Die Zahl der Unternehmenspleiten steigt stetig. Doch am Markt für spekulative Anleihen scheint das Investoren nicht zu kümmern.
Auf der Jagd nach Rendite scheinen Anleger sämtliche Bedenken über Bord zu werfen. Beobachten lässt sich das derzeit am Markt für Ramschanleihen (Junk Bonds oder High Yield Bonds). Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Schuldner ihre Verpflichtungen nicht erfüllen, ist besonders gross. Das zusätzliche Risiko wird normalerweise mit einem höheren Zins kompensiert. Dieser Mechanismus spielt derzeit aber nicht: Die Unternehmenspleiten nehmen zu, doch die Renditen auf Junk Bonds sinken weiter.
Seit Jahresbeginn haben weltweit 133 Unternehmen Konkurs angemeldet, berichtet die Ratingagentur Standard & Poor’s. Mehr als die Hälfte stammt aus dem Energiesektor. Eine grössere Pleitewelle gab es zuletzt während der Finanzkrise 2009. Das steigende Ausfallrisiko spiegelt sich indes nicht in den Renditen: Am amerikanischen Junk-Bond-Markt erhalten Investoren derzeit einen Zinsaufschlag von etwa 4,7 Prozentpunkten auf Staatsanleihen. Im Niedrigzinsumfeld ist das zwar beachtlich, doch gemessen an der Konkursrate ist die Rendite gering.
Die Sorglosigkeit der Anleger hat zwei Ursachen. Zum einen wird die Nachfrage von der expansiven Notenbankpolitik befeuert. So sind Ende September, nachdem die Bank of Japan die Geldpolitik erneut lockerte, gemäss Bloomberg 2 Mrd. $ in Junk-Bond-Fonds und ETF geflossen. Für Entspannung sorgt zudem der Ölpreis, der sich von seinen Tiefstständen erholt hat. Dennoch dürfte es im amerikanischen Rohstoffsektor bis Ende Jahr zu weiteren Kreditausfällen kommen, meint die Ratingagentur Moody’s. In Europa rechnet sie in der Konsum- und der Medienbrache mit Unternehmenspleiten.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.