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18:09 Uhr - 25.11.2016

Swiss Life prämiert Studienarbeiten

Der Versicherungskonzern zeichnet Bachelor- und Masterarbeiten zu finanzrelevanten Themen an Fachhochschulen aus.

Zum dritten Mal hat der Lebensversicherer Swiss Life (SLHN 276.4 -0.36%) Bachelor- und Masterarbeiten mit Bezug zu Finanzthemen von Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen prämiert. Die Preisverteilung fand am Dienstagabend am Hauptsitz des Unternehmens statt – im Rittersaal, was stimmiger nicht hätte sein können: «Die Preisträger werden heute zum Ritter geschlagen», bemerkte Stefan Mächler, Anlagechef der Swiss-Life-Gruppe, der die Preise im Gesamtwert von 20 000 Fr. übergab.

Mit dabei waren Prof. Christoph Lengwiler, Leiter des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFZ) der Hochschule Luzern, der den Wettbewerb organisiert, die Jury,  Medienpartner «Finanz und Wirtschaft» und last but not least zahlreiche Gäste, die mit den Autorinnen und Autoren der Preisverkündung entgegenfieberten. Allein schon nominiert zu werden, sei wie eine Olympiateilnahme, erklärte die Jury. Und tatsächlich braucht es nur schon eine Note von mindestens 5,5, damit eine Arbeit, die von der Schule eingereicht wird, in die Auswahl kommt.

Die Jury hatte vierzehn Bachelor- und zehn Masterarbeiten zu beurteilen: Regulierung, Geldpolitik, Effizienz der Banken nach der Finanzkrise, Managervergütungen, Säule 3a, Nachlassplanung, Vertrauen im Privatkundengeschäft und vieles mehr.

Die Freude unter den Preisträgern war verständlicherweise gross. Sie und alle anderen haben nicht nur viel Einsatz und Durchhaltevermögen bewiesen, sondern auch praxisrelevante Erkenntnisse geliefert. Brigitte Obrist, die den Studienpreis in der Kategorie Master gewonnen hat, hofft, dass ihr Thema «Wirtschaftsspionage» grossflächiger behandelt wird. «Die Dunkelziffer ist noch immer hoch», sagt sie zur FuW. Simon Pfister (Home Bias bei Schweizer Privatanlegern) meint, es würde ihn freuen, wenn Schweizer Aktien vermehrt auch nach anderen Kriterien als an der Marktkapitalisierung gemessen würden, etwa an den geografischen Umsatzquoten der Unternehmen.

Brigitte Obrist, Hochschule Luzern 

Studienpreis Kategorie Master

Wirtschaftsspionage ist vielerorts präsent, das Ausmass lässt sich hingegen nur abschätzen. Das statistische Material ist dünn. Betroffene Unternehmen befürchten einen Reputationsschaden, und dass bei einer Strafuntersuchung noch mehr Insiderwissen bekannt wird. Deshalb werden viele Fälle gar nicht gemeldet. Brigitte Obrist hat für den praktischen Teil ihrer Arbeit («Internationale Wirtschaftsspionage: Staatliche Abwehr – quo vadis?») Interviews mit Unternehmen, Ermittlungsfirmen, Ermittlungsbehörden und dem Nachrichtendienst des Bundes geführt. Alle schätzen die Bedrohungslage als relativ hoch ein, aber auch als diffus. Die präventive staatliche Unterstützung sei ungenügend. Obrists Masterarbeit bringt Licht ins Thema und bietet Anstoss zu einer vertieften Diskussion.

 

Samir Sifeddine, Berner Fachhochschule

Anerkennungspreis Kategorie Master

Das Sammeln von (meist kleineren) Beträgen für Projekte aller Art – Crowdfunding – wird immer beliebter. Es läuft weder über Banken noch über den Kapitalmarkt, sondern über Plattformen im Internet. Samir Siffedine hat untersucht, ob diese alternative Finanzierung ein strategisches Geschäft für Banken sein könnte. Auf den ersten Blick ja, denn Banken haben jahrhundertelange Erfahrung in der Entgegennahme von Geldern und der Vergabe von Krediten. Doch laut Siffedine versuchen viele Initianten gar nicht, Kreditanträge zu stellen, weil sie Banken misstrauen. Der Autor führte Interviews mit Plattformbetreibern, Banken und Initianten. Ob das Geschäft für Geldhäuser tauglich ist, prüfte er am Beispiel einer Kantonalbank. Sein Fazit: Derzeit ist Crowdfunding für die Bank nicht erfolgsversprechend.

Louis Johner, Haute Ecole de Gestion de Genève

Studienpreis Kategorie Bachelor

Immobilien sind «in», mit der Anlagenot als Folge der Niedrigzinsen erst recht. Doch welche Risiken bergen sie, wie wertvoll sind Immobilien überhaupt heute und (für eine seriöse Chancen-Risiko-Beurteilung wichtig) in Zukunft? Die gängigste Bewertungsmethode orientiert sich am abdiskontierten Cashflow. Louis Johner wollte Genaueres wissen. Er unterzog ein Portfolio aus zwölf Liegenschaften für den Zeitraum von 1990 bis 2014 einer stochastischen Analyse, der Monte-Carlo-Stimulation. Die Grundüberlegung, von der er sich leiten liess: Die meisten Einflussfaktoren sind systemisch und beeinflussen so das Risiko eines Portfolios in seiner Gesamtheit. Der Ansatz, folgert Johner, ergänzt bestehende Bewertungsmethoden.

 

Simon Pfister, ZHAW 

Anerkennungspreis Kategorie Bachelor

Der Home Bias, der Trend, inländische Wertpapiere ausländischen vorzuziehen, selbst wenn diese währungsgesichert sind, ist mehrfach belegt. Simon Pfister hat den Home Bias von Schweizer Privatkunden mit einer neuen Berechnungsmethode untersucht. Er teilte jedes Unternehmen nach dem geografischen Umsatz ein. Das Schweizer Gewicht vieler Gesellschaften schrumpft so gewaltig, und eine andere Diversifizierung drängt sich auf. Allerdings, der Home Bias verschwindet auch nach dieser Korrektur nicht, er wird aber deutlich kleiner. Die Jury würdigt die Arbeit Pfisters mit den Worten: «Die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Home Bias bringt wichtige Erkenntnisse zutage, die als Grundlage für eine weitere Vertiefung dienen.»

 

Die JuryPhilippe Béguelin, Leiter Ressort Märkte, «Finanz und Wirtschaft»

Peter Kuster, Leiter Redaktion und Lektorat, Schweizerische Nationalbank

Prof. Dr. Christoph Lengwiler, Leiter Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ, Hochschule Luzern

Dr. Annelis Lüscher Hämmerli, Leiterin Investment Risk, Swiss Life Asset Managers

Dr. Hansruedi Scherer, Gründungspartner PPCmetrics, Dozent an der Fachschule für Personalvorsorge, an der Universität Bern, am IFZ und am KGP-Seminar

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