Die Festnahme der Spitzenmanagerin und Tochter des Gründers des chinesischen Tech-Konzerns in Kanada verschärft den Handelsstreit. Die asiatischen Börsen geben deutlich nach.
Wie in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bekannt geworden ist, ist Meng Wanzhou, die Finanzchefin und stellvertretende Verwaltungsratspräsidentin des chinesischen Telecomausrüsters Huawei, in Kanada in Haft genommen worden. Sie ist die Tochter des Firmengründers Ren Zhengfei. Wie das kanadische Justizministerium bekannt gegeben hat, ist die Massnahme aufgrund eines Rechtshilfegesuchs der USA getroffen worden.
Rivalität zwischen China und den USA
Die heftige Reaktion der Märkte auf die Festnahme Mengs hebt hervor, dass die zwei weltweit grössten Volkswirtschaften nicht nur über Zölle streiten, sondern vor allem auch über die Frage, welche Nation in Zukunft in der Spitzentechnologie führend ist. Der Hongkonger Hang Seng (Hang Seng 26156.38 -2.47%) Index liess am Montag in der Morgensitzung 2,5% nach. Der Shanghai Composite Index fiel in demselben Zeitraum über 1,2%.
Gemäss einer Meldung der kanadischen Tageszeitung «Globe and Mail» wird dem chinesischen Konzern zur Last gelegt, gegen die von den USA gegen den Iran verhängten Sanktionen verstossen zu haben. Die Anschuldigungen gehen auf das Jahr 2016 zurück, als der Iran ein mittlerweile eingestelltes umstrittenes Aufrüstungsprogramm vorangetrieben hatte.
Huawei hat in einem Communiqué die Festnahme der Finanzchefin bestätigt und gleichzeitig darauf hingewiesen, der Konzern habe keine Gesetze gebrochen und alle relevanten Exportkontrollen befolgt.
Spionagevorwürfe
Dem chinesischen Konzern wird vorgeworfen, er habe unter Umgehung der Sanktionen amerikanische Technologie an den Iran verkauft. Anders als in den meisten europäischen Staaten bleibt der Fernmeldeausrüster weitgehend vom US-Markt ausgeschlossen. BT, der grösste britische Telecomkonzern, wird, wie das «Wall Street Journal» berichtet, Huawei ebenso aus weiten Teilen des Netzes verbannen.
Obwohl Huawei sich in Privatbesitz befindet, unterhält sie enge Beziehungen zum chinesischen Staat. Firmengründer Ren Zhengfei ist ein ehemaliger hoher Offizier der chinesischen Armee. Die 41-jährige Meng gilt gemäss chinesischen Medienberichten als mögliche Nachfolgerin ihres 74-jährigen Vaters an der Spitze des Konzerns.
Am Donnerstag kamen die Aktien des in Hongkong gelisteten chinesischen Konkurrenten ZTE (763 1.68 -7.69%) sowie seiner Zulieferer unter massiven Abgabedruck. ZTE wurde wegen Umgehung von Exportbeschränkungen von den USA bereits mit einem Lieferstopp für amerikanische Spitzentechnologie bestraft.
Offizieller Protest Chinas
Die von den USA gegen ZTE verhängte Massnahme wurde erst nach der Bezahlung einer Strafe in Höhe von 1,4 Mrd. $ aufgehoben. Die Aktie von ZTE gab am Montag kurz nach Aufnahme des Handels über 6% nach.
Die chinesische Botschaft in Kanada hat gegen die Inhaftierung von Meng scharfen Protest eingelegt. Meng wird nach Angaben der kanadischen Justiz am Freitag dem Auslieferungsgericht vorgeführt.
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