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15:35 Uhr - 02.03.2018

LafargeHolcim setzt mehr Mittel für Wachstum ein

Die Dividende bleibt gleich, das Aktienrückkaufprogramm wird gestoppt. Das passt etlichen Investoren nicht, die Aktien büssen viel ein.

Die Aktien von LafargeHolcim (LHN 51.46 -6.44%) büssten am Freitag 6% ein. Vermutlich waren einige Investoren enttäuscht, dass die Dividende für 2017 unverändert blieb. Im Markt war man nach der Fusion der beiden Baustoffkonzerne von stetig steigenden Ausschüttungen ausgegangen.

Zudem wurde das Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 1 Mrd. Fr. etwa bei der Hälfte gestoppt.

Offensichtlich setzt der seit Anfang September amtierende CEO Jan Jenisch neue Akzente. Er will mehr Mittel in die Förderung organischen Wachstums und in regelmässige, kleinere Übernahmen leiten, so wie er es in seiner Zeit bei Sika (SIK 7400 -2.05%) erfolgreich gemacht hat. Die Ergänzungsakquisitionen sind einfach zu integrieren.

Wenig kapitalintensive Geschäfte ausbauen

Die Investitionen sollen dabei zu einem grossen Teil auf die bedeutendsten 30 bis 35 Einzelmärkte konzentriert werden. Gleichwohl will Jenisch höchstens 2 Mrd. Fr. jährlich ausgeben, viel weniger als die früher üblichen 3 Mrd. Der freie Cashflow soll bis 2022 von 28 auf 40% des Betriebsgewinns Ebitda zunehmen.

Wie erwartet, dreht LafargeHolcim nach fast dreijährigem Schrumpfprozess den Schalter auf Expansion. Jenisch rechnet mit einem Durchschnittswachstum von 2 bis 3% des Zementmarkts. LafargeHolcim peilt pro Jahr 5% mehr an, das bereinigte operative Ergebnis soll überproportional steigen.

Chancen sieht er vor allem in den Nicht-Zement-Bereichen wie Fertigbeton und Zuschlagstoffe (Sand, Schotter, Kies). Dazu kommt ein neues Geschäftssegment, Solutions & Products (Fertigteile, Asphalt, Mörtel, Dienstleistungen etc.). Es ist deutlich weniger kapitalintensiv als das Zementgeschäft.

Wann wird wieder Aktionärswert geschaffen?

Eine Expansion in den Nicht-Zement-Aktivitäten wird helfen, das Ziel für die Kapitalrendite von mindestens 8% bis 2022 zu erreichen (vgl. Grafik). Erst ab einem ROIC von 7% beginnt LafargeHolcim, Aktionärswert zu erwirtschaften. Das war letztmals vor der Finanzkrise 2007 der Fall.

Um die operative Marge zu steigern, setzt der CEO ausserdem bei Strukturen und Kosten an. LafargeHolcim soll agiler, schlanker und kundennäher werden. Eine Managementstufe ist bereits eliminiert, die Konzernleitung etwas verkleinert worden.

Jenisch geht davon aus, binnen Jahresfrist 400 Mio. Fr. p.a. in der Konzernorganisation einzusparen. Das entspricht gemäss einer Berechnung von Morgan Stanley (MS 54.49 -2.73%) etwa 7% des für 2018 erwarteten Betriebsgewinns auf Stufe Ebitda.

Rating nicht verlieren

Der letztjährige Geschäftsabschluss bot kaum Überraschendes – bis auf Wertminderungen in der Bilanz von 3,8 Mrd. Fr., welche die neue Finanzchefin, Géraldine Picaud, nach einer eingehenden Prüfung des Portfolios vorgenommen hat.

Zwei Drittel der nicht cash-wirksamen Wertminderungen betrafen Algerien, Malaysia, Irak, Brasilien, Indonesien und Ägypten. Die Folge: ein buchhalterischer Konzernverlust, der zweite seit der Fusion Mitte 2015.

Auf keinen Fall einbüssen will der Konzern das Investment Grade (Triple-B) der Ratingagenturen. Moody’s und Standard & Poor’s haben den Ausblick für das Rating auf Negativ zurückgestuft. Das Wachstum soll 2019 daher durch den Verkauf von Vermögenswerten (Rückzug aus zwei, drei Ländern) finanziert werden.

Die Aktien von LafargeHolcim haben sich seit der Verschmelzung der beiden Baustoffunternehmen deutlich schlechter als die Papiere von HeidelbergCement (HEI 79.82 -2.73%) entwickelt. Der Wert des französisch-schweizerischen Konzerns ist in der Zwischenzeit fast ein Drittel gesunken.

Einstiegsgelegenheit

Nach der scharfen Korrektur am Freitag bietet sich geduldigen Investoren nun jedoch die Gelegenheit, in eine aussichtsreichere Zukunft von LafargeHolcim zu investieren.

Auch wenn eine gleichbleibende Dividende ausgeschüttet wird, bieten die Aktien fast 4% Rendite. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 liegt etwas unter dem historischen Durchschnitt. Und das Damoklesschwert Wertberichtigungen ist weg.

Die komplette Historie zu LafargeHolcim finden Sie hier. »

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