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09:37 Uhr - 22.07.2016

China Vanke kämpft epische Schlacht für Unabhängigkeit

Der grösste Immobilienkonzern Chinas sucht Verbündete im Kampf gegen die Übernahme durch Baoneng Group.

Mehr als ein halbes Jahr nach dem ersten Angriff der Baoneng Group dauert die Schlacht um die Kontrolle von China Vanke weiter an. Der in der südchinesischen Wirtschaftskapitale Shenzhen beheimatete grösste chinesische Immobilienkonzern des Landes kommt auf einen Unternehmenswert von umgerechnet rund 40 Mrd. $. Aus dem anfänglich hoffnungslos erscheinenden Unterfangen eines weitgehend unbekannten Mischkonzerns ist mittlerweile allerdings ein epischer Kampf geworden, der die ganze Komplexität der sich rasant wandelnden chinesischen Wirtschaftslandschaft spiegelt.

Der Machtkampf ist damit auch zu einem Testfall für gute Unternehmensführung und die Rechte von Minderheitsaktionären geworden. Der Zeitpunkt für all das ist umso kritischer, ist die von günstigen Krediten staatlicher Banken geförderte Bauindustrie neben dem Privatkonsum doch einer der wenigen starken Wachstumsmotoren der chinesischen Wirtschaft.

Beteiligung über Töchter aufgebaut

An die Öffentlichkeit gelangt ist das Drama erstmals vergangenen Dezember, als Baoneng mitteilte, dass sie über eine Reihe von Tochterunternehmen 22% der Titel von Vanke erworben habe. Darauf reagierte der Gründer und Verwaltungsratspräsident des Übernahmekandidaten nicht nur mit einer verbalen Salve, sondern auch mit einem scheinbar geschickten politischen Schachzug. Wang Shi sagte, dass Yao Zhenhua, der Chef von Baoneng, ein Barbar sei, dem es an persönlicher Vertrauenswürdigkeit fehle. Auch liess er nicht unerwähnt, dass Baoneng den Übernahmeversuch mit sehr teurem Fremdkapital finanziert.

Gleichzeitig lud er einen der bisher grössten Aktionäre Vankes, Anbang Insurance, ein, die Beteiligung im Zuge einer Kapitalerhöhung aufzustocken. Die privat kontrollierte Versicherungsgesellschaft hat im Vorjahr durch den Kauf des New Yorker Luxushotels Waldorf Astoria für Aufsehen gesorgt. Wu Xiaohui, der Verwaltungsratspräsident von Anbang, ist mit der Grosstochter von Deng Xiaoping, dem ehemaligen mächtigsten Mann Chinas, verheiratet und hat damit einen direkten Draht zu den heutigen höchsten Entscheidungsträgern des Landes.

Widerstand gegen Giftpille

Doch die durch die Ausgabe von in der Landeswährung Yuan notierten Aktien drohende Verwässerung der Beteiligungen stiess bei anderen einflussreichen Aktionärskreisen auf heftige Ablehnung. Die Transaktion wird als Giftpille gewertet. An vorderster Stelle zu Wort meldete sich China Resources. Der staatliche Mischkonzern hat mehrere Töchter, die unter anderem an der Börse Hongkong kotiert sind, so China Resources Land (1109 2.33 1.3%), die die Vanke-Beteiligung in ihrer Bilanz führt.

Der Handel der an der Börse Shenzhen kotierten Vanke-Titel blieb – anders als derjenige der an der Hongkonger HKEx gehandelten Aktien – von Mitte Dezember bis zum 3. Juli suspendiert. Die temporäre Waffenruhe war aber spätestens zu dem Zeitpunkt vorbei, als Baoneng mitteilte, sie habe ihre Beteiligung an Vanke auf 24,9% hochgefahren, also unmittelbar an die Schwelle von 25%, von der an ein formelles Übernahmeangebot gemacht werden muss.

Verteidigungsdispositiv verbessert

Zwei Tochtergesellschaften von Baoneng haben mittlerweile auch die Einberufung einer Hauptversammlung verlangt. Allerdings hat Vanke in den vergangenen Monaten auch das Verteidigungsdispositiv verbessert. So vor allem durch die vorgeschlagene Partnerschaft mit dem von der lokalen Regierung kontrollierten U-Bahn-Betreibers Shenzhen Metro (MEO 28.505 -0.45%) Group, der im Zuge des vorgeschlagenen Tausches von Land gegen Aktien mit einem Schlag zum grössten Anteilseigner von Vanke würde.

Aufsehenerregend ist bei all dem nicht die Übernahmeschlacht selbst, sondern dass der schier allmächtige Staat bisher noch kein Machtwort gesprochen hat. Das könnte ein Zeichen sein, dass Peking im Zuge der wirtschaftlichen Öffnung den Marktkräften freieren Lauf lassen will. Wahrscheinlicher allerdings ist, dass hier verschiedene mächtige politische Fraktionen unterschiedliche Interessen verfolgen.

Austausch des Managements umstritten

Dabei scheint die Partnerschaft mit Metro zumindest für Vanke Sinn zu machen, würde sie doch so in den Besitz sehr wertvollen Grundbesitzes nahe der Grenze zu Hongkong kommen, das bald an das landesweite Netz von Hochgeschwindigkeitszügen angeschlossen sein wird.

Die Ratingagentur Moody’s hat schon einmal zu verstehen gegeben, dass der von Baoneng und offenbar auch von China Resources vorangetriebene Austausch des Spitzenmanagements von China Vanke nicht im Interesse des Unternehmens wäre, «das dank einer umsichtigen Führung jahrzehntelang auf Wachstumskurs gehalten worden ist». Das japanische Finanzhaus Nomura empfiehlt die Vanke-Aktie (Kurs derzeit 15.52 HK-$) mit Kursziel von 22.70 HK-$ zum Kauf.

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