Der Vakuumtechnikspezialist erhält die Jahresprognose trotz eines mageren dritten Quartals aufrecht. Um sie zu erfüllen, braucht es einen Exploit.
Ist es das Prinzip Hoffnung, das Inficon (IFCN 605.5 -7.56%) veranlasst, die Jahresprognose zu bestätigen, oder hat das Management Gründe für einen fulminanten Schlussspurt? Ein solcher ist nötig, um das Ziel eines Umsatzes von rund 400 Mio. $ und einer am Betriebsgewinn (Ebit) gemessenen Marge von etwa 19% zu erreichen.
An der Börse überwiegt Skepsis, grosse Skepsis, angesichts der Kursreaktion auf den Zwischenbericht zum dritten Quartal: Die Aktien Inficon gaben massiv nach.
Nach den ersten neun Monaten stehen erst 285 Mio. $ sowie 17,1% zu Buche. Im dritten Quartal waren es 93 Mio. $ und 17,5% (vgl. Tabelle). Um die Prognose zu erfüllen, braucht es nicht weniger als das beste Quartal aller Zeiten. Das sei nicht unmöglich, sagte CEO Lukas Winkler an der Telefonkonferenz, bedürfe aber sehr grosser Anstrengungen.
CEO sieht Chancen
Winklers Optimismus hat im Wesentlichen drei Gründe. Erstens sehe der Trend positiv aus. Zweitens gab es eine Verzögerung von Auslieferungen im dritten Quartal; sie fallen nun ins vierte. Und drittens verfüge Inficon über einen «ungewohnt hohen» Auftragsbestand. Zusammen mit etwas Hilfe von Umsatzverbuchungen in letzter Minute könnte es reichen. Andererseits ist sich Winkler auch bewusst: «2019 bleibt herausforderungsreich.»
Die Zahlen zum dritten Quartal verdeutlichen das. Sie kamen deutlich unter den Erwartungen von Analysten zu liegen. Verglichen mit dem guten Vorjahresquartal resultiert ein teils markanter Rückgang. Gemessen am Vorquartal ergibt sich ein stabileres Bild: Zwar wurden 3,5% weniger umgesetzt, dank eines höheren Ebit konnte die Marge jedoch von 16,3 auf besagte 17,5% erhöht werden (vgl. Tabelle).
Die unerwartet magere Ausbeute im Berichtsquartal liegt nicht allein an verzögerten Auslieferungen. Der Anbieter von Vakuuminstrumenten, Sensortechnologie und Prozesskontrollsoftware bekommt auch die Auswirkungen der handels- und geopolitischen Unsicherheit zu spüren.
Halbleiterindustrie lahmt weiter
«Die erhoffte Erholung am Halbleitermarkt ist noch nicht eingetroffen», sagte der CEO. Die Entwicklung in Inficons Zielmarkt Semi & Vakuumbeschichtung, dem grössten und wichtigsten, reflektiert das. Hier setzte Inficon in der Periode Juli bis September nicht nur 9,5% weniger um als im Vorjahresquartal, sondern auch knapp 4% weniger als im Vorquartal.
Namentlich die für das zweite Halbjahr erwartete Erholung in Teilen Asiens ist gemäss Inficon weitgehend ausgeblieben, vorerst. Inwiefern das auch VAT Group (VACN 123.8 -2.79%) tangiert hat, wird sich am 24. Oktober im Trading Update des Marktführers bei Vakuumventilen zeigen. Die Aktien VAT sind jedenfalls etwas unter Druck gekommen.
So oder so muss die Hoffnung auf eine Erholung im Ausrüstermarkt für die Halbleiter- und die Displaybranche einmal mehr verschoben werden. Sie liegt nun auf dem kommenden Jahr – und auf ersten Impulsen im laufenden Quartal. Immerhin: Der Verkauf von Produkten für neue Technologien entwickle sich erfreulich, betonte Inficon-Chef Winkler.
Aktien sind haltenswert
Die FuW-Gewinnschätzung für 2019 wird auf umgerechnet 23 Fr. je Aktie gesenkt, ausgehend von einem Umsatz und einer Marge, die den jeweiligen Zielwert nicht ganz erreichen. Dagegen bleibt die Schätzung für nächstes Jahr mit 26.60 Fr. Gewinn je Titel nahezu unverändert.
Für das Kurs-Gewinn-Verhältnis 2020 resultiert so ein Wert von 23 – weniger als auch schon mit Blick auf das jeweils nächste Geschäftsjahr, im historischen Vergleich aber nicht auffallend günstig. Dementsprechend drängt sich ein Kauf der Valoren derzeit nicht auf. Mit Anzeichen für eine über Erwarten kräftige Erholung am Markt für Halbleiter- und Displayausrüstung ändert sich das aber rasch.
Die komplette Historie zu Inficon finden Sie hier.»
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