Zurück zur Übersicht
10:00 Uhr - 27.07.2015

Grösster Tagesverlust an Chinas Börse seit 2007

Der chinesische Leitindex fällt um fast 9%. Die Stützungsmassnahmen der Regierung scheinen nicht mehr zu wirken.

Der Leitindex CSI 300 – er umfasst die dreihundert grössten Titel an den Börsen Shenzhen und Schanghai – ist am Montag um 8,6% gefallen. Für den Shanghai Composite war es mit 8,5% die grösste Tageseinbusse seit 2007 und die zweitgrösste seit dem Jahr 2000. 1600 Titel, rund zwei Drittel aller kotierten Titel, wurden vom Handel ausgesetzt, da sie den maximalen Tagesverlust von 10% erreicht haben. Darunter finden sich auch alle Brokerhäuser. Auch in Hongkong sanken die Kurse. Der Hang Seng (Hang Seng 24351.96 -3.09%) fiel um 3,3%.

Zuvor hatte es eine staatlich verordnete Erholungsrally gegeben. In den vergangenen zwei Wochen stiegen die Kurse in Festlandchina um beinahe 15%. Nach einer Studie der Nachrichtenagentur Reuters hat die Regierung fast 800 Mrd. $ an Geldern in den Aktienmarkt umgeleitet, um die Aktienpreise zu stabilisieren. Besonders bedenklich: Grosskapitalisierte Unternehmen (Blue Chips) wie SinoPec verloren zuerst massiv an Wert. Dabei hatte die Regierung zuvor versprochen, diese Titel besonders zu stützen. Das sorgte für Unruhe bei Marktteilnehmern.

Die Performance der Börse ist in China hochpolitisch. Nachdem die Kurse vom 12. Juni bis zum 8. Juli gemessen am CSI 300 um mehr als 30% gefallen waren, geriet die Regierung in Peking unter Druck. Denn positive Aussagen von staatseigenen Medien und Aussagen von Beamten hatten die Kursrally von 150% in den zwölf Monaten vor dem Einbruch Mitte Juni erst ermöglicht.

Will Regierung die Kurse nicht mehr stützen?

Nach Medienberichten mutmassen Anleger nun, ob die Regierung die kursstützenden Massnahmen beenden will. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg hat der Internationale Währungsfonds die chinesische Regierung aufgefordert, ihre Stützungsmassnahmen für die Börse auslaufen zu lassen.

Zudem könnten die letzten Wirtschaftsdaten auf die Stimmung der Anleger gedrückt haben. Am Donnerstag sank der Einkaufsmanagerindex (PMI), ein vorlaufender Konjunkturindikator, auf den tiefsten Stand seit fünfzehn Monaten. Anfang vergangener Woche wurde vermeldet, dass die Zuversicht der chinesischen Unternehmen gemäss einem Geschäftsklimaindex so niedrig ist wie seit sechs Jahren nicht mehr.

Kursrally auf Kredit

Die Rally in China war besonders anfällig, da sie zu einem grossen Teil auf Fremdfinanzierung beruhte. Die Regierung hat daher den Brokerhäusern mehr Liquidität zur Verfügung gestellt, um die Aktienkredite (Margin Financing) weiterlaufen zu lassen, sodass Spekulanten ihre Positionen nicht verkaufen müssen. Da Aktien als Sicherheiten hinterlegt wurden, müssten Kredite eigentlich zurückgezahlt werden, wenn die Kurse sinken. Dafür müssten Aktien verkauft werden, was die Kurse noch weiter unter Druck bringt.

Zur Kursstützung hat die Wertpapieraufsicht Grossaktionären verboten, in den nächsten Monaten ihre Positionen zu liquidieren. Ausserdem haben staatseigene Finanzunternehmen Aktien gekauft.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.