Zurück zur Übersicht
14:40 Uhr - 14.08.2015

Schindler will die Marge stetig steigern

Das zweite Quartal des Aufzugsherstellers übertrifft die Erwartungen. Die Abschwächung in China belastet wenig.

Schindler (SCHN 154.9 0.72%) ist auf den Pfad des profi­tablen Wachstums zurückgekehrt. Nach zweijähriger Kontraktion zeigt der Trend der operativen Marge wieder nach oben. Im ersten Halbjahr gelang eine Steigerung der Ebit-Marge um 0,4 Prozentpunkte, mehr als vom Markt und auch vom Management selbst erwartet. Mit einem unveränderten Franken wären es gar 0,6 Prozentpunkte gewesen. Bereinigt um Sondereffekte im Vorjahressemester stiegen das Betriebsergebnis überproportional 7,7% bzw. der Gewinn 14,7%.

UnternehmenszahlenzoomFinanzchef Erich Ammann warnt zwar davor, im zweiten Halbjahr eine analoge Steigerung zu erwarten. Doch die Vorgabe sei schon, betont CEO Silvio Napoli, die Spanne stetig zu steigern. Ein genaues Ziel wird jedoch nach wie vor nicht genannt.

Effizienter werden

Marktführer Otis und die finnische Kone (KNEBV 37.35 -0.43%) weisen wesentlich feudalere Betriebsmargen aus (vgl. kleine Tabelle unten). Mit der Zeit müsste es Schindler gelingen, an Kone heranzukommen, die sich ein Ebit-Margenziel von 16% gesetzt hat. Der ähnlich grosse, aber rentablere Konkurrent ist an der Börse ein Fünftel mehr wert.

Unter der Führung von Napoli, seit Anfang 2014 im Amt, ist das «Fast Forward Program» initiiert worden. Es soll mit weltweit möglichst konsistenten Abläufen in Produktion und Service die Effizienz steigern. Zum Plan zählt zudem, sich in den Wachstumsgebieten, namentlich in Asien, stärker als der Markt auszudehnen.

Beides scheint vor allem im zweiten Quartal schon gut gelungen zu sein. Obschon der mit Abstand bedeutendste Markt China stagniert, holte Schindler rekordhohe Aufträge herein. Auch über sechs Monate ist der Konzern, der als einziger im Auftragseingang auch die wenig wachsenden Serviceleistungen berücksichtigt, in Lokalwährung konkurrenzfähig. Im währungsbereinigten Umsatz hat Schindler gar die Nase vorn.

Profitables Joint Venture

In allen Werten, auch bei der Marge, ist zu berücksichtigen, dass der volle Einbezug des Joint Ventures XJ-Schindler in China verstärkend wirkte. Der Schweizer Konzern hatte Mitte 2014 entschieden, den Anteil von 46 auf 51% aufzustocken. Schindler hat das Recht, in den nächsten drei Jahren von den privaten chinesischen Teilhabern jeweils weitere 5% zu kaufen.

Das Gemeinschaftsunternehmen hilft, die Schwäche des Hauptmarkts abzufedern. Zum ersten Mal seit 15 Jahren wächst die Nachfrage nach neuen Aufzügen und Rolltreppen nicht mehr. Seit 2000 war sie im Durchschnitt um die 20% pro Jahr gestiegen.

Schindler kommt nun zugute, dass das Unternehmen in China das Feld quasi von hinten aufrollen kann. Laut dem CEO hat Schindler erneut Marktanteile gewonnen. Er ist im Übrigen zuversichtlich, dass China in ein bis zwei Jahren zu prozentual zweistelligem Nachfragewachstum zurückkehrt. Im Juni und Juli wies der chinesische Immobilienmarkt leichte Erholungstendenz auf.

Asien wächst erheblich auch ohne China

So oder so wächst Schindler in Asien markant. Im ersten Semester resultierte eine Umsatzausdehnung von 18%, wobei die Hälfte der Zunahme XJ-Schindler zu verdanken war. Bereits 44% (i.V. 39) der Bestellungen für Aufzüge und Rolltreppen stammen aus der Region. Wegen der Flaute in China geht CEO Silvio Napoli ­davon aus, dass der globale Markt für neue Aufzüge dieses Jahr lediglich zwischen 0 und 3% expandieren wird – klar weniger als die 6 bis 7% der vergangenen Jahre.

Die Prognose für das eigene Umsatzwachstum in Lokalwährung hat Schindler nur geringfügig von 7 bis 9% auf 6 bis 8% zurückgenommen. Zudem rechnet das Management mit einem Gewinn von 700 bis 750 Mio. Fr. Das vergleicht sich mit einem Überschuss von bereinigt 710 Mio. Fr. im vergangenen Jahr.

Hohe Aktienrückkäufe

Nächstes Jahr sollte Schindler die Früchte der ausserordentlich hohen Investitionen in Produktion und Vertrieb in Asien ernten können. Mit vorteilhafteren Währungsverhältnissen und einer Erholung in China sollte unter dem Strich deutlich mehr übrig bleiben.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2016 von 21 ist auf der Linie der vergangenen Jahre. Kone sind mit einem KGV von 19 niedriger bewertet. Wird die viel höhere Liquidität von Schindler in der Bilanz in die Betrachtung einbezogen, ändert sich das Bild. Mit einem Verhältnis Unternehmenswert zum Betriebsergebnis vor Amortisation (Ebitda) von 12 sind Schindler günstiger zu haben als Kone (13).

Für Anleger mit Ausdauer sind die Schindler-Titel eine Kaufüberlegung wert. Kursstützend wirkt ein dreijähriges Ak­tienrückkaufprogramm, das im Dezember abgeschlossen wird. In der ersten Jahreshälfte hat der Finanzchef fast 300 Mio. Fr. für den Erwerb eigener Titel ausgegeben. Vom angepeilten Umfang von 9,5% des Bestands sind 6,5% ausgeschöpft. Nach beschlossener Vernichtung erhöht sich der Gewinn je Titel dementsprechend.

Die komplette Historie zu Schindler finden Sie hier. »

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.