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18:27 Uhr - 26.01.2016

Der Franken lässt sich nicht aus der Ruhe bringen

Seit vergangenem Sommer lässt sich der Franken-Euro-Kurs nicht mehr von Marktturbulenzen beirren. Die SNB dürfte ihren Teil dazu beigetragen haben.

Nichts kann dem Franken-Euro-Kurs derzeit etwas anhaben, weder die Börsenbaisse noch die Europäische Zentralbank (EZB), die den Euro schwächen will. Noch im Sommer traute kaum jemand dem Aufwärtstrend des Wechselkurses. Doch der Anstieg hat sich fortgesetzt, d. h. der Franken wertete sich ab. Selbst in den Marktturbulenzen seit Anfang Jahr scheint der Franken als sicherer Hafen nicht gefragt zu sein. Der Kurs kletterte am Montag über 1.10 Fr./€, erstmals seit September. Am Dienstag erreichte er auf 1.1053 Fr./€ das Höchst, seit die Schweizerische Nationalbank (SNB (SNBN 1080 0%)) am 15. Januar 2015 den Mindestkurs aufgehoben hat.

Griechenland gut, alles gut scheint die Losung am Devisenmarkt zu lauten. Im Sommer drückte die Furcht vor einem Aufflammen der Eurokrise den Wechselkurs nach unten. Seither lässt sich das Währungspaar nicht mehr beirren. Anfang September kündigte EZB-Chef Mario Draghi zusätzliche Liquidität an, was den Euro schwächen würde, aber der Kurs stieg nach einer Verschnaufpause weiter.

Am vergangenen Donnerstag hat Draghi erneut unmissverständlich signalisiert, dass an der nächsten EZB-Sitzung im März die Geldpolitik wohl gelockert wird. Auch diesmal ist der Wechselkurs beharrlich nach oben geklettert.

Zu erwarten wäre das Gegenteil. «Die EZB ebnete mit ihren sehr ‹dovishen› Äusserungen den Weg für weitere Stimuli. Die SNB könnte gezwungen sein nachzuziehen, wenn sie keine weitere Ausweitung ihrer Bilanz – die nun bei fast 100% des BIP steht – will», erklärt Nannette Hechler-Fayd’herbe von Credit Suisse (CSGN 17.69 0.23%) (CS). Vermutlich will Draghi den massgeblichen Leitzins von derzeit –0,3% senken, wenn auch nicht allzu weit. Hechler-Fayd’herbe «bezweifelt, dass die EZB bei ihrem Einlagenzins tiefer gehen dürfte als –0,5%».

Dennoch würde damit die Zinsdifferenz zwischen Euro und Franken schmelzen, der Leitzins der SNB steht auf –0,75%. Schwindet der Zinsnachteil des Frankens, nimmt der Aufwertungsdruck zu.

Diesen pariert die SNB mit Interventionen. Ihre Bilanzpositionen deuteten auf regelmässige Devisenkäufe, analysierte CS vorige Woche, und fügte nach Draghis Äusserungen hinzu: Der Franken hätte sich angesichts der herrschenden Risikoaversion vermutlich anders verhalten, «wenn die SNB nicht verstärkt an den Devisenmärkten interveniert hätte».

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