Während die nominale Rendite in den USA stagniert, steigt sie nach Abzug der erwarteten Inflation. Das drückt auf den Goldpreis.
Es hat in den vergangenen Monaten keinen Mangel an politischer Unsicherheit gegeben. Ein amerikanischer Präsident, der sich mit dem Rest der Welt einen Handelskonflikt mit ungewissem Ausgang leistet. Ein Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union, der immer noch nicht gütlich vereinbart wurde. In Italien haben unberechenbare Populisten die Wahlen gewonnen. Aus der Türkei sendet eine Währungskrise Schockwellen.
Doch der sichere Hafen für Investoren par excellence konnte davon nicht profitieren: Der Preis für die Unze Gold (Gold 1178.72 0.38%) notiert diese Woche zeitweise unter 1175 $ – und damit so tief wie seit Januar 2017 nicht mehr. In vier Monaten hat das Edelmetall rund 13% an Wert eingebüsst. Dabei signalisiert der gegen den Euro aufwertende Franken, dass Anleger Bedarf nach sicheren Häfen haben. Auch in der schweizerischen Währung ist der Rückgang für Goldanleger schmerzhaft. Mitte Mai lag der Unzenpreis auf 1326 Fr., nun notiert er 12% tiefer auf 1172 Fr.
Argumentation gegen schlechte Performance
Goldfans – ähnlich wie Bitcoin-Enthusiasten in der Kryptowelt – lassen sich von einer schlechten Performance ihre Hoffnungen nicht zerreden. So hört man als Argument oft, dass an den Terminmärkten die spekulativen Investoren so negativ gegenüber Gold eingestellt sind wie seit Langem nicht. Das sei ein Hinweis, dass die Stimmung am Markt zu negativ ist – das Edelmetall sei überverkauft, die Trendumkehr stünde bevor.
Doch das schlechte Sentiment hat einen Grund. Höhere Renditen in den USA machen eine Investition in das zinslose Edelmetall immer unrentabler. Die Attraktivität von US-Staatsanleihen ist dabei nicht direkt an den nominalen Renditen abzulesen, denn die notieren nun beispielsweise für eine Laufzeit von zehn Jahren wieder unter der Marke von 3%. Diese Hürde hatte die Rendite schon im April übersprungen – ohne dass der Goldpreis eingestürzt wäre.
Die reale US-Rendite drückt
Die wohl sinnvollere Masszahl ist die reale Rendite. Die misst, wie viel Anleger nach Abzug der Teuerung für ihre Investition erhalten. In den USA kann man die erwartete reale Rendite bequem an den inflationsgeschützten Anleihen ablesen. Für fünf Jahre liegt der Marktzins nach Abzug der erwarteten Inflation in den USA seit Ende Juli um 0,8%. Das klingt nicht nach viel – aber es ist doppelt so viel wie noch Ende 2017 und der höchste Stand der vergangenen acht Jahre.
Diese recht hohe reale Rendite und die guten Wirtschaftsaussichten in den USA lassen Liquidität nach Amerika fliessen. Dieser Zufluss sorgt dafür, dass der Dollar aufwertet, was den Goldpreis in der Regel belastet. Zusammen mit höheren Zinsen sorgt das dafür, dass Anleger das Edelmetall trotz aller politischer Risiken als sicheren Hafen scheuen. Auch wenn das den Gold Bugs nicht passt.
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