Die Grossbank überrascht mit einem Zweitquartalsgewinn. Die Börse applaudiert. Die Analysten kommentieren jedoch eher zurückhaltend.
Credit Suisse (CSGN 11.77 1.9%) hat am Donnerstagmorgen mit einem Zweitquartalsgewinn von 170 Mio. Fr. überrascht (hier die Details). Die Aktien notieren im frühen Handel mit Avancen um 2%.
Hier eine Übersicht über die Kommentare der Analysten:
Huw Van Steenis, Morgan Stanley:
«Credit Suisse hat die niedrigen Erwartungen übertroffen. Der Gewinn liegt rund 400 Mio. Fr. höher als die Konsensschätzung. Der Grund dafür sind primär niedrigere Kosten für Restrukturierungen und Rechtsfälle. Die Eigenkapitalrendite (Return on Tangible Equity, ROTE) von lediglich 1,7% zeigt aber, wie gross die Herausforderungen im Geschäftsmodell der Bank nach wie vor sind. Die Nettogeldzuflüsse im Private Banking zeigen ein starkes Momentum. Auf dem gegenwärtigen Kursniveau sind die Aktien mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,6 bewertet. Kurzfristig dürften die Titel Unterstützung erhalten.»
Van Steenis gibt ein Kursziel von 12 Fr. und stuft die Aktien mit «Equal-weight» ein.
Peter Casanova, Kepler Cheuvreux:
«Credit Suisse liefert ein überraschend gutes Resultat, deutlich besser als befürchtet. Der Umsatz hat sich verbessert, im Kostenmanagement wurden Fortschritte erzielt, die Bilanzrelationen haben sich ebenfalls verbessert. Die Nettogeldzuflüsse sind im Branchenvergleich beachtlich. Wir erwarten eine Erholungsrally.»
Casanova gibt ein Kursziel von 12 Fr. und stuft die Aktien mit «Hold» ein.
Chirantan Barua, Bernstein:
«Die grosse Überraschung im zweiten Quartal waren die Nettogeldzuflüsse von 11,3 Mrd. Fr., was deutlich über den Erwartungen lag. Das grösste Wachstum wurde in Asien verzeichnet. Allerdings hat Credit Suisse die rund 5 Mrd. Fr. Nettogeldzuflüsse in Asien hauptsächlich mit der Vergabe von Krediten (+7%) erreicht. Das ist eine nicht nachhaltige und gefährliche Strategie in diesem Markt. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass Credit Suisse im Verlauf des nächsten Jahres eine weitere Kapitalerhöhung benötigen wird.»
Barua gibt ein Kursziel von 6 Fr. und stuft die Aktien mit «Underperform» ein.
Remo Rosenau, Neue Helvetische Bank:
«Trotz nach wie vor erheblicher Verluste in der Abwicklungseinheit ist es der CS gelungen, im zweiten Quartal einen Gewinn vor und nach Steuern auszuweisen – und zwar nicht nur auf Konzernebene, sondern auch in allen operativen Einheiten. Dazu kommt, dass sich die Kapitalquoten verbessert haben. Wir gehen davon aus, dass die Wahldividende unterstützend gewirkt hat. Alles in allem sieht das Ergebnis erfreulich aus, doch ob eine Schwalbe bereits einen Sommer macht, bleibt abzuwarten. Die regulatorischen und marktbedingten Rahmenbedingungen bleiben schwierig. Ein weiterer Ausbau der Kapitalbasis und Reduktion der Risiken bleibt unerlässlich. Mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,5 handeln die CS-Aktien mit einem Abschlag von gegen 25% zum globalen Grossbankensektor. Die erwartete Dividendenrendite mag mit 5,4% zwar attraktiv anmuten, doch für uns ist dies in Anbetracht der regulatorischen und markttechnischen Herausforderungen kein Kaufargument. Bei Grossbanken bleiben wir fundamental zurückhaltend.»
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