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14:14 Uhr - 29.01.2015

Börsen-Rocker

Santhera-CEO Thomas Meier rockt mit seinem Pharmaunternehmen derzeit die Schweizer Börse. Vor allem institutionelle amerikanische Anleger haben die Gesellschaft im Fokus.

Santhera steht bei Investoren hoch im Kurs. Thomas Meier, CEO und Mitgründer des Pharmaunternehmens aus Liestal, konnte Mitte Januar drei Dutzend Investoren an der Healthcare-Konferenz von J. P. Morgan in San Francisco begrüssen. In zwei Wochen reist er erneut in die USA, um weiteren Anlegern Rede und Antwort zu stehen. Das Interesse an ihm und Santhera war nicht immer so gross. Mitte 2013 stand die Gesellschaft kurz vor dem Aus. Die EU-Gesundheitsbehörde hatte damals die Zulassung für das Kernprodukt Idebenone bei der seltenen Augenkrankheit Lebersche hereditäre Optikusatrophie (LHON) verweigert.

Jeder Rappen musste plötzlich umgedreht werden und Anleger verabschiedeten sich von ihrem Engagement bei Santhera. Um sich abzulenken, begann der promovierte Neurobiologe elektronisches Schlagzeug zu spielen. Das Instrument steht mittlerweile in seinem Büro. Die Lärmemissionen halten sich in Grenzen, der Sound kommt über Kopfhörer. Seinen Gästen gibt er gerne auch mal eine Kostprobe seiner Kunst, vornehmlich mit Rocksongs aus den Siebzigern und Achtzigern.

Die Leidenschaft für Musik und Rock hat der 52-jährige zweifache Familienvater beibehalten, doch für Santhera hat sich seit 2013 vieles verändert. In Idebenone steckt nämlich doch Potenzial. Santhera hat bei LHON unterdessen in Frankreich die temporäre Erlaubnis zum Vertrieb erhalten, und bei der europäischen Gesundheitsbehörde wurde in der Indikation erneut ein Antrag auf Zulassung gestellt. Ein Entscheid wird im ersten Semester dieses Jahres erwartet. Ausserdem zeigte das Medikament, das mittlerweile Raxone heisst, in einer Phase-III-Studie bei der seltenen Muskelkrankheit Duchenne Muskeldystrophie (DMD) Wirkung.

Die Krankheit tritt durch einen Gendefekt auf und betrifft in den USA und in Europa zusammen rund 35 000 Patienten, vorwiegend Kinder. Sie leiden an Muskelschwund. Betroffen sind auch Organe wie das Herz oder die Lunge. Raxone hilft laut den Studiendaten, die Atemfunktion zu erhalten. In der Folge nehmen auch Atemwegerkrankungen ab. Santhera will im laufenden Jahr bei den US- und EU-Gesundheitsbehörden Zulassungsanträge einreichen.

Es waren vor allem die Resultate der Studie zu DMD, die Anleger zu neuer Fantasie angeregt hat. Der Kurs der Santhera-Aktien ist seit der Veröffentlichung der Daten Mitte letzten Jahres von 3.90 Fr. auf 102 Fr. gestiegen. Vorwiegend auf Pharmatitel spezialisierte institutionelle Investoren aus Nordamerika haben die Valoren neu entdeckt. Sie sind mit DMD vertraut, denn in den USA forschen auch andere Unternehmen wie BioMarin/Prosensa, Sarepta (SRPT 12 -2.6%) oder PTC Therapeutics an Medikamenten gegen die Krankheit. Dabei konkurrieren die Präparate nicht mit jenem von Santhera. Der Wirkstoff der Liestaler wird zu einem anderen Zeitpunkt im Krankheitsverlauf eingesetzt.

Je höher der Kurs steigt, desto mehr rücken die Titel in den Fokus. Mit einer Börsenkapitalisierung von fast 500 Mio. Fr. – Meier hält 0,8% – sind die Titel nun auch für Investoren interessant, die statutarisch nur in Unternehmen investieren dürfen, die einen gewissen Börsenwert aufweisen. Trotz «Auferstehung» Santheras hat Meier dabei die Bodenständigkeit nicht verloren, auch wenn er die Schweizer Börse zuletzt wie kein anderer «gerockt» hat.

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