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14:44 Uhr - 14.11.2014

«Junge Konsumenten weisen Anlegern den Weg»

Moritz Rehmann: Der Gamax Fund Junior setzt auf Unternehmen mit starker Bindung von jüngeren Kunden, als Basis für längerfristigen Geschäfts- und Kurserfolg, erklärt er im Interview mit «Finanz und Wirtschaft».

Herr Rehmann, gerade unter jungen Leuten wechseln die Vorlieben für Moden und Marken rasch. Wie gehen Sie damit um, wenn Sie in Unternehmen mit jüngerer Kundschaft investieren?
Wir suchen explizit Unternehmen, die sich nicht nur auf ein Produkt oder einige einzige Produktlinie abstützen und deren Marken etabliert sind. Gerade bei Sportschuhen gibt’s immer wieder Hersteller, die rasch aufsteigen und ebenso schnell verschwinden. Aber es gibt auch die Bewährten, Nike ist ein solches Beispiel, innovativ und kundennah, und das über Jahre.

Moritz Rehmann «Mittelfristig ist die Ambition intakt, weiter zweistellig pro Jahr zu wachsen.» Bild: Andreas PohlmannWeshalb der Fokus auf jüngere Kunden?
Die Jungen müssen nicht mal Hauptumsatzträger sein. Es reicht, wenn ein Unternehmen einen gewissen Anteil von, sagen wir, 15- bis 25-jährigen Kunden hat. Wichtig ist, dass dieser Anteil zumindest konstant bleibt. Wenn es einem Konsum- oder Dienstleistungsunternehmen immer wieder gelingt, eine junge Kundschaft anzusprechen, stellt es damit unter Beweis, wie innovativ es ist, nicht nur der jungen Generation gegenüber, sondern mit dem Älterwerden der Kunden über ein ganzes Leben hinweg.

Es geht um Kundenbindung, wenn möglich ein Leben lang?
Genau. Die jüngere Generation ist die Basis  für langfristiges Kundenvertrauen, sie  motiviert ein Unternehmen zu steter Innovation, Qualität und Wachstum. Es muss in der Lage sein, ein Produkt weiterzuentwickeln oder ein neues zu lancieren, das die Leute immer wieder vom Kaufentscheid überzeugt.

Wie kommen Sie an die nötigen Daten?
Die Unternehmen selbst halten Daten zur Kundenstruktur zurück. Aber sie äussern sich gegenüber Marktforschungsinstituten, auf deren Analysen wir wiederum zurückgreifen. Junge Konsumenten sind eine relativ gut greifbare Grösse, und aus Erfahrung zeigen Studien über die Markt- und die Produktattraktivität ein recht zuverlässiges Bild, ob ein Unternehmen längerfristig qualitativ gut aufstellt ist oder ob es in Sachen Innovation und im Vergleich zur Konkurrenz zurückfällt und mittelfristig Absatzprobleme bekunden wird.

ExklusivKonsumaktienfonds gibt es viele. Aber die Strategie, auf Unternehmen mit jungen Käufern als Motor für Innovation und nachhaltigen Geschäftserfolg zu setzen, ist einzigartig. Moritz Rehmann führt den ursprünglich fürs deutsche Publikum geschaffenen Fonds zusammen mit Jan Erhard, Sohn des deutschen Anlagespezialisten Jens Erhard. Gamax ist die Luxemburger Fondstochter des italienischen Bankhauses Mediolanum. Das Produkt ist nicht billig, der Kauf über die Börse eliminiert aber zumindest die Ausgabegebühr.zoom

Wie steht’s um die Markentreue im IT-Sektor, bei E-Commerce und Social Media?
Im Falle von Google (GOOGL 556.44 -0.32%) ist nachhaltiger Erfolg längst Tatsache. Das Attraktive am US-Konzern ist die Kombination von hohem Cashflow aus dem Werbebereich auf der einen Seite und dem Erschliessen von stets neuen Wachstumsfeldern auf der anderen. Google gelingt es, aus Videoportalen wie YouTube einen hohen Werbeerlös zu erzielen, und sie bietet Werbekunden, die ihre Zielgruppe suchen, immer neue und bessere Möglichkeiten. Der US-Konzern scheut auch nicht vor Bereichen zurück, die mit dem Kerngeschäft wenig zu tun haben, wie beispielsweise beim Smart Home, bei dem elektronisch gesteuerten Haus, oder beim fahrerlosen Auto. Google ist in der Lage, eine Innovation auch zum kommerziellen Erfolg zu machen.

Dass Konzerne wie Apple und Google eine konstant junge Kundschaft haben, versteht sich. Wie aber kommt der japanische Hersteller von Fahrradkomponenten Shimano unter die Top drei im Fonds?
Unter anderem hat das Brokerhaus CLSA in China gefragt, welche Marken oder Teile sich die Leute für den Kauf des nächsten Fahrrads der gehobeneren Preisklasse wünschen. Die Mehrheit sagte Shimano. Es ist die Marke, auf die ganz Asien schaut. Dort ist das Zweirad noch immer Nutzgegenstand, und der Freizeitfahrradmarkt beginnt sich erst zu entwickeln. Bei klassischen Rädern ist der japanische Hersteller mit Abstand globaler Marktleader. Wenn es ihm noch gelingt – und sei es auch nur im Ansatz –, ähnlich stark bei E-Bikes zu werden, dann steht er vor einem neuen riesigen Wachstumsfeld.

E-Bikes sprechen eher ältere Kunden an. Diese sind nicht nur kaufkräftig, sondern die Lebenserwartung der älteren Generation steigt kontinuierlich. Wäre es nicht besser, auf diese Käufergruppe zu setzen, wie es verschiedene andere Fonds tun?
Wir schliessen die älteren Käufer nicht aus. Es geht uns darum, Unternehmen herauszufiltern, die in dem Sinn erfolgreich sind, dass sie eine Generation ein Leben lang begleiten können, im Falle von Shimano von Komponenten fürs Sportrad bis zum E-Bike. Es geht ums Einstiegsprodukt, so wie es beim iPhone auch mal der Fall war oder bei der Uhr, wo man mit zunehmendem Alter von einem günstigen vielleicht zu einem Luxusprodukt greift und aus Zufriedenheit und Treue beim selben Anbieter bleibt.

Stichwort Uhren. Was halten Sie von Swatch Group?
Die Aktien beobachten wir kontinuierlich. Wir hatten auch schon eine grössere Position. Zurzeit ist sie eher klein, weil uns das nachlassende Wachstum aus Asien und vor allem aus China vorsichtig stimmt.

Die Alternative unter den AlternativenPrivate Debt öffnet institutionellen Investoren neue Wege. Lesen Sie hier mehr.Wird die Apple Watch, die im Frühling auf den Markt kommt, Swatch bedrängen?
Dazu müsste man die Apple-Uhr erst mal ausprobieren. Im unteren Preissegment könnte sie Swatch konkurrenzieren, aber nicht im Premiummarkt. Falls Swatch Group (UHR 452.7 -1.09%) ein Produkt lanciert, das schnittstellenoffener ist als das von Apple (AAPL 112.82 1.41%) und auch mit den Android-Geräten kommuniziert, muss sie sich keine Sorgen machen. Es gibt genügend Platz für zwei starke Anbieter.

Macht Ihnen die wachsende Verschuldung junger Leuten keine Sorgen?
Das Problem besteht. Gerade in den USA sind viele Schul- und Studienabgänger  hoch verschuldet. Die grossen klassischen Anschaffungen, der Hauskauf zum Beispiel, verschieben sich deshalb weiter, weil der Schul- oder Studienkredit zuerst getilgt werden muss. Stattdessen wird anderes gekauft, was finanzierbar ist, Hightech, Möbel, ein Auto.

Wenn Ikea kotiert wäre, würden Sie kaufen?
Absolut.

Andere Lieblinge im Depot?
Im E-Commerce gibt es spannende Trends. Wir sind beispielsweise in CTS Eventim, Europas grösstem Ticketvermarkter, investiert. Oder Finanzdienstleister, Zahlungsabwickler wie American Express oder unter den kleineren Anbietern Viacard, dank der die Bezahlinfrastruktur für Internetdienste überhaupt möglich ist.

Was haben Sie in letzter Zeit im Portfolio verändert?
Schon früh im Jahr haben wir Deutschland reduziert und sind generell für die Eurozone zurückhaltender geworden, wogegen der US-Anteil gewachsen ist. Grundsätzlich aber orientieren wir uns an Unternehmenstrends und nicht an regionalen Gesichtspunkten. Unter den einzelnen Segmenten ist der zyklischere Teil etwas geschrumpft. Amazon (AMZN 316.48 1.6%) zum Beispiel haben wir aus Bewertungsgründen verkauft. Nutzniesser waren defensivere Werte aus dem Lebensmittel- und dem Telecomsektor, was uns diesen Herbst bei der anspringenden Volatilität an den Aktienmärkten geholfen hat.

Wird defensiv auch in Zukunft stechen?
Es nimmt Schwankungsrisiken aus dem Fonds und wird auch in nächster Zeit die Performance stützen, obwohl es im Moment so aussieht, als wären die Märkte bis Ende Jahr stabil.

Was verdient der Anleger mit Ihrem Fonds?
Mittelfristig ist die Ambition intakt, weiter zweistellig pro Jahr zu wachsen.

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