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14:59 Uhr - 01.09.2016

Aus zehn Aktiensektoren werden elf

Erstmals seit der Lancierung 1999 erfährt das globale Klassifizierungssystem GICS eine Änderung. Heute Donnerstag bekommen Immobilienaktien (Real Estate) ihr eigenes Zuhause.

Immobilienaktien kommt künftig die Beachtung zu, die ihnen gebührt. Per 1. September erhalten sie im globalen Klassifizierungssystem GICS (Global Industry Classification Standard) einen eigenen Sektor zugewiesen. Vorbei sind die Zeiten, als sie im Wust der Finanzvaloren untergingen.

Die Erweiterung von zehn auf elf Sektoren stellt die erste Änderung dar, seit die Klassifizierung 1999 durch die beiden Indexanbieter MSCI und Standard & Poor’s lanciert worden ist.

Verdient hat der Immobiliensektor die Aufstufung allemal: Gemäss der Branchenorganisation EPRA (European Public Real Estate Association) notiert seine Marktkapitalisierung inzwischen auf 1,5 Bio. $, was rund 3,5% des globalen Börsenwerts entspricht. 2009 lag dieser Anteil noch bei 1,1%.

Die Relevanz der Branche ist auch daran abzulesen, dass sich im US-Leitindex S&P 500 bereits 26 REIT (Real Estate Investment Trusts) tummeln.

Vergrösserung der Anlegerbasis

Der Immobiliensektor dürfte in mehrfacher Hinsicht von der Änderung profitieren: Nicht nur sorgt die separate Klassifizierung für mehr Transparenz. Auch sollten sich sowohl das Angebot an Anlagevehikeln (wie etwa Exchange Traded Funds) als auch die Investorenbasis vergrössern.

Durch die Alleinstellung dürften zudem die spezifischen Vorzüge stärker zutage treten – so etwa, dass Immobilientitel dank ihrer schwächeren Korrelation mit dem Gesamtmarkt zu einem diversifizierteren Portfolio beitragen und sich damit das Verhältnis zwischen Rendite und Risiko verbessert.

Stattliche Kapitalzuflüsse

Welche Kapitalströme die Anpassung auslöst respektive ausgelöst hat, ist schwierig abzuschätzen. Gemäss einer Studie der US-Investmentbank Jefferies kann davon ausgegangen werden, dass in vielen aktiven Aktienfonds der Immobiliensektor «substanziell untergewichtet» sei. Die Analysten kommen zum Schluss, dass rund 150 Mrd. $ in Immobilienaktien fliessen müssen, um die Allokation mit dem Gesamtmarkt in Einklang zu bringen.

In einer ähnlichen Grössenordnung siedeln die Analysten von J.P. Morgan ihre Schätzungen an. Allein für Investmentprodukte, die sich auf den S&P 500 als Basiswert beziehen, sei in Immobilienaktien ein Kapitalzufluss von bis zu 100 Mrd. $ zu erwarten.

Anpassungen haben wohl schon stattgefunden

Der Grossteil dieser Anpassungen dürfte allerdings bereits stattgefunden haben – wurde die Erweiterung doch bereits im März 2015 kommuniziert.

Darauf lässt etwa die erfreuliche Kursentwicklung schliessen: Mit einem Plus von rund 18% über die letzten zwölf Monate hat der US-Immobiliensektor den Gesamtindex knapp acht Prozentpunkte hinter sich gelassen.

Durch die Entnahme der Immobilienaktien wird derweil der Finanzsektor an Gewicht einbüssen. Zudem dürfte sich laut David Blitzer, Vorsitzender des S&P-Indexkomitees, die durchschnittliche Dividendenrendite des Bankensektors verringern, da Immobilienvehikel grundsätzlich über deutlich höhere Ausschüttungsquoten verfügen.

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