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16:24 Uhr - 05.12.2014

Brunetti: «Erhöhung der Leverage Ratio»

Aymo Brunetti, Präsident der Expertengruppe Finanzmarktstrategie im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft».

Herr Brunetti, seit der Finanzkrise wurden die Finanzmärkte stark reguliert. Nun kommen Sie mit einer Reihe von Empfehlungen. Ist das nicht zu viel der Regulierung?
Die Gefahr ist in der Tat gross, dass man überschiesst. Darum haben wir uns auch zum Regulierungsprozess geäussert. Es ist uns sehr wichtig, dass gut geprüft wird, ob eine Regulierung nötig ist oder nicht und ob es nicht effizientere Alternativen gibt. Aber es hat Fehlentwicklungen in zentralen Bereichen gegeben, die Anpassungen der Regulierung erfordert haben.

Der Bericht hält fest, dass die Schweiz über den internationalen Schnitt hinausgehen soll. In welchem Bereich?
Im Too-big-to-fail-Bereich ist die Schweiz mit zwei international führenden Grossbanken in einer speziellen Situation. Diese Banken müssen weltweit zu den am besten kapitalisierten gehören.

Sie regen eine Rekalibrierung der Eigenmittelvorschriften an. Also eine Erhöhung?
Die Expertengruppe nennt dazu keine Zahlen, sondern hält fest, dass man international zu den Ländern mit führenden Anforderungen gehören soll. Aber die Schweiz liegt mit ihren Vorschriften zur Leverage Ratio im Vergleich zu anderen Ländern relativ tief. Das dürfte folglich in der Tat in Richtung einer Erhöhung gehen.

Die Expertengruppe regt die Prüfung eines Finanzdienstleistungsabkommens mit der EU an, um den Marktzutritt der Schweizer Finanzbranche zu sichern.
Das ist ein längerfristiges Projekt. Wir müssen einen Plan B haben für den Fall, dass der Marktzutritt in den EU-Ländern immer stärker verengt wird und wir bilateral nicht weiter kommen. Darauf muss sich die Schweiz vorbereiten und darüber sollte sie mit der EU reden.

Was müsste die Schweiz da bieten und welche Rolle könnte die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative spielen?
Dieses Problem muss natürlich gelöst werden, wenn man etwas zusätzliches will, das ist klar. Über konkrete Pakete kann derzeit nicht gesprochen werden.

Der Bericht regt auch an, steuerliche Verschuldungsanreize zu überprüfen, so auch die Abzugsfähigkeit von Schuldzinsen im Hypothekarbereich. Verlangen Sie die Abschaffung des Eigenmietwerts?
Wir haben das allgemein formuliert. Wir möchten prüfen, ob und gegebenenfalls auf welchem Weg die Verschuldungsanreize da reduziert werden sollten.

Neu soll ein Beirat «Zukunft Finanzplatz» geschaffen werden. Sie werden ihn leiten, was wird genau seine Rolle sein?
Der Beirat soll die internationalen Entwicklungen verfolgen und abklären, ob es Anpassungen der Strategie braucht. Er kann dem Bundesrat dazu Empfehlungen unterbreiten. Er wird entsprechend der Expertengruppe zusammengesetzt sein.

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