Der Skandal um fingierte Kundenkonten ist John Stump zum Verhängnis geworden. Nach neun Jahren im Amt tritt der Konzernchef der US-Grossbank per sofort ab.
John Stumpf hatte Wells Fargo mit viel Umsicht und relativ sicher durch die Finanzkrise gesteuert. Doch jetzt ist seine Zeit an der Spitze des Finanzriesen abgelaufen.
Zum Verhängnis wurde dem 63-Jährigen das Fiasko um fingierte Kundenkonten. Seit 2011 hat Wells Fargo in diesem Zusammenhang über 2 Mio. Konten eröffnet, ohne dass die betreffenden Klienten das wussten. Rund 5300 Angestellte sind dafür gefeuert worden.
Stumpf hatte auf die Krise schlecht reagiert. Als er deswegen vor dem US-Kongress Rede und Antwort stehen musste, wirkte er ungenügend vorbereitet. Der Unmut in der Öffentlichkeit hatte sich dadurch zusätzlich verstärkt.
Den Posten des CEO übernimmt per sofort Tim Sloan, der als COO seit November 2015 das operative Geschäft leitet. Er hat seinen ersten grossen Auftritt am Freitag, wenn Wells Fargo die Zahlen zum dritten Quartal präsentiert. Stumpfs Amt als Verwaltungsratspräsident nimmt künftig Stephen Sanger in nicht-exekutiver Funktion war.
Der Kontenskandal hat der Reputation des Finanzhauses aus San Francisco erheblichen geschadet. Seit die krummen Geschäftspraktiken Anfang September an die Öffentlichkeit gekommen sind, hat sich der Börsenwert von Wells Fargo um 23 auf 229 Mrd. $ verringert.
Das Institut hat damit den Spitzenplatz als wertvollste Bank der Welt an Konkurrent JP Morgan Chase verloren, dessen Marktkapitalisierung sich auf 246 Mrd. $ beläuft.
Wegen der Imagekrise hatte Stumpf eingewilligt, auf Vergütungen im Umfang von 41 Mio. $ zu verzichten. Das entspricht knapp einem Fünftel des Gehalts, das er seit dem Antritt als CEO bezogen hat. Es ist damit eine der höchsten Lohnrückgaben für einen Bankenchef in den USA.
Die Aktien Wells Fargo zogen am Mittwochabend im nachbörslichen Handel knapp 2% auf 46.15 $ an.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.