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13:08 Uhr - 05.03.2015

Wenig Sympathie für Hedge Funds

Der globale Vormarsch alternativer Anlagen lässt Schweizer Pensionskassen kalt. Sie vergeben damit reelle Chancen.

[info 4R]Alternative Anlagen sollen von einem Anteil von 12% (2013) an den gesamten globalen verwalteten Vermögen bis zum Jahr 2020 auf 15% steigen. Der entsprechende Ertragsanteil für das Asset Management wird sogar von 33 auf 40% zunehmen. Das sagt das Beratungsunternehmen McKinsey voraus  (The Trillion-Dollar Convergence: Capturing the next Wave of Growth in Alternative Investments, August 2014). Das Szenario kontrastiert deutlich mit dem Verhalten von Schweizer Pensionskassen. Seit 2007 stagniert ihre alternative Allokation, einige haben sich besonders von Hedge Funds ganz verabschiedet. Weshalb, und was sind die Trends unter den Schweizer Institutionellen?

zoomDie Tabelle mit einer Auswahl der grössten Schweizer Pensionskassen, die  rund ein Drittel der Pensionskassenvermögen repräsentieren, zeigt, dass die meisten Vorsorgeeinrichtungen per 2013 weniger als 10% in alternative Anlagen investierten und fast die Hälfte keine Hedge-Fund-Anlagen auswies. Der Anteil alternativer Anlagen in der Schweiz lag per 2013 durchschnittlich bei 5% und war geringer als der globale Durchschnitt von 12%. Die globale Statistik enthält allerdings auch Immobilien, die rund 4% ausmachen. Korrigiert man den globalen Wert um die Immobilien, die in der Schweiz als eigene Anlagekategorie gelten, beträgt der Anteil 8% und ist immer noch deutlich über dem der Schweiz.

Mangel an Spezialisten

Studien über amerikanische Pensionskassen zeigen, dass grosse Pensionskassen tendenziell einen hohen Anteil in alternative Anlagen allozieren und damit eine bessere Rendite als durchschnittliche Kassen erzielen. Die führenden Vorsorgeinstitute erreichen auch deshalb bei den alternativen Anlagen eine überdurchschnittliche Performance, weil sie professionelle und spezialisierte Teams für die Auswahl und die Überwachung von Hedge Funds oder privaten Investments einsetzen. Der kalifornischen Pensionskasse Calpers scheint das allerdings nicht gelungen zu sein, weshalb sie Ende 2014 ankündigte, ihre Hedge-Fund-Positionen abzustossen. Sie hatten aber ohnehin weniger als 1,5% des Gesamtportfolios repräsentiert und damit die kritische Grösse kaum erreicht.

Eine wichtige Erkenntnis aus diesen Untersuchungen ist, dass Erfolg spezifische Fähigkeiten für die Auswahl und die Überwachung alternativer Investments erfordert. Der Grund dafür ist die Herausforderung, gute alternative Manager oder Anlagemöglichkeiten ausfindig zu machen und zu beurteilen. Alternative Anlagen sind eben nicht Mainstream und demzufolge nur Spezialisten bekannt. Zudem sind sie illiquid, was zur Folge hat, dass Fehlentscheide nicht so schnell rückgängig gemacht werden können.

Trauma überwindenZu den AutorenProf. Peter Meier und Regina Anhorn, Zentrum für Alternative Investments und Risk Management an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).[info 3R]

Obwohl der Schweizer Finanzplatz in der Vergangenheit keine spezifischen Fähigkeiten für alternative Investments als Teil des Asset Management aufwies, war er bis zur Finanzkrise 2008 eine Hochburg für die Platzierung von Hedge Funds und auch Private-Equity-Anlagen. Die Ursache dafür waren das blühende Private Banking und lasche Vertriebsregeln, besonders auch für Offshore-Produkte. Der Börsencrash und die daraus entstandene Kredit- und Liquiditätsklemme enthüllten die Verletzlichkeit des Private Banking, das allzu stark auf «gefangene» Kundengelder aus dem Ausland abstellte und das Know-how, die Kundenaufklärung und die Performanceorientierung vernachlässigte. Alternative Anlagen und besonders Hedge Funds leiden in der Schweiz auch Jahre nach der Krise unter diesem Trauma und können sich erst seit kurzem wieder aufrichten.

Hedge Funds bilden weltweit mit rund 3 Bio. $ Vermögen vor Private Equity (PEHN 60 0%) die grösste Anlageklasse; sie sind im Gegensatz zu allen anderen alternativen Anlagen gut dokumentiert und hervorragend erforscht. Die langfristige Performance von Hedge Funds ist trotz hoher Gebühren der von Aktien und Obligationen überlegen. Hedge Funds haben zudem wertvolle Diversifikationseigenschaften.

Pensionskassen und ihre Berater verhalten sich dennoch vielfach abweisend, weil sie Hedge Funds zu wenig verstehen oder sich von der öffentlichen Meinung und kurzfristigen Misserfolgen beeinflussen lassen. Tatsächlich ist bei vielen Schweizer Pensionskassen, konzertiert von Beratern, eine unselige Sequenz zu beobachten: Bis 2008 wurden unkritisch Hedge Funds aufgebaut, danach Rohstoffanlagen und Managed Futures. Was bei Privatinvestoren üblich ist, nämlich dass sie vergangener guter Performance nachrennen und damit im ungünstigsten Moment kaufen, war bei den Pensionskassen leider auch eher die Regel als die Ausnahme.

Nach dem gleichen Muster gehen sie auch jetzt – mit dem Einstieg in hoch rentierende Obligationen, Infrastruktur oder sogenannte Senior Secured Loans – wieder Risiken ein. Zusätzlich zum Zins- und zum Kreditrisiko stürzen sie sich in unbekannte Gewässer ohne jegliche Erfahrungswerte über ihre Tiefe und Breite.

In den Fängen von Beratern

Leider sind die Erfahrungen vieler Pensionskassen mit alternativen Anlagen von Wechselbädern geprägt, die ihnen von dominanten Beratern aufoktroyiert wurden. Die Folgen davon reichen bis zur regulatorischen Offensive der Pensionskassenbehörde OAK, die mit Anlage- und Kostenrestriktionen – zu spät – auf Fehler reagiert und damit die Pensionskassen nicht nur der Opportunitäten beraubt, sondern auch zusätzliche Kosten verursacht.

Es bleibt zu hoffen, dass die aktuellen Initiativen zur Förderung des Asset Management in der Schweiz auch die Pensionskassen, ihre Berater und die Regulierung zu erfassen vermögen. Damit wäre automatisch auch den alternativen Anlagen – und Hedge Funds im Besonderen – gedient, weil Letztere für ein generalisiertes Asset Management stehen.

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