdienstleistungen lebensverändernd sein. Das ist die Kernmotivation hinter meinem Tun, auch nach dreissig Jahren.»

Starkes Volumenwachstum 

Development Investments sind – das illustriert das starke Wachstum in den verwalteten Volumen – bei institutionellen und privaten Investoren «en vogue», weil sie Rendite mit positiver Wirkung verbinden.

Allerdings sei es wichtig, die Erwartungen in realistische Bahnen zu lenken – das Interesse zu nutzen, aber nicht auszunutzen. «Anleger, die übereuphorisch auf entwicklungsrelevante Investments setzen und ihre zu hohen Erwartungen nicht erfüllt sehen, sind der Sache langfristig wenig dienlich», erklärt Mommartz.

Ähnliches gelte für die steigende Zahl an Bankern, die – begünstigt durch die Sinnkrise im traditionellen Finanzgeschäft – im Bereich Development Investments arbeiten wollen. «Grösste Aufgabe ist oft, ihnen erstmals die Funktionsweise der Branche zu erklären», sagt Mommartz lachend.

Dafür öffne sich ein gewaltiges Reservoir an kompetentem Personal, von dem nicht nur responsAbility, sondern auch die Entwicklungsländer profitieren: «Diverse lokale Banken und Mikrofinanzinstitute werden von Personen geführt, die ihre internationale Managementerfahrung einsetzen, um ihrem Heimatland etwas zurückzugeben.»

Gutes bewirken

Die Leidenschaft, Gutes in der Welt zu bewirken, ist Mommartz anzusehen. «Ich zähle mich zu den glücklichen Menschen, die ihre berufliche Tätigkeit nicht als Arbeit empfinden. Auch nach dreissig Jahren ist sie so faszinierend wie zu Beginn», erklärt der dreifache Familienvater zufrieden.

Dennoch hält er es durchaus für möglich, sich wie Klaus Tischhauser in ferner Zukunft einem arbeitsfremden Grossprojekt zu widmen. Was das sein könnte? «Jedenfalls nicht Segeln. Das ist wirklich überhaupt nichts für mich.»

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