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01:32 Uhr - 08.01.2015

US-Notenbank fordert EZB zum Handeln auf

Die amerikanischen Währungshüter erwarten, dass ihre europäischen Kollegen bald das versprochene Stimulusprogramm lancieren. Kaum ein Risiko sehen sie im tiefen Ölpreis.

Mit hohen Erwartungen sehen Investoren der nächsten Zinssitzung der Europäischen Zentralbank vom 22. Januar entgegen. Praktisch die ganze Welt geht inzwischen fest davon aus, dass die EZB im ersten Quartal ein grossangelegtes Stimulusprogramm starten wird. Dazu zählt offensichtlich auch das Federal Reserve, wie aus dem Protokoll zum letzten Treffen der US-Währungshüter hervorgeht.

Die Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten haben in den vergangenen Monaten spürbar zugenommen. Der Fed-Vorsitz macht dafür «Sorgen um die Aussichten für das Wirtschaftswachstum im Ausland und die damit verbundene Erwartung zu geldpolitischen Massnahmen in Europa und Japan» massgeblich verantwortlich.

Eines der grössten Risiken für die amerikanische Wirtschaft sehen die US-Währungshüter deshalb darin, «wenn die geldpolitischen Reaktionen im Ausland unzureichend ausfallen», lässt sich den am Mittwoch veröffentlichen Unterlagen zur Fed-Sitzung von Mitte Dezember entnehmen.

Wink mit dem Zaunpfahl

In der verklausulierten Sprache der Notenbanker ist das eine überraschend unverblümte Warnung an die EZB. Deren Chef Mario Draghi hält die Märkte inzwischen schon seit Monaten mit dem Versprechen hin, die Wirtschaft in Europa mit dem Kauf von Wertschriften zu beleben, wie das die Notenbank in den USA mit den QE-Programmen getan hat.

Keine gravierenden Bedenken hat das Federal Reserve hingegen, was den Crash am Energiemarkt betrifft. «Es wurde angenommen, dass die tieferen Ölpreise einen positiven Nettoeffekt auf die Wirtschaftsaktivität in den USA haben», heisst es dazu im Fed-Protokoll. Auch werde nur mit «temporären» Auswirkungen des tieferen Ölpreises auf die Inflation gerechnet.

Wallstreet atmet durch

An Wallstreet waren das willkommene Nachrichten. Der S&P 500 tendierte bereits am Vormittag deutlich fester und konnte die Kursgewinne nach der Veröffentlichung des Fed-Protokolls halten. Der US-Leitindex schloss am Mittwoch 1,2% im Plus auf 2025,9. Das, nachdem er in den letzten fünf Handelstagen erheblich an Boden verloren hatte.

Der Preis für ein Fass Öl der Sorte WTI stieg 1,8% auf 48.77 $. Die Rendite auf zehnjährige Treasury Notes verringerte sich um einen Basispunkt auf 1,95%. Der Dollar verteuerte sich verglichen mit dem Euro zum vierten Tag in Folge auf 1.1839 und handelte zwischenzeitlich auf dem höchsten Stand seit Januar 2006.

Geduld mit Zinserhöhung

Das Federal Reserve hat an der letzten Sitzung vor drei Wochen signalisiert, dass es für 2015 die erste Zinserhöhung seit der Finanzkrise plant. Gleichzeitig versicherte Notenbankchefin Janet Yellen aber auch, dass sie mit einem solchen Schritt «geduldig» sein werde und es mindestens an den nächsten zwei Sitzungen zu keiner Straffung der Geldpolitik komme.

Die meisten Mitglieder im Vorsitz der US-Notenbank seinen sich darin einig gewesen, dass eine solche Wortwahl «mehr Flexibilität erlaube, um die Geldpolitik nach den eintreffenden Informationen zu adjustieren», halten die Aufzeichnungen zur Fed-Sitzung fest. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der Arbeitsmarkt, zu dem am Freitag die Daten für Dezember veröffentlicht werden. Ökonomen rechnen, damit dass die US-Wirtschaft 240’000 Stellen geschaffen und die Arbeitslosenquote sich von 5,8 auf 5,7% verringert hat.

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