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18:07 Uhr - 05.09.2014

Schmerzhafter Abgang im Roche-VR

Der ehemalige Genentech-CEO Arthur Levinson tritt aus dem Verwaltungsrat des Schweizer Pharmakonzerns aus. Sein Interesse gilt fortan Google.

Der ehemalige Genentech-CEO Arthur Levinson und Roche (ROG 269.3 -0.37%) haben sich getrennt. Levinson tritt aus dem Verwaltungsratsgremium des Basler Pharmakonzerns aus, wo er seit der Übernahme von Genentech 2009 vertreten war. Der Vierundsechzigjährige ist seit September 2013 CEO der damals frisch von Google (GOOGL 597.78 0.78%) gegründeten Biotechgesellschaft Calico. Das führe zu möglichen Interessenskonflikten, schrieb Roche am Donnerstag.

Die wie Genentech in Kalifornien ansässige Calico versucht neue Ansätze zu finden, die das Leben verlängern. Sie gehört zu den Hochrisikoprojekten von Google. Noch ist nicht bekannt, mit welcher Idee der IT-Konzern neue Heilmittel entwickeln will. Dennoch sind die Ansätze von Calico bereits auf dem Radar grosser Pharmakonzerne. Im Anschluss an die Rücktrittserklärung von Levinson hat der US-Arzneimittelhersteller AbbVie eine Partnerschaft mit Calico angekündigt.

Partner AbbVie und Google

Calico und AbbVie wollen gemeinsam bis zu 1,5 Mrd. $ in eine Forschungseinrichtung investieren. Vorerst schiessen beide Parteien je 250 Mio. $ ein. Weitere Gelder von bis zu 1 Mrd. $ folgen bei entsprechendem Fortschritt. Im Mittelpunkt steht die Forschung und Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten für altersbedingte Krankheiten. Bis ein fertiges Produkt auf dem Markt ist, dürfte es allerdings noch mehr als fünfzehn Jahre dauern. Der Startschuss ist erst gerade gefallen.

Auch Roche engagiert sich auf demselben Gebiet. Bis jetzt ist der Erfolg allerdings bescheiden. Zuletzt musste der  Pharmakonzern beim potenziellen Alzheimermedikament Crenezumab einen Rückschlag einstecken. Neue Impulse von intern wie auch extern würden daher nicht schaden. Roche ist ständig auf der Suche nach Übernahmekandidaten und nach Partnerschaften mit Gesellschaften, deren Produkte oder Technologien ins eigene Portfolio passen.

Offenbar konnte Levinson, trotz seiner Nähe zum Unternehmen als Verwaltungsrat, Roche aber nicht von den Stärken von Calico überzeugen. Warum für Roche eine Partnerschaft nicht in Frage gekommen ist, ist nicht bekannt. «Die Beurteilung möglicher Partner kommentieren wir nicht», schreibt Roche auf Anfrage von «Finanz und Wirtschaft».

Schwierig zu füllende Lücke

zoomMit dem Abgang von Levinson verabschiedet sich ein weiteres Mitglied mit naturwissenschaftlichem Hintergrund aus dem strategischen Führungsgremium. Von den verbleibenden zehn Verwaltungsräten haben nur zwei in diesem Bereich studiert. Levinson selbst, der vor der Wahl von Christoph Franz  ebenfalls als Kandidat für das Amt des Verwaltungsratspräsidenten gehandelt worden war, hat seine gesamte berufliche Laufbahn in der Pharmabranche verbracht.

Viele Erfolge, die Genentech verbuchen konnte, sind auf seine Arbeit zurückzuführen. Sein Know-how geht nun verloren. Hinzu kommt, dass nicht zum ersten Mal Personen aus der alten Genentech-Führungsriege von Roche zu Google wechseln. Auch Hal Barron, ehemaliger Chief Medical Officer ist mittlerweile bei Calico in führender Position.

Die Lücke, die Levinson hinterlässt, wird nicht leicht zu füllen sein. Für Besitzer der Roche-Genussscheine ergibt sich dennoch kein unmittelbarer Handlungsbedarf. Der Pharmakonzern bekundet dank seinem gutem Ruf keine Mühe, hochqualifizierte Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Die Fluktuation bei Roche ist zudem gering.

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